Theater als gesellschaftlicher Motor: OÖ. Amateurtheater zeigt im Landestheater, was es kann
LINZ/OÖ. Am Landestheater Linz lebt die erfolgreiche Kooperation mit dem Amateurtheater OÖ wieder auf. Nicht nur anlässlich zweier runder Jubiläen – 70 Jahre Amateurtheater OÖ und zehn Jahre Kooperation mit dem Landestheater Linz – dürfen sich die Besucher auf ausgewählte Stücke in der Spielzeit 2022/23 freuen. Den Beginn macht die Greiner Dilettantengesellschaft am 1. November im Schauspielhaus, mit ihrer aktuellen Produktion „Der Sturm“.
Derzeit mehr als 200 Mitgliedsgruppen zählt der Landesverband des Amateurtheaters OÖ. „In faktisch jeder zweiten Gemeinde gibt es eine Amateurtheatergruppe, wir haben 7.000 Mitwirkende vor und hinter den Bühnen. Wir sind kultureller Nahversorger“, weiß Verbandsobmann Gerhard Koller.
Vom Schwank bis zur Tragödie
Der Landesverband, der die große Theaterfamilie vereint, ist bestrebt, die Freude am Theaterspiel zu fördern. „Es ist ein wahnsinnig schönes Hobby und erweitert den Horizont in jeder Hinsicht.“ Dabei bietet der Verband Ausbildungen an und ist so bestrebt, die Qualität noch weiter zu heben. „Wir sind Anlaufstelle für alles, was die Gruppen brauchen, sind dazu da, alle zu unterstützen – vom bäuerlichen Schwank bis zur Tragödie darf und soll alles sein. Mit unseren Angeboten versuchen wir, die Qualität und Freude am Spiel zu erhöhen“, erzählt Karin Leutgeb, Obmann-Stellvertreterin des Verbandes.
Landestheater-Reihe mit drei Produktionen
Bei der neuen Auflage der Theaterreihe „Amateurtheaterperlen zu Gst im Landestheater“ stehen in der aktuellen Spielzeit drei Produktionen am Spielplan. Dabei ist es den Initiatoren wichtig, die Qualität und eigene Ästhetik des Amateurtheaters zu zeigen. „Wir spielen mit Leib und Seele, Amateurtheater ist nicht nur eine Bereicherung für die Mitwirkenden, sondern für die gesamte Gesellschaft“, so Koller.
„Stürmischer Auftakt“
Den Beginn macht am Dienstag, 1. November die Greiner Dilettantengesellschaft mit Shakespeares „Der Sturm“ in einer Fassung der bekannten Regisseurin Susanne Litzow und Gerd-Theo Umberg. Um 17 Uhr wird das Stück im Schauspielhaus gezeigt, unter der Regie von Christian Hochgatterer. Auch die Greiner Dilettantengesellschaft selbst feiert übrigens 30-jähriges Jubiläum. „Mit ,Der Sturm‘ konnten wir heuer auch das neu renovierte Stadttheater mit der ersten Premiere beglücken“, freut sich Obmann-Stellvertreter Lothar Pühringer. „Wir spielen ehrenamtlich, zur Freude des Publikums“, erzählt er. Er selbst habe seine Liebe zum Theater in frühen Kindheit entdeckt, im Landestheater, beim Besuch mit der Mutter und der anschließenden Pizza 'Frutti di Mare', wie er schmunzelnd erzählt.
Die Gruppe habe sich viel von den „Großen“ abgeschaut, „was uns ausmacht ist: Wir spielen gerne ernstes Fach. Für uns als Gruppe ist das künstlerisches Sprachrohr, wir wollen etwas sagen.“
Auch Barocktheater Lambach und Theatergruppe Neuzeug dabei
Weiter geht die Reihe am 26. Februar 2023: Dann ist das Barocktheater Lambach in den Kammerspielen Linz zu Gast, mit dem Schauspiel von Yasmina Reza „Der Gott des Gemetzels“ unter der Regie von Peter A. Landerl. Die dritte Produktion: „Der Totentanz“, ein Schauspiel von Alois Johannes Lippl, gezeigt von der Theatergruppe Neuzeug, am 1. April 2021, in den Kammerspielen. Inszenierung: Thomas Hochrathner und Julia Lichtenegger.
„Verbunden durch Liebe zum Theater“
Stephan Suschke, Schauspieldirektor am Landestheater Linz, hat selbst viele Erfahrungen beim Amateurtheater gesammelt, wie er erzählt. Während seines ersten Studienjahres führte er seine erste Regie in einem Hinterhof-Theater in Berlin – und er blieb lange dabei. „Da kommen ganz unterschiedliche Leute mit unterschiedlichen Erfahrungen zusammen. Aber alles sind durch eines verbunden: Die Liebe zum Theater“, unterstreicht er auch die soziale Funktion solcher Gemeinschaften.
Der sozialen Funktion kann Landestheater-Intendant Hermann Schneider nur zustimmen. „Kommunikation und Dialog sind generell entscheidend. Auch für uns, damit wir nicht in einem Elfenbeinturm sitzen.“ Der Dialog zwischen Profis und Amateuren sei für alle bereichernd, die Liebe zum Theater verbindend. Generell bereichere die Amateurtheater-Schiene das Programm des Landestheaters. „Ich bin nicht nur sehr froh über diese Kooperation, ich sehe es auch als Verpflichtung. Wir sind ein Haus der Bevölkerung, ein Haus, das offen ist.“
Nachwuchs erwünscht
Das Amateurtheater Oberösterreich spricht sich dafür aus, das Theaterspiel als Übung an Schulen zu etablieren, „das wäre gesellschaftlich wichtig“, so Koller und Leutgeb, die in ihrer Arbeit auch einen Schwerpunkt auf Jugendarbeit legen. Denn auch mit der Corona-Pandemie sei der Zulauf von jungen Menschen zurückgegangen, und das soll geändert werden. Interessierte sind immer willkommen.
Schneider: Nach Corona müssen wir die Jugend zurückbringen, auch beim Publikum. Die Kultur ist ein gesellschaftlicher Motor. Ganze Schulklassen kommen durch Corona jetzt aber erst viel später mit Kultur in Berührung.
Service
- 1. November, 17 Uhr, Schauspielhaus Linz: Die Greiner Dilettantengesellschaft mit „Der Sturm“ - Schauspiel von William Shakespeare
- 26. Februar, 17 Uhr, Kammerspiele Linz: Barocktheater Lambach mit „Der Gott des Gemetzels“ - Schauspiel von Yasmina Reza
- 1. April, 19.30 Uhr, Kammerspiele Linz: Theatergruppe Neuzeug mit „Der Totentanz“ - Schauspiel von Alois Johannes Lippl
Infos und Karten für die Produktionen in der Reihe „Amateurtheaterperlen zu Gast im Landestheater“ unter www.landestheater-linz.at
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