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Masern und HPV im Fokus der Europäischen Impfwoche

Tips Logo Online Redaktion, 22.04.2023 11:58

OÖ. Während der Covid-Pandemie sind Schutzimpfungen abseits von Covid oft vernachlässigt worden. Im Rahmen der Europäischen Impfwoche der Weltgesundheitsorganisation WHO - diese findet von 24. bis 30. April wieder statt - legt Oberösterreich daher den Schwerpunkt der Aktivitäten auf die Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) und die HPV-Impfung.

 (Foto: candy1812/stock.adobe.com)
(Foto: candy1812/stock.adobe.com)

„Impfungen gehören zu den wirksamsten Schutzmaßnahmen, die die Medizin zu bieten hat. Es gibt viele wichtige Schutzimpfungen, die während der Corona-Pandemie oft in den Hintergrund getreten sind, aber keinesfalls vernachlässigt werden dürfen. Dazu gehören vor allem auch die Impfung gegen Masern und die HPV-Impfung gegen Krebs, auf die wir heuer in der Europäischen Impfwoche ganz besonders die Aufmerksamkeit lenken wollen. Für beide Impfungen gibt es in Oberösterreich umfangreiche kostenlose Angebote“, betont Gesundheitsreferentin LH-Stellvertreterin Christine Haberlander.

Niedermoser: „Masern schwere Infektionskrankheit“ 

Auch Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich, rät, etwaige Impflücken zu schließen: „Beim Impfen geht es immer um den eigenen Schutz und der ist gerade bei Masern-Mumps-Röteln und bei HVP extrem wichtig. Masern etwa sind eine schwere Infektionskrankheit mit einer sehr hohen Komplikationsrate, in bis zu sechs Prozent der Fälle tritt eine Lungenentzündung auf und diese ist schlussendlich auch für die Mehrzahl an masernbedingten Todesfällen verantwortlich. HPV-Impfstoffe wiederum dienen als Schutz vor den gefährlichsten HPV-Typen und senken das Risiko für eine Krebserkrankung. Grundsätzlich hat uns die Pandemie aber auch gezeigt, dass unsere eigenen Gesundheitsdaten immer griffbereit sein sollen, das gilt auch für Impf-Nachweise. Im Idealfall wissen auch die engsten Angehörigen vom Aufbewahrungsort dieser so wichtigen Daten. Damit stehen diese oftmals überlebenswichtigen Informationen rasch zur Verfügung.“

Eltern-Kind-Zuschuss für Impfungen

„Wir setzen als einziges Bundesland mit dem Eltern-Kind-Zuschuss auf ein Belohnungssystem für Eltern, die ihren Kindern die optimale Vorsorge u.a. durch die allgemein empfohlenen Impfungen für Säuglinge und Kleinkinder bieten“, betont Gesundheits-Landesrätin Haberlander. Der Eltern-Kind-Zuschuss des Landes wurde erhöht, beträgt seit 1. Jänner 2023 insgesamt 405 Euro und wird in drei Teilbeträgen ausbezahlt.

Masern zurückgekehrt 

Gerade bei Masern sei eine möglichst hohe Durchimpfungsrate mit zwei Impfdosen entscheidend. „Leider sind die Masern wieder zurückgekehrt. In den Jahren 2021 und 2022 hat es – aufgrund der Corona-bedingten Hygiene- und -Schutzmaßnahmen – in Österreich nur zwei bzw. einen Masernfall gegeben, 2020 waren es 25 Fälle, 2019 151 Fälle im gesamten Jahr. Heuer verzeichnen wir aktuell bereits 113 bestätigte Fälle, davon fünf in Oberösterreich“, informiert Haberlander.

Die Gesundheitsreferentin ersucht anlässlich der Europäischen Impfwoche die niedergelassene Medizin besonderes Augenmerk auf den aktuellen Masern-Impfstatus der Patienten zu legen.

Königswieser: Große Impflücken bei in Corona-Zeit geborenen Kindern

Tilman Königswieser, Kinderarzt und Direktor des Salzkammergut Klