Bis zu 48 Wochenstunden: Griechenland führt die Sechstagewoche ein
ATHEN. Durch die Maßnahme soll dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. Von der Opposition hagelt es Kritik.
Um den fortschreitenden Fachkräftemangel zu bekämpfen, führt Griechenland ab dem 1. Juli das branchenweite Modell der Sechstagewoche ein. Schon im vergangenen September hatte die konservative Regierung ein Gesetz beschlossen, das die Arbeitszeitverlängerung ermöglicht – gültig war dieses bislang aber nur für die Lebensmittel- und Tourismusindustrie. Nun wird die Möglichkeit, sechs Tage pro Woche zu arbeiten, ausgeweitet.
Davon ausgenommen sind lediglich Beamte, für die es beim ursprünglichen Modell bleibt. Grundsätzlich steht die Option allerdings sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor zur Verfügung, insbesondere in Bereichen wie Banken, Versorgungsunternehmen und der Landwirtschaft. Neben dem Fachkräftemangel will die Regierung durch die Maßnahme auch die Häufigkeit von Schwarzarbeit eindämmen.
Modell bleibt freiwillig
Durch die Gesetzesänderung wird die maximale Arbeitszeit pro Woche von 40 auf 48 Stunden erhöht. Dazu wurden auch die Beschränkungen der Probezeit gelockert – wodurch Kündigungen im ersten Jahr der Anstellung jederzeit möglich sind. Die Möglichkeit zur Arbeitszeitverlängerung soll allerdings auf freiwilliger Basis erfolgen und nicht zur Pflicht werden.
Locken will man Arbeitnehmer mit einem Lohnaufschlag von 40 Prozent an einem Samstag und 115 Prozent an einem Sonn- respektive Feiertag. Die Arbeitszeitverlängerung soll in einem Aushandlungsprozess zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber stattfinden, Firmen müssen Beschäftigten aber nur 24 Stunden Vorlaufzeit für einen weiteren Achtstundentag einräumen.
Starke Kritik hagelte es dafür von der Opposition und den Gewerkschaften, die sich schon im September gegen das Gesetz aussprachen. Bereits jetzt arbeiten Beschäftigte in Griechenland durchschnittlich 39,8 Stunden, was Höchstwert im gesamten EU-Raum ist. In Österreich liegt der Schnitt beispielsweise bei 33,6 Wochenstunden, in Deutschland bei 34,7 Stunden. Der EU-Mittelwert beträgt 37 Stunden.
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