Österreich nach Weihnachten wieder im Lockdown, ab 15. Jänner "freitesten" möglich
WIEN/OÖ/NÖ. Österreich sperrt wieder zu, nach Weihnachten, ab 26. Dezember, wird von der Bundesregierung wieder ein Lockdown verhängt. Der Handel sperrt zu, Abholservice darf es aber geben. Schulen starten ab 7. Dezember wieder, allerdings im Distance Learning. Der Lockdown gilt bis inklusive 24. Jänner. Am Wochenende vor dem 18. Jänner finden wieder Massentests statt, hier kann man sich aus dem Lockdown „freitesten“.
„Wir konnten uns bei ausführlichen Beratungen mit Experten und den Landeshauptleuten einstimmig auf einen Plan für die kommenden Wochen und Monate nach dem Weihnachtsfest einigen“, so Bundeskanzler Sebastian Kurz. Der letzte Lockdown habe Wirkung gezeigt, aber die Zahlen seien nach wie vor auf zu hohem Niveau.
„Die einfache Frage sei: reicht der bisherige Kurs. Die Antwort ist klar“, so auch Gesundheitsminister Rudi Anschober. Laut Prognosen von Experten würden sich die Zahlen ohne weitere Maßnahmen auf hohem Niveau einpendeln und über die Feiertage und bis zu Neujahr wieder ansteigen. „Das ist deutlich zu viel für das Gesundheitssystem“, so Anschober, der erneut auf eine anstehende Grippewelle hinweist und darauf, dass verschobene OPs nachgeholt werden müssen.
Daher setze man ab 26. Dezember wieder auf schärfere Maßnahmen und im Anschluss an den Lockdown auf breitflächiges und regelmäßiges Testen, „um durchzukommen, bis zu dem Zeitpunkt, wo die Impfung greift“, so Kurz. Eine Rückkehr zur Normalität sieht er weiter bis zum Sommer, der Start der Impfung in Österreich ist für 27. Dezember angekündigt.
Österreich ab 26. Dezember wieder im Lockdown: Handel wieder zu
- Ab 26. Dezember werden der Handel und körpernahe Dienstleister wieder geschlossen. Für die Mitarbeiter gebe es wieder das Kurzarbeits-Modell, bis Jahresende noch den Umsatzersatz, ab 2021 dann den Fixkostenzuschuss.
- Im Handel möglich ist trotz Lockdown aber ein Abholservice, mit dem „Click und Collect“-System.
- Nun doch nicht erst am 11. Jänner, sondern normal am 7. Jänner startet die Schule wieder – allerdings im Distance Learning - bis zum 15. Jänner. Details soll der Bildungsminister am Samstag nennen.
- Von 26. Dezember bis inklusive 17. Jänner gelten wieder Ausgangsbeschränkungen rund um die Uhr. Aus vier Gründen darf der private Wohnraum verlassen werden: berufliche Verpflichtungen, Erfüllung von Grundbedürfnisse, anderen helfen, Sport oder sich die Füße vertreten.
Freitesten ab 15. Jänner, Testpflicht für Berufsgruppen
Am Wochenende vor dem 18. Jänner (15./16./17. Jänner) wird ein weiterer Massentest in Österreich stattfinden, Teilnehmer können sich dabei aus dem Lockdown „freitesten“. „Alle die bereit sind, an der Testung teilzunehmen, können ab 18. Jänner wieder den Handel, Kultur und Gastro besuchen und Dienstleistungen in Anspruch nehmen“, so Kurz. Für alle die nicht bereit sind zum Test, gilt der Lockdown eine Woche lang weiter, bis 24. Jänner.
