Dienstag 16. April 2024
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OÖ/LINZ. Die akribische Ermittlungsarbeit der Polizei hat sich bezahlt gemacht: Ein Drogenring wurde gesprengt, der in den letzten zehn Jahren über 200 Kilogramm Kokain mit Straßenverkaufswert von über 16 Millionen Euro aus der Dominikanischen Republik großteils nach Österreich geschmuggelt hatte. Drehscheibe des regen Handels war Linz. Das Vorgehen des Rings könnte aus einem Drehbuch stammen.

In solchen Trommel-Anhängern wurden die Drogen geschmuggelt. (Foto: LPD OÖ)
photo_library In solchen Trommel-Anhängern wurden die Drogen geschmuggelt. (Foto: LPD OÖ)

Ins Rollen kamen die Ermittlungen, nachdem im August 2019 am Flughafen Wien Schwechat bei einer Routinekontrolle im Gestänge der Reisekoffer einer aus der Dominikanischen Republik kommende Person rund 1,4 Kilogramm Kokain gefunden. Gleichzeitig kamen zwei Männer, die schienen, vergeblich auf etwas zu warten, den Polizisten des SPK Schwechat seltsam vor, die Männer wurden kontrolliert. Wie sich herausstellte, sollten die beiden die zuvor eingezogenen Koffer abholen und nach Linz bringen. Einer der beiden Männer lebte auch in Linz.

Der Ermittlungsbereich Suchtmittelkriminalität des Landeskriminalamtes OÖ wurde verständigt. Unter Federführung der Staatsanwaltschaft Linz wurden mit dem Büro Suchtmittelkriminalität des Bundeskriminalamtes die Ermittlungen aufgenommen.

Ähnlicher Fall in Deutschland

Schwung in die Sache kam, als im März 2021 am Flughafen Leipzig eine Postsendung aus der Dominikanischen Republik durch den Zoll sichergestellt wurde. Im Paket waren kleine Trommeln zur Verwendung als Schlüsselanhänger. Die Trommeln waren mit Kokain gefüllt. Die Zieladresse des Paketes war nicht in Deutschland, sondern wieder in Linz. Zudem wurde im März 2021 der „Postlauf“ eines solchen Paketes mit 616,50 Gramm Kokain in den USA beendet. Auch dieses Paket war wieder für einen Empfänger in Linz bestimmt.

Außergewöhnliche Dimension wurde immer klarer

„Die guten internationalen Kontakte des Bundeskriminalamtes machten sich bezahlt. Die außergewöhnliche Dimension des Falles wurde immer klarer. Intensive Ermittlungen des Landeskriminalamtes OÖ unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Linz brachten immer mehr Details ans Tageslicht und es stellte sich zunehmend heraus, dass es die Suchtgiftermittler des Landeskriminalamtes OÖ mit einem international tätigen und bestens organisierten Drogenhändlerring zu tun hatten“, erläutert das Landeskriminalamt Oberösterreich.

Ring war bestens organisiert

So wurde in der Dominikanischen Republik das Kokain gepresst und in Gegenständen des täglichen Gebrauchs versteckt. Diese wurden dann nach Österreich, in die USA, nach Italien, Spanien und Deutschland versandt oder durch bezahlte Kuriere befördert. Wie der Ermittlungen ergaben, wurde für den Transport eines präparierten Reisekoffers zwischen 3.000 Euro und 4.000 Euro bezahlt. Verstecken, Liefern, Bunkern und Verteilen des Kokains war bestens organisiert – alle in diesem Drogenhändlerring hatten klare Aufgaben. Die Mitglieder des Rings in Linz nahmen die Kokainlieferungen entgegen und sorgten für einen gewinnbringenden Verkauf. Der Gewinn wurde in unverdächtigen kleinen Teilbeträgen in die Dominikanische Republik überwiesen oder von in Österreich angeworbenen Landsleuten bei Heimaturlauben mitgenommen.

Hauptbeschuldigter kein unbeschriebenes Blatt

Der in Österreich Hauptbeschuldigte wurde aufgrund eines Europäischen Haftbefehls im April 2021 bei seiner Einreise von der Dominikanischen Republik am Flughafen in Mailand festgenommen und im Mai 2021 an Österreich ausgeliefert. Der 30-jährige Österreicher mit dominikanischen Wurzeln ist laut Polizei kein unbeschriebenes Blatt. Bereits im Jahr 2011 wurde er in der Schweiz wegen Drogendelikten zu einer Geldstrafe und in Deutschland zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Er wurde am Flughafen Frankfurt festgenommen, als er dort Kokain entgegennehmen und den Transport nach Österreich veranlassen wollte. Nach seiner Entlassung wurde er in Österreich wegen Kokainhandels zu einer 20-monatigen Freiheitsstrafe verurteilt. Auch dadurch wurde der Wiederholungstäter nicht geläutert. Nach seiner Haftentlassung begann er einen schwunghaften Suchtgifthandel im oö. Zentralraum und organisierte dann ab Ende 2017 mit Familienangehörigen in der Dominikanischen Republik die Kokainlieferungen.

17 Linzer Wohnungen durchsucht, 100 Personen vernommen

Nachdem sich die Beweislage ausreichend verdichtet hatte, durchsuchten die Suchtgiftermittler gemeinsam mit der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität im heurigen Jahr 17 Wohnungen in Linz. Dabei wurden ein halbes Kilo Kokain und andere Suchtmittel, mehr als 40 Smartphones und einige tausend Euro Bargeld sichergestellt. Zur Beweisführung wurden mehr als 100 Personen vernommen, in monatelanger akribischer Kleinarbeit rund 200.000 Fotos gesichtet und 15.000 Audio- und Videodateien ausgewertet.

Straßenverkaufswert von 16 Millionen Euro

Dadurch konnte der Handel mit mehreren Kilogramm Kokain nachgewiesen werden. Insgesamt wurden von diesem Drogenhändlerring innerhalb der letzten zehn Jahre über 200 Kilo Kokain aus der Dominikanischen Republik nach Österreich, nach Spanien, nach Italien und in die USA versendet. Der Straßenverkaufswert beläuft sich auf rund 16 Millionen Euro. Für 1.000 Gramm Kokain aus Kolumbien konnte ein besonders günstiger Einkaufspreis nachgewiesen werden. 1 Gramm des Suchtgiftes wurde dort um etwa 1,60 Euro eingekauft und in Österreich um durchschnittlich rund 60 Euro pro Gramm verkauft. Der Großteil davon wurde nach Österreich versendet und hier in unterschiedlich großen Mengen weiterverkauft. Die erzielten Gewinne waren für alle beträchtlich. Beim Verkauf eines Gramms Kokain wurden in Österreich rund 30 Euro verdient.

Linzer Kinderpsychologin unter den Großabnehmern

Trotz ihres florierenden Geschäfts lebten die festgenommenen Dealer laut Polizei bescheiden und zurückgezogen. Unter den Großabnehmern befand sich laut Polizei neben Abnehmern im Großraum Linz und Wien auch eine Linzer Kinderpsychologin, die innerhalb der letzten fünf Jahre rund 2 Kilo Kokain für ihren Eigenkonsum kaufte. Der Hauptbeschuldigte und sieben weitere Personen sind in Untersuchungshaft.


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