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Radverkehr und Linz – Politiker im Gespräch

Tips Jugendredaktion, Tobias Lindorfer, 28.09.2016 17:48

JUGENDREDAKTION. Mit dem Rad unterwegs zu sein, ist in Linz nicht immer einfach. Plötzlich endende Radwege, gefährliche Straßenstücke, schlechte Beschilderung – auf solche Schikanen trifft man in der Landeshauptstadt häufig. Wie sieht die Politik die Situation? Was sollte getan werden und, vor allem, was wird getan? Wir haben Markus Hein, Stadtrat für Verkehr, Hochbau und Raumplanung (FPÖ), Klaus Grininger, Verkehrssprecher der Linzer Grünen und Lukas Beurle, stellvertretenden Vorsitzenden der Radlobby Oberösterreich befragt.

Mit dem Rad in Linz unterwegs
Mit dem Rad in Linz unterwegs

Daten zum Radverkehr in Linz zeichnen ein eher negatives Bild: Nur rund sieben Prozent der Fahrten werden mit dem Rad zurückgelegt – bei den österreichischen Landeshauptstädten liegt Linz an vorletzter Stelle. Laut Grininger ist die Situation „sehr durchwachsen“, Hein meint, dass „die Infrastruktur in Linz durchaus mit anderen Städten im Land mithalten kann“, gesteht aber ein, dass es noch einige Lücken gibt.

Das Budget für den Radverkehr beträgt nur 285 000 Euro pro Jahr, was von allen Parteien kritisiert wird. „Mit dem Budget kann man wirklich große Probleme nicht lösen, nur kleine Maßnahmen umsetzen“, sagt Hein. Eine Erhöhung scheitert letztlich am Gemeinderat. „Es mangelt am politischem Willen“, so Grininger.

Was kann man tun, damit mehr Linzer aufs Rad steigen? Lukas Beurle: „Es gibt nicht die „eine Maßnahme“. Ein Mischmasch aus Verbesserungen und Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig“. Es herrscht aber allgemeine Einigkeit darüber, was die größte Problemzone in der Stadt ist: Die Nibelungenbrücke. Der Radweg ist sehr schmal, die Fahrbahn liegt deutlich tiefer, was die Sturzgefahr erhöht und bei den Anschlussstellen muss man teilweise auf der Straße, wo sich die Autos mit zum Teil deutlich mehr als 50 km/h bewegen, fahren.

Die Radlobby schlägt auf ihrer Website 17 „sanfte“ Maßnahmen vor, die die gefährliche Situation mit mäßigem finanziellem Aufwand entschärfen könnten – z. B. eine 30-km/h-Beschränkung oder Warnschilder für die Autofahrer. Laut Hein seien die Vorschläge zum Teil schon mehrmals geprüft worden, vielfach aber kaum umsetzbar. Einige für machbar erachtete Schritte wie eine Radarbox, Radfahrsymbole auf der Fahrbahn und kleinere Umbauten wurden bis dato nicht realisiert. Hein spricht sich für umfangreichere bauliche Maßnahmen, z. B. eine Brückenverbreiterung oder eine Nebenbrücke für Fußgänger und Radfahrer aus – diese würden aber 2,5 bzw. 5 Millionen Euro kosten und sind damit aus der Sicht der Politiker derzeit nicht finanzierbar.

Der Stadtrat favorisiert aber eine ganz andere Möglichkeit: Sobald die Donaubrücke des Westringes fertiggestellt wird (nach derzeitigem Stand 2020), soll auf der Nibelungenbrücke ein Teil der Fahrbahn für den Radverkehr reserviert werden – das im Stadtzentrum nach den Prognosen um acht Prozent sinkende Verkehrsaufkommen soll das erlauben.

Grininger hingegen wünscht sich sofortige Maßnahmen. Er spricht sich für eine Rad- und Busspur, ein LED-Warnsystem oder – wie auch Hein – für eine Brückenverbreiterung aus.

Eine andere Lösung, die immer wieder diskutiert wird, ist eine separate Radfahrer- und Fußgängerbrücke einige 100 Meter flussabwärts. Grininger ist vor allem für diese Möglichkeit, weil damit auch die Donaulände belebt werden würde. Auch Hein ist ein Verfechter des Projektes. Kritischer sieht es Beurle, da er glaubt, aufgrund der Lage würde sie von den Radlern kaum genutzt werden. Gleichzeitig befürchtet er, dass der Donausteg als Argument gegen weitere Maßnahmen auf der Nibelungenbrücke verwendet werden könnte. Aufgrund der hohen Kosten ist eine zeitnahe Umsetzung aber ohnehin unwahrscheinlich.

Neben dem Linzer Brückenproblem gibt es aber auch viele andere Situationen, die einer Lösung bedürfen. Eine große Gefahrenzone ist z. B. die Waldeggstraße, außerdem fehlt eine zusammenhängende Radroute durch die Innenstadt. „Wir werden Schritt für Schritt Lücken schließen, vieles ist aber erst nach der Westringfertigstellung möglich“, sagt Hein. Weitere Projekte sind die Nutzung der alten Trasse der Hafenbahn als Radweg sowie ein flächendeckender Fahrradverleih in der Stadt.

Ob das hehre Ziel der Linzer Stadtentwicklung, den Radverkehrsanteil bis 2020 auf 15 Prozent – also rund das Doppelte – zu steigern, erreicht werden kann, bleibt fraglich. „Es gibt einzelne Politiker, die sich engagieren, aber die meisten leider nicht. Es braucht mehr Politiker, die sich auch in der Freizeit aufs Rad setzen“, sagt Beurle. Nur so würden Bewusstsein und Engagement steigen. „Da und dort geht es immer weiter, aber wir hoffen alle auf einen größeren Sprung nach vorne, darauf dass die Politiker die Initiative ergreifen!“

Aber, so hofft Beurle, werden die Linzer Radfahrer angesichts der steigenden Benzin- und Dieselpreise und des wachsenden Umweltbewusstseins früher oder später großen Zuwachs bekommen.


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Gastuser
Gastuser
08.06.2017 10:00

Nibelungenbrücke

Klar, der Radweg ist schmal, der Randstein hoch und er endet abrupt. Ich als Radfahrer habe dennoch genug Platz und keine Angst die Brücke zu überqueren. Wenn sich die anderen Mitmenschen richtig verhalten würden. Es gilt ja bekanntlich die Rechtsregel auch mit dem Rad. Entweder kommen mir andere Radfahrer auf der falschen Seite entgegen, das den Radweg noch schmäler macht, da auch viele Fußgänger unterwegs sind. Zweitens, die Fußgänger breiten sich dermaßen aus und gehen wenn überhaupt beim klingeln auf die Seite, da sie auch den vorgesehenen Radweg benutzen. Man kann zwar viel schimpfen über die Radwege in Linz, ich muss sagen das sie nicht schlecht ausgebaut sind, auch wenn ein paar mehr gut währen. Auf dem Weg zur Arbeit mit dem Rad, der 9 Kilometer lang ist, muss ich circa 400 Meter in 30er Zonen, ohne Radweg ablegen. ???? Auch hier sind die gleichen Probleme wie schon auf der Nibelungenbrücke von mir beschrieben. Noch kurz was zum Thema Unfall. Hatte letzte Woche einen kleinen Radunfall mit einer Pkw Lenkerin. Die mich vom RADWEG abdrängte, da die gute Frau mit telefonieren beschäftigt war, anstatt sich auf den Straßenverkehr zu konsentieren.