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Stark, schlau, sexy, schlank und selbstbewusst? Ausstellung über das Mädchensein im Lentos Kunstmuseum Linz

Melissa Untersmayr, 17.11.2025 13:15

LINZ. Wie hat sich das Bild von Mädchen im Laufe der Zeit verändert, und welche Erwartungen lasten heute auf jungen Frauen? Die Ausstellung „Mädchen* sein!? Vom Tafelbild zu Social Media“ im Linzer Lentos lädt zu einer Entdeckungsreise durch acht Jahrhunderte weiblicher Selbst- und Fremddarstellung ein. Historische Gemälde treffen auf zeitgenössische Arbeiten, Heiligenbilder auf Selfies, und eröffnen so neue Perspektiven auf Rollen, Identität und Selbstermächtigung.

Ausstellung "Mädchen* sein" im Lentos Kunstmuseum Linz (Foto: Violetta Walkobinger)
Ausstellung "Mädchen* sein" im Lentos Kunstmuseum Linz (Foto: Violetta Walkobinger)

Das Bild des Mädchens ist alles andere als statisch. Von spätmittelalterlichen Heiligenbildern über bürgerliche Porträts bis hin zu aktuellen künstlerischen Positionen in der digitalen Ära zeigt die Ausstellung „Mädchen* sein!? Vom Tafelbild zu Social Media“, wie sich Vorstellungen von jungen Frauen, deren Körper und Identität im Wandel der Zeit verändern. Rund 160 Werke internationaler Künstlerinnen machen sichtbar, welche Zuschreibungen bis heute fortbestehen und wie junge Frauen sich selbst inszenieren.

Die Ausstellung verdeutliche, dass Frauenbilder historisch von außen definiert wurden und wie diese Vorstellungen bis in die Gegenwart hinein wirken, betont Kuratorin Brigitte Reutner-Doneus. „Von den Heiligen der christlichen Ikonografie über Opferfiguren der Märchen bis hin zu medialen Selbstinszenierungen spannt sich ein Kontinuum, in dem das Mädchen zum Symbol wird: für Tugend, Reinheit, Schönheit oder Versuchung. Mich interessiert, wie Künstlerinnen diese Zuschreibungen aufgreifen, verschieben oder unterwandern und welche neuen Erzählungen dadurch entstehen.“

Historisches und Zeitgenössisches vereint

Die Schau ist in neun thematische Kapitel gegliedert, die von der symbolischen Darstellung des „Heiligen Mädchens“ über das Bild der „Arbeiterin“ bis hin zu Pionierinnen der Gegenwart und Zukunft reichen. Sie zeigt sowohl die verletzlichen als auch die selbstbewussten Seiten von jungen Frauen, die heute zwischen sozialen Medien, gesellschaftlichen Erwartungen und eigenen Identitätsentwürfen navigieren. Historische Werke von Jakob Seisenegger oder Albin Egger-Lienz treffen hier auf zeitgenössische Positionen wie Anna Breits Serie „Teens (in their rooms)“, Isa Schieches „Dirty Care“ oder Bu Huas „Angst“, die Intimität, Selbstdarstellung und Empowerment thematisieren.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Beteiligung von Jugendlichen: „Das Zimmer“ lädt sie ein, ihre eigenen Erfahrungen einzubringen, zu diskutieren, schreiben und künstlerisch tätig zu werden. Workshops, Filmabende und Gespräche mit Künstlerinnen, Aktivistinnen und Historikerinnen ergänzen das Angebot. Ziel ist es, neue Sichtweisen auf Rollenbilder zu entwickeln und junge Frauen zu stärken.

Detaillierte Informationen zum Programm gibt es online unter www.lentos.at

Bis Anfang April 2026 zu sehen

Bürgermeister von Linz Dietmar Prammer betont den gesellschaftlichen Wert der Ausstellung: „Sie schafft Bewusstsein für Gleichstellung und eröffnet zugleich neue Perspektiven auf Geschichte und Gegenwart. Sie zeigt, wie sehr kulturelle Narrative unserSelbstverständnis prägen und wie Kunst dazu beitragen kann, diese zu hinterfragen.“ Zugleich bietet die Schau konkrete Möglichkeiten, Rechte von Mädchen und Frauen zu erkunden und sich über Initiativen wie UNICEF oder Plan International für die Ausbildung junger Frauen im Globalen Süden zu engagieren.

Die Ausstellung „Mädchen* sein!?“ läuft bis Ostermontag, 6. April 2026, im Lentos Kunstmuseum Linz und macht deutlich: Bilder prägen nicht nur unsere Wahrnehmung, sondern können auch Räume für Veränderung und Selbstermächtigung eröffnen.


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