Pandemie als Brandbeschleuniger: Personalnotstand führte zu Med Campus-Betriebsversammlung
LINZ. Die Covid-Pandemie hat die bestehenden Probleme verstärkt, so das Ergebnis bei der vom Betriebsrat MED CAMPUS abgehaltenen Betriebsversammlung mit rund 700 Teilnehmern. Wegen Personalnotstand seien täglich 140 Betten gesperrt, Personalflucht und Patientenwartelisten zerren am System, es brauche dringend einen Aktionsplan. Das Kepler Universitätsklinikum habe seit Jahren einen Plan zur gezielten Aufstockung von Pflegepersonal und Unterstützungskräften, entgegnet der Geschäftsführer.
Das Kepleruniklinikum ist mit 1.830 Betten und ca. 7.000 Beschäftigten das zweitgrößte Krankenhaus Österreichs. Mit etwa 5.000 Beschäftigten und 1.200 Betten bildet der Med Campus den größten Teil des Kepler Universitätsklinikums Linz (KUK).
„Das größte Problem stellt die massiv unterbesetzte Pflege dar“, stellte der Med Campus Betriebsratsvorsitzende und Mitorganisator Helmut Freudenthaler fest. Ein Aktionsplan, welcher der Schwere der Situation entspricht, sei nicht in Sicht. Daher sah er sich gemeinsam mit dem Betriebsratsvorsitzenden Michael Gruber gezwungen, eine Betriebsversammlung einzuberufen.
140 Betten täglich gesperrt
Aktuell seien am Med Campus täglich bis zu 140 Betten gesperrt, weil das Personal zur Versorgung der Patienten fehlt. Die Wartelisten würden zeitgleich überdimensional wachsen.
„Obwohl Gewerkschaften und Betriebsräte seit Jahren fordern, dass sogenannte Unterstützungskräfte angestellt werden, die Reinigungsarbeiten, hauswirtschaftliche Arbeiten, Hol- und Bringdienste, Dokumentationstätigkeiten übernehmen, hat die zuständige Aufsichtsratsvorsitzende LH-Stv. Christine Haberlander viel zu lange an der Anstellung hochqualifizierter Kräfte festgehalten“, reagierte Betriebsratsvorsitzender Michael Gruber mit Unverständnis.
„Um das Verhältnis der geplant aufgenommenen Patienten auf ein für die Kollegen bewältig bares Maß zu reduzieren, wurden von der Geschäftsführung/Kollegialen Führung bis zu 140 Betten gesperrt“, so Freudenthaler, dennoch hätten die ca. 5.000 Kollegen meist keine Zeit, eine qualitativ angemessene Versorgung der Patienten von der Aufnahme bis zur Entlassung sicher zu stellen. Geschweige denn dem Lehr- und Forschungsauftrag des jungen Universitätsklinikums nachzukommen. Die Sperre der Betten würde wiederum die Beschäftigten am Med Campus schmerzen, weil sie nicht wollen, dass Oberösterreicher, die dringend unsere Hilfe brauchen, warten müssen. „Seit Jahren fordern wir 'Mehr von uns', weil 'besser für alle'. Wir sagen es ist bereits 30 Minuten nach 12 Uhr! Wenn wir jetzt nicht mehr werden, müssen die Patienten noch weniger werden“, ist sich der Betriebsausschussvorsitzende sicher.
Gemeinsam mit Michael Gruber kündigt er an: „Sollten sich keine konkreten Maßnahmen zeitnahe abzeichnen, werden, wie heute in der Betriebsversammlung einstimmig beschlossen, weitere gewerkschaftliche Maßnahmen folgen!“
Kein Aktionsplan in Sicht
Die zuständige LH-Stv., Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander sei bis dato untätig geblieben, so Freudenthaler. Sie habe weder einen gemeinsamen Aktionsplan forciert oder andere Schritte gesetzt. Auch der oberste Eigentümervertreter Landeshauptmann Thomas Stelzer habe keine aktiven Schritte initiiert, um die schlimme Lage zu verbessern.
„Ein Aktionsplan, welcher der Schwere der Situation entspricht, ist von Seiten des Landeshauptmannes oder von Seiten der Führung des Kepleruniklinikums nicht in Sicht. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Gewerkschaften, Betriebsräte und die Beschäftigen sich gemeinsam mit aller Vehemenz für dringend notwendige Verbesserungen einsetzen“, bekräftigte auch Mario Kalod, Landessekretär der Gewerkschaft younion OÖ.
„Es gibt einen Plan zur gezielten Aufstockung“
Franz Harnoncourt, Vorsitzender der Geschäftsführung der OÖ Gesundheitsholding GmbH (OÖG) und des Kepler Universitätsklinikums, entgegnet: „Das Kepler Universitätsklinikum hat seit Jahren einen kontinuierlichen Plan zur gezielten Aufstockung von Pflegepersonal und Unterstützungskräften. In den vergangenen Jahren wurden zum Beispiel rund 260 Pflegekräfte und rund 40 Abteilungshelfer aufgebaut. Seit 2019 wurde zehn Prozent Pflegepersonal im Ist also tatsächlich aufgestockt. Darüber hinaus sind weitere Aufstockungen budgetiert und geplant.“
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