„Ein Song muss etwas zu sagen haben“: Jamie Cullum im Tips-Interview und im Sommer bei Klassik am Dom Linz
LINZ. Jamie Cullum blickt mittlerweile auf eine über 20-jährige, steile Karriere zurück. Der 45-jährige Brite ist begnadeter Sänger, Songwriter und Pianist und gilt als einer der innovativsten Musiker seiner Generation. Am Samstag, 26. Juli, bringt er seine einzigartige Mischung aus Jazz, Pop und Rock in einer energiegeladenen Show zu Klassik am Dom auf den Linzer Domplatz. Tips hat sich vorab mit ihm unterhalten – und verlost 3x2 Freikarten für das Highlight.
Tips: Sie spielen bei Klassik am Dom – freuen Sie sich auf die Kulisse?
Cullum: Ich habe von der wunderschönen Kulisse gehört. Ich komme jetzt seit 22 Jahren nach Österreich, und die Shows waren immer fantastisch. Die Menschen hier kennen die Musik all meiner verschiedenen Phasen. Ich liebe es, in Österreich zu spielen. Wir werden immer gut verköstigt, bekommen immer zu viele Drinks (lacht), und es ist meistens an einem wunderschönen Ort. Deshalb kann ich es wirklich kaum erwarten, wiederzukommen.
Tips: Sie spielen sowohl große Festivals als auch kleine Clubshows. Was macht für Sie den Unterschied aus?
Cullum: Ich habe wirklich das Glück, beides machen zu können. Klar, ich spiele jetzt in keinen Stadien wie Taylor Swift, aber ich darf schon ziemlich große Shows spielen. Ich finde es spannend, große Shows so zu behandeln, als würde man in einem Club spielen – und Clubshows so, als würde man in einem Stadion auftreten. Denn dadurch bringt man eine ganz eigene Energie in die Show. Am Ende geht es aber immer darum, eine Verbindung zu den Menschen herzustellen. Ich glaube, genau das fehlt uns oft im Leben. Und ich denke, das ist auch der Grund, warum Livekonzerte immer noch so beliebt sind – weil man eine große Gruppe an Menschen an einem Ort miteinander verbinden kann.
Tips: Neben Ihrer Musik machen Sie auch eine Radiosendung. Was reizt Sie daran?
Cullum: Das ist inzwischen definitiv ein fester Bestandteil meines Berufslebens. Es passt einfach wunderbar zu meiner Musikkarriere. Es klingt vielleicht offensichtlich, aber das ist es nicht immer: Ich bin wirklich ein großer Musikfan. Manchmal ist es so, dass Musiker zwar Musik lieben, aber gar nicht so viel Musik kennen, weil sie sich einfach auf das konzentrieren, was sie selbst machen – auf ihre eigene Musik. Ich bin aber jemand, der sehr viel Musik von anderen hört und große Freude daran hat, über Musik zu sprechen. Und ich glaube, ich kann ganz gut vermitteln, was an etwas interessant ist und warum es sich lohnt, dem seine Zeit zu widmen. Es gibt mir auch kreativ sehr viel. Ich treffe tolle Leute dabei. Und es ist ein Teil meines Lebens, der ein bisschen mehr wie ein normaler Job ist. Ich erscheine im Grunde jede Woche zur Sendung, außer ich bin unterwegs. Ich finde das als Musiker ganz schön, weil man nie genau weiß, wo man als Nächstes ist oder wie gut die Dinge laufen werden. Einen regelmäßigen Job zu haben tut meiner Seele ganz gut.
Tips: Sie sind auch bekannt für Ihre energiegeladenen Liveshows. Wie bereiten Sie sich vor?
Cullum: Ich bin jetzt 45, und das ist auch völlig in Ordnung. Ich habe kein Problem mit meinem Alter und fühle mich immer noch jung. Aber ich muss mittlerweile darauf achten, gesund und fit zu bleiben. Also: viele Gesangsübungen, ein bisschen dehnen (lacht). Und ich liebe es definitiv, mich am Klavier aufzuwärmen. Ich bitte immer darum, dass Backstage ein Keyboard oder Klavier steht, damit ich meine Finger in Schwung bringen kann.
Tips: Wie wichtig ist Improvisation in Ihren Konzerten?
Cullum: Sie ist ein wesentlicher Bestandteil. Es gibt in jeder Show feste Eckpfeiler, die wirklich gut einstudiert sind. Aber daneben gibt es viele Gelegenheiten zur Improvisation. Für mich ist das der Herzschlag dessen, was ich tue. Meine Musik hat vieles von Popmusik – und es macht Spaß, dieses poppige Element damit zu verbinden, was auf der Bühne dann durch großartige Improvisationen entsteht. Und ich bin auch von Musikern umgeben, die auf Weltklasse-Niveau improvisieren können. Und ich glaube, das liebt das Publikum wirklich sehr.
Tips: Gibt es eine Liveshow, an die Sie sich besonders erinnern?
Cullum: Ich erinnere mich gerne an meinen ersten Auftritt beim Glastonbury Festival zurück. Ich bin über Jahre hinweg selbst als Zuschauer hingegangen. Und dann dort zum ersten Mal selbst spielen zu dürfen, war einfach unglaublich. Bei meinem ersten Auftritt dort hatte plötzlich jemand im Publikum angefangen, mit einer Trompete mit uns zu improvisieren. Das fühlte sich an, als hätte ich wirklich etwas erreicht, sowohl im Leben als auch in meiner Karriere.
Tips: Sie haben mit vielen Künstlern zusammengearbeitet. Gibt es eine Zusammenarbeit, die für Sie besonders heraussticht?
Cullum: Die Zusammenarbeit mit Pharrell war ziemlich unglaublich. Mit ihm im Studio zu sein und an seinem Soloalbum mitzuarbeiten – das werde ich definitiv nie vergessen.
Tips: Auch Traum-Zusammenarbeiten auf Ihrer Wunschliste?
Cullum: Ja, Tom Waits.
Tips: Und wie schaut es mit einem neuen Album von Ihnen aus?
Cullum: Ich habe ein neues Album in der Pipeline, was wirklich aufregend ist. Ich habe alle Songs geschrieben – es geht an die Aufnahmen und ich hoffe, in Linz auch schon ein paar neue Songs zu spielen.
Tips: Welche Themen wird es behandeln? Was hat Sie inspiriert?
Cullum: Ach, das Leben, die Liebe und das Universum (lacht).
Tips: Sie haben bereits mit verschiedenen Genres experimentiert. Gibt es einen Stil, den Sie gerne weiter erkunden, noch ausprobieren möchten?
Cullum: Ich lasse eigentlich immer den Song selbst entscheiden. Als ich jünger war, hatte ich das Gefühl, dass es wichtig sei, möglichst viele Genres abzudecken. Das empfinde ich heute nicht mehr so. Ich möchte, dass ein Song die Menschen berührt. Für mich ist mittlerweile das Wichtigste, dass der Song etwas zu sagen hat – nicht, welchem Genre er angehört. Es ist mir also egal, ob es Drum ’n’ Bass, Techno oder klassischer Jazz ist: Wenn der Song etwas ausdrückt, ist das alles, was zählt.
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