Bruckner im Ars Electronica Center: Mit Kopfhörern durch das 19. Jahrhundert spazieren und die erste Geige im Bruckner Orchester spielen
LINZ. Mit zwei eigens geschaffenen Erlebniswelten startet das Ars Electronica Center ins Brucknerjahr 2024. In beiden Fällen gilt: Anschauen und Zuhören alleine reicht nicht. Die Ausstellung „Being Anton?“ entführt in das 19. Jahrhundert, das Deep Space-Programm „Playing Anton!“ lässt selbst zum Komponisten werden. Eröffnet werden die beiden neuen Welten am 31. Jänner, sie stehen ab 1. Februar und das ganze Brucknerjahr 2024 über am Ars Electronica-Programm.
Der Klangraum „Being Anton“ lädt ein, interaktiv zu erfahren, wie Bruckner seine Welt wohl erlebt haben mag. Eine Zeit der Umbrüche, der Industriellen Revolution, eine Welt, in der die Dampflok 60 km/h schnell fährt, der Suezkanal gebaut wird, die Glühbirne auf den Markt kommt.
Mit Kopfhörern durch das 19. Jahrhundert spazieren
Was der mit Kopfhörern ausgestattete Besucher hört, hängt davon ab, wo er sich befindet. Pferdehufe symbolisieren Bruckners Alltag in Wien, gelesene Tagebucheinträge geben Einblick in sein Gefühlsleben, Zeitungstitelseiten charakterisieren das Zeitgeschehen, bevor der Klang von Orgelmusik die Geschichte durchdringt und Orchesterklänge die Ausstellung erfüllen. Spannende und kuriose Geschichten kann der Besucher in der Ausstellung erfahren, etwa auch durch Faksimile Drucker alter Zeitungen mit Kritiken zu Bruckners Konzerten blättern. Ein unkonventioneller Audiowalk wurde entworfen.
Wie der Besucher diesen gestaltet, ist ihm selbst überlassen. Mittels Trackingsystem funktioniert die Steuerung des Gehörten. Die einzelnen Soundscapes gehen dabei ineinander über, werden lauter und leiser. Analoge Infotafeln, Fotografien und Originalzitate von und über Bruckner ergänzen den Spaziergang durch das 19. Jahrhundert. Die Ausstellung zeige viele Spuren Bruckners, die man entdecken könne, so Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter Ars Electronica. „Es geht um die enormen technischen Entwicklungen in der Lebenszeit Bruckners, aber auch um gesellschaftliche.“
Mit 3D-Brille das Bruckner Orchester dirigieren
Von der Ausstellung „Beeing Anton?“ hinein ins Deep Space werden die Kopfhörer gegen 3D-Brillen getauscht. Dort warten schon Chefdirigent Markus Poschner und das Bruckner Orchester Linz - in virtueller Gestalt. Das Scherzo aus Bruckners 9. Sinfonie wird zum spielerischen und interaktiven Erlebnis. Das Publikum wird dabei selbst zum Dirigenten, indem sie steuern, ob Celli, Oboen oder Schlagwerk im Vordergrund stehen sollen. Dabei kann eine ganze Gruppe das Orchester „spielen“. Zum besonderen Erlebnis wird das Spiel durch eine 3D-Brille, die komplett eintauchen lässt und faszinierende Eindrücke entstehen lässt.
„Die Idee ist es, zu erforschen: die Klangfarben, die Kommunikation zwischen den Instrumenten“, erzählt Ali Nikrang, Artist im Ars Electronica Futurelab. Norbert Trawöger, Leiter der OÖ KulturExpo und Künstlerischer Direktor des Bruckner Orchesters: „Das Publikum kann das Orchester als Klangkörper mit all ihren Zahnrädern erleben.“
Ab 1. Februar zu erleben - Themenwochenende
Beide Erlebniswelten können ab 1. Februar besucht werden. Am 3. und 4. Februar wartet ein Themenwochenende: die Führung „Playing, Being … Experiencing Anton“ feiert Premiere und „Playing Anton“ wird an beiden Tagen zweimal gezeigt (um 11 und um 16.30 Uhr). Im Anschluss ist die Ausstellung, die in die Dauerausstellung im Ars Electronica Center integriert ist, täglich zu den Museumsöffnungszeiten zu sehen. „Playing Anton“ im Deep Space wird immer um 16.30 ausführlich erlebbar, Teile des Programms auch in die Best of-Präsentationen im Deep Space integriert.
Speziell auf Volksschulkinder (3. und 4. Klassen) zugeschnitten startet im April dann auch die Highlightführung „AnTon und Töne“. Ab Eröffnung der großen Bruckner-Ausstellungen in St. Florian und Ansfelden (Mai) wird es auch ein Kombiticket geben.
Stimmen zur Ausstellung
Landeshauptmann Thomas Stelzer freut sich bereits auf die Eröffnung: „Die zwei Beiträge des Ars Electronica Centers zum Brucknerjahr 2024 stellen die spannende Frage: Was macht Musik mit uns, wozu befähigt sie? Die Ausstellung schafft den Dreh, die Zeiten Bruckners mit ihm zusammenzubringen.“
Bürgermeister Klaus Luger: „Bruckner aus einem anderen Blickwinkel steht im Ars Electronica Center im Zentrum. Er lebte in einer Zeit der großen Umbrüche, die einige Parallelen mit der heutigen Zeit aufweist - wo wir vor der Revolution mit Klimawandel und Digitalisierung stehen. Das AEC ist perfekt für diese Themenstellung.“
Kultur-Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer unterstreicht: „Ich bin mir sicher, dass wir mit dieser Ausstellung viele internationale Gäste anziehen. Bruckner wird außerhalb der Konzertsäle zugänglich gemacht, auch der Jugend, Schulen und natürlich der heimischen Bevölkerung.“
Für die Kulturdirektorin des Landes OÖ, Margot Nazzal ist klar: „Die KulturExpo will Bruckner nicht nur als Musiker, sondern in seiner ganzen Vielschichtigkeit zeigen. Im Ars Electronica Center kommt es zu einer spannenden Verknüpfung zwischen Bruckners Werk und Technologie.“
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