LINZ. Die Änderung des Bebauungsplanes für den Neubau 3 der Tabakfabrik kommt in der kommenden Gemeinderatssitzung auf den Tisch, nachdem es im Wirtschaftsausschuss bereits mehrheitlich grünes Licht dafür gab. Skeptische Stimmen melden sich jedoch bereits zu Wort.
Vor 10 Jahren hat die Stadt Linz die Tabakfabrik gekauft. Seitdem hat sich das Areal zum Zentrum der Kreativwirtschaft und der Digitalisierung entwickelt. „Wir haben jetzt 1.200 Mitarbeiter in der Tabakfabrik. Das sind vier Mal so viele als es noch die Tschickbude war“, freut sich Infrastrukturreferent Vizebürgermeister Markus Hein. „Es gibt derzeit das Interesse von mehr als 600 Unternehmen, sich dort anzusiedeln. Das ist derzeit im denkmalgeschützten Bereich nicht möglich“, ergänzt Bürgermeister Klaus Luger. Um auch diesem Bedarf gerecht zu werden, soll der Neubau 3 - unter dem neuen Namen „Quadrill“ - auf dem westlichen Teil des Geländes der Tabakfabrik bis zum Jahr 2025 realisiert werden. Neben Büros und Gastronomie sollen in dem Gebäude auch Handel und Wohnen untergebracht werden.
Grünes Licht im Wirtschaftsausschuss
Ein Anteil von 25 Prozent für Wohnen ist auch der Grund, warum der Bebauungsplan geändert werden muss. Bei der ursprünglichen Widmung „Kerngebiet“ ist Wohnen ausgeschlossen. Für die Änderung gab es im Wirtschaftsausschuss bereits grünes Licht. In der Sitzung am 21. Jänner soll nun auch der Gemeinderat darüber abstimmen. Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ) zeigen sich zuversichtlich, dass auch dort das Projekt grünes Licht bekommt.
Kritik von Neos
Widerstand gibt es von den Neos. „Neos wird bei der kommenden Änderung der Bebauungsplanung für den Bauteil 3 nicht mit und sogar dagegen stimmen“, kündigt Gemeinderat Lorenz Potocnik an. Er kritisiert die Änderungen, die bei dem Projekt vorgenommen wurden. Bei der ursprünglichen Präsentation des Hochhauses wurden 81 Meter als Höhe des Gebäudes angegeben (www.tips.at/n/415242). Im Mai 2019 wurde eine Höhe von 104 Metern angegeben (www.tips.at/n/466696), bei einer Präsentation vor Anrainern im Februar 2020 rund 109 Meter. „Genau so verhält es sich mit der neuen Wohnnutzung. Ursprünglich wurde diese kategorisch abgelehnt, um Nutzungskonflikte mit der Tabakfabrik als Event- und Kulturort zu vermeiden. Plötzlich ist dies nun doch möglich“, kritisiert Potocnik. „Nicht zuletzt lehnen wir als NEOS Fraktion die Linzer Willkür bei der Errichtung von Hochhäusern ab. Im konkreten Fall wäre die Voraussetzung eine leistungsfähige öffentliche Anbindung in Form einer neuen Schienenachse gewesen. Diese kommt nicht, das Hochhaus mit einer gewaltigen Tiefgarage aber schon.“
Hinsichtlich der Nutzung für Wohnen verweist Hein darauf, dass es bei der Tabakfabrik bereits Wohnnutzung in unmittelbarer Nähe gebe, anders als zum Beispiel bei den Nestlé-Gründen. Auch gebe es jetzt bereits eine gute Anbindung des Areals mittels Bussen. Zudem werde das Gebiet künftig auch durch die geplante Stadtbahn angebunden.
Grünen fordern Nachverhandlung
Auch die Grünen stimmen diesem Vorhaben nicht zu und fordern Nachverhandlungen zwischen Stadt und Investor über den vertraglich vereinbarten Bauzins. Diese massive Aufstockung von 29 Metern widerspreche dem im Mai 2018 gefassten Gemeinderatsbeschluss, wo von einem weit niedrigeren Projekt die Rede gewesen ist. „Es kann nicht sein, dass ein Investor trotz eines Gemeinderatsbeschlusses ein deutlich größeres Projekt vorlegt und die Stadt diesen Wildwuchs mittels Änderungen des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes dann auch noch ermöglicht“, kritisiert Helge Langer, Klubobmann der Grünen Linz. „Umso unverständlicher ist es, dass die Stadt hier völlig untätig bleibt und sich bis dato geweigert hat, Nachverhandlungen über den vereinbarten Bauzins mit dem Geldgeber zu führen. Damit erhärtet sich einmal mehr der Eindruck, dass Investoren in unserer Stadt freie Hand haben.“
Kritik an den Ausmaßen des Projektes kommt auch vom Amt der Oö. Landesregierung. „Aus fachlicher Sicht wird mit den vorliegenden Lärmschutzbestimmungen auf die Erfordernisse eines möglichst wirksamen Umweltschutzes unzureichend Bedacht genommen“, heißt es unter anderem in der Stellungnahme. Zudem ist die Wahl des Standortes für ein derart hohes Gebäude „nicht nachvollziehbar“ und es sei ein weiterer Anstieg des ohnehin schon starken Verkehrsaufkommens zu erwarten. „Der Bau des Wolkenkratzers inklusive Tiefgarage wird sich definitiv negativ auf die Lebensqualität der AnrainerInnen auswirken. Das bedeutet gleichzeitig noch mehr Lärm, noch mehr Abgase und somit schlechtere Luft für die umliegenden Bewohner“, verdeutlicht Langer abschließend.
Skeptische Bürgerinitiative
Skeptisch zeigt sich auch die Bürgerinitiative „Tabakfabrik - wir reden mit“. Dass die Haupt-Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage mittels Rampenlösung auf der Unteren Donaulände/Hafenstraße bestätigt wurde, sieht die Bürgerinitiative als klaren Erfolg. Ursprünglich hätte diese in der Ludlgasse entstehen sollen. Was die Verkehrssituation rund um die Ludlgasse betrifft, sei jedoch noch einiges unklar: „Wir fordern eine sichere und verkehrsberuhigte Ludlgasse,” so Brita Piovesan Gründerin der Bürgerinitiative: „Da wir aber bisher noch keine Pläne gesehen haben, bleiben wir weiterhin skeptisch!”
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