„Sex in Linz“: Kulturverein Etty erzählt die Geschichte der sexuellen Dienstleistung in Linz
LINZ. Unter dem Titel „Sex in Linz“ erzählt der Kulturverein Etty die Geschichte der sexuellen Dienstleistung in Linz – als Realsatire mit Herz, Humor und Tiefgang. Premiere ist am Samstag, 16. November, in der Tribüne, dem früheren Pornokino Eisenhand.
Tina (dargestellt von Bettina Buchholz) ist die Putzgröße im Sexgeschäft in Linz, ihre Reinigungsfirma „Sauber und Diskret“ die Nummer eins in der Rotlicht-Szene. Bevor sie nach 45 Jahren in Pension geht, erzählt sie an ihrem letzten Arbeitstag, wie das Sexgeschäft in Linz das Laufen lernte.
Alles begann 1979 im Sexkino Eisenhand, wo der Pornoklassiker „Josefine Mutzenbacher – wie sie wirklich war“ lief. Kurz darauf eröffnete in der Goethestraße die österreichweit erste Peepshow. Weiter geht es mit der umtriebigen Domina Frau Eva, die als Puff-Mutter das Bordell Ostende übernahm und schon Anfang der 90er eine Sexarbeiterinnen-Gewerkschaft forderte. Sister Sol, eine Ordensschwester aus Manila, kam daraufhin nach Linz. Die Caritas OÖ eröffnete 1997 dann die Beratungsstelle Lena in Linz. 2023 entstanden die ersten Puppenhäuser. Die Sexdolls werden vorgewärmt und nach Wunsch gekleidet. Tina ist froh, dass sie in Pension gehen kann und nicht auch noch die Puppen reinigen muss.
45 Jahre Sexarbeit zusammengefasst
Was an der Produktion wahr ist? „Alles. Die Geschichte der Sexdienstleitung in Linz ist interessant wie auch urkomisch. Ich meine, die Sexpuppen haben Linzer Festnetznummern. So was kann man gar nicht erfinden“, lacht Johannes Neuhauser. Oder zu Frau Eva: „Sie war nicht nur Puff-Mutter, sondern hat auch Gedichte geschrieben. Wir lesen eines sogar im Stück vor.“
Seit vier Jahren arbeitet er an der Produktion. Die Thematik begleitet den 67-Jährigen aber schon sein Leben lang. „Als ich ein Kind war, war im Haus gegenüber ein rot beleuchtetes Fenster und irgendwie wusste ich, dass an dem Männerbesuch, der da ein- und ausging, was anders war.“ Auf der anderen Seite lag wiederum ein Klosterkindergarten. „Ich bin sozusagen dazwischen aufgewachsen.“
Später hatte er als Sozialarbeiter und Psychotherapeut immer wieder Kontakt mit Sexdienstleisterinnen in Linz und mit der Leitung von Caritas Lena. Für den ORF drehte er zudem eine Dokumentation über Sexarbeiterinnen in Österreich und Manila.
Aus all seinen Notizen der vergangenen 45 Jahre ist eben diese Produktion entstanden, in der die Schicksale verschiedenster Menschen zusammengefasst und mit zahlreichen Fotos und Videoschnipseln, unter anderem von Sexdienstleisterin Astrid W., untermalt werden.
„Wer aber Schlüpfrigkeiten oder Nacktszenen erwartet, ist bei uns falsch. Dafür haben wir zu viel Respekt vor Sexdienstleistern.“ Man beziehe auch keine Stellung, sondern wolle zeigen, dass es eben kein Schwarz-Weiß-Thema ist. Für ihn das Wichtigste aber: „Das Stück soll Spaß machen, weil dafür geht man ins Theater, um sich zu unterhalten.“
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