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Leasingautos und Scheinfirmen: Betrug in Millionenhöhe aufgedeckt

Tips Logo Karin Seyringer, 25.03.2022 12:45

OÖ/BEZIRK EFERDING/WIEN. Das Landeskriminalamt OÖ konnte einen Leasingbetrug mit Autos und Scheinfirmen aufdecken, der Schaden geht in die Millionen. Aufgerollt wurde der Fall nach einer Anzeige eines Autohauses im Bezirk Eferding im Oktober 2020. Ein serbischer Familienclan soll die Fäden gezogen haben. „Die Ermittler waren erstaunt, in welchem Umfang, mit welcher Rücksichtslosigkeit und in welcher Größenordnung die Organisation agierte“, heißt es vom Landeskriminalamt.

Beweisfotos (Foto: LPD OÖ/M.Dietrich)
photo_library Beweisfotos (Foto: LPD OÖ/M.Dietrich)

Angezeigt wurde damals ein versuchter Leasingbetrug bei einem Autokauf, Beamte des Ermittlungsbereiches Diebstahl des Landeskriminalamtes nahmen die Ermittlungen auf. Durch umfangreiche Ermittlungen gelang es den 14 Ermittlern der eingerichteten „SOKO Rolex“, den Fall zu klären.

Ausgeklügeltes Betrugssystem

Wie die Ermittlungen zutage förderten, soll eine in Wien ansässige serbisch-stämmige Tätergruppe Systemmängel und eingeschränkte Überprüfungsmöglichkeiten bei Finanzierungsanbietern ausgenutzt haben und schuf sich so ein ausgeklügeltes Betrugssystem. „Die Ermittler waren erstaunt, in welchem Umfang, mit welcher Rücksichtslosigkeit und in welcher Größenordnung die Organisation agierte“, heißt es vom Landeskriminalamt.

Obdachlose rekrutiert

Die Gruppe war demnach hierarchisch aufgebaut und bestand aus mehreren Ebenen. Ein Täterkreis war beauftragt, Personen aus dem sozialschwachen Milieu wie Obdachlose zu rekrutieren, die als Leasingnehmer auftraten. Diese Personen wurden nicht nur im Osten Österreichs, sondern auch in der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Bulgarien und Serbien gesucht und gefunden. Ihnen wurde Geld geboten, damit sie ihre Personaldaten für Betrügereien in Österreich zur Verfügung stellen. Darunter befanden sich laut Polizei auch zahlreiche Personen, die weder lesen noch schreiben konnten.

Die Organisation finanzierte auch die Ausstellung aktueller Personaldokumente, den Transport nach Österreich, die vorübergehende Unterbringung und bezahlte für Kleidung. Auch wurden sie in Österreich polizeilich angemeldet, ein Konto eröffnet und mit gefälschten Lohnbestätigungen ausgestattet.

Autos gekauft und fremdfinanziert

So wurden von den Rekruten bei verschiedensten Autohäusern in ganz Österreich Fahrzeuge zwischen 20.000 und 120.000 Euro gekauft und fremdfinanziert. Die Autos wurden dann ohne Wissen des Finanziers und somit Eigentümers wieder abgemeldet und weiterverkauft. Diese Vorgänge wiederholten sich so lange, bis sich Betrugsabteilungen der Finanzinstitute einschalteten und weitere Anfragen ablehnten. Sobald dies der Fall war, wurden die rekrutierten Personen wieder in ihr Heimatland geschickt, meist dürften sie laut Polizei auch den versprochenen Lohn nicht bekommen haben.

Auch Strohmänner für Firmen wurden rekrutiert

Als zweite Betrugsschiene wurden aus dem gleichen sozialen Milieu Geschäftsführer und Strohmänner für aufgekaufte Firmen gesucht. Diese Firmen waren operativ nicht mehr tätig und nur mehr Scheinkonstrukte. Bilanzen wurde erforderlichenfalls gefälscht und damit aktive Firmen vorgetäuscht.

Auch hier sind die Täter gleich vorgegangen wie beim Leasingbetrug - nur in noch größerem Umfang.

Geld reingewaschen

Der Gewinn aus den Betrügereien sei bei weitgehend legalen Geschäften reingewaschen worden. So wird der Tätergruppe auch Geldwäsche vorgeworfen. Ebenso werden den Betrügern massive Finanzvergehen, Sozialhilfemissbrauch und Urkundenfälschungen zur Last gelegt.

43 Personen angezeigt, Schadenshöhe derzeit über 3 Millionen Euro

43 Personen wurden laut Landeskriminalamt wegen gewerbsmäßig schweren Betruges in 111 Fällen und weiteren damit zusammenhängenden Delikten angezeigt. Acht davon sind derzeit in Haft bzw. wurden bereits zu Haftstrafen verurteilt. Die Schadenshöhe beträgt nach derzeitigem Stand über drei Millionen Euro.

26 Autos konnten noch sichergestellt werden. „Betroffen sind somit auch die Käufer dieser Fahrzeuge, die sich jetzt um ihre Fahrzeuge vor den Bezirksgerichten streiten müssen“, heißt es von der Polizei.

Dank für Ermittler-Arbeit

Gottfried Mitterlehner, Leiter des Landeskriminalamtes, würdigte die hervorragende Arbeit der Soko-Ermittler und zeigte sich sichtlich stolz, da diese Tätergruppierung eine absolute Dimension an Kriminalität an den Tag gelegt hatte. Ermittlungsleiter der Diebstahlgruppe war Rudolf Frühwirth, der den Aufwand der Ermittlungsarbeit unterstreicht. Hauptermittler war Dominik Wildberger.


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