Darüber hinaus wird es ab 18. Jänner regelmäßige Testung von großen Bevölkerungsgruppen geben. „Ab 18. Jänner werden gewisse Berufsgruppen regelmäßig getestet werden – einmal pro Woche“, so Kurz. Gemeint sind Berufsgruppen mit intensiverem Personen-Kontakt - Lehrer, Elementarpädagogen, Friseure, körpernahe Dienstleister, Gastro-Mitarbeiter mit Kundenkontakt, Handels-Mitarbeiter mit Kundenkontakt, Zugschaffner und natürlich auch Gesundheitsberufe, wo es das Konzept schon gebe, nennt Anschober Beispiele.
Kurz weist darauf hin, dass es schon jetzt viele Gruppen gäbe, die sich regelmäßig testen lassen müssten. „Wer partout nicht möchte, hat die Möglichkeit, sich nicht testen zu lassen, muss dann aber im Beruf oder beim Einkauf FFP2-Maske tragen.“
Es werde für diese verpflichtenden Tests, aber auch für Menschen, die einen negativen Test brauchen, weil sie etwa auf Urlaub fahren wollen, eine breite, flächendeckende und dauerhafte Infrastruktur geben, wo man sich gratis testen lassen könne, versichert Kurz.
Kultur und Gastro sollen am 18. wieder öffnen - Teilnahme nur mit negativem Test
Ziel sei es, mit 18. Jänner auch wieder Kultur, Tourismus und Gastro zu öffnen - „das geht aber nur, wenn wir auf Testungen setzen“, so Kurz. „Ab 18. Jänner ist damit zum Beispiel Urlaub in Österreich möglich, wenn vorher ein Test durchgeführt wird.“
Für Veranstaltungen aber gibt es deutliche Einschränkungen: Ein Besuch etwa im Theater ist nur möglich, wenn ein aktueller negativer Test vorliegt. Es gilt eine Auslastung von nur 50 Prozent der Maximalkapazität, maximal 500 Teilnehmer Indoor und 750 Teilnehmer Outdoor, erläutert Vizekanzler Werner Kogler.
Und: „Auch nach dem 18. Dezember werden die Ausgangsbeschränkungen noch von 20 bis 6 Uhr bleiben, abendliche Kultur wird es in gewohnter Form also noch nicht geben“, so Kogler. „Ich weiß, das ist gravierend, aber wir tasten uns heran“.
Ähnliches werde für das Publikum von Sportveranstaltungen gelten.
Outdoor-Sportstätten bleiben offen
Outdoor-Sportstätten bleiben geöffnet, mit Einschränkungen wie den Abstandsregeln. Für den Wintersport heißt dass, dass Loipen offen bleiben, auch Eislaufen möglich ist.
Für Skilifte und Aufstiegshilfen gilt: Diese dürfen wie geplant ab 24. Dezember genutzt werden. Der Bund legt grundsätzliche Regeln vor, die von den Ländern ausgeweitet und näher bestimmt werden können. Es gilt etwa in Gondeln FFP2-Masken-Pflicht.
„Ersuche dringend, Virus ernst zu nehmen“
„Ich bin überzeugt, dass es viel Kritik geben wird an jeder einzelnen Maßnahme – am Distance Learning, an der Schließung von Teilen der Wirtschaft, an der Testpflicht. Ja, ich gebe zu: am schönsten wären keine Einschränkungen, keine Tests und trotzdem keine Kranke und Tote. Das geht leider nicht in Zeiten der Pandemie. Ohne Einschränkungen haben wir keine Möglichkeit, weiterzukommen. Öffnungsschritte sind nur möglich, wenn wir auf intensives Testen setzen“, so Kurz.
„All jene, die nach wie vor nicht an das Virus glauben, die sagen, so schlimm ist das nicht, möchte ich dringend ersuchen, diese Erkrankung, dieses Virus ernst zu nehmen. Es sterben in Österreich täglich über 100 Menschen. Für viele ist die Erkrankung ohne Symptome und ohne Probleme, für andere aber ist sie brandgefährlich. Darum müssen wir solidarisch als Gesellschaft diesen Weg gehen, ich bitte Sie zu unterstützen, es liegt an uns allen, wie wir durch das nächste halbe Jahr kommen“, so der Bundeskanzler.
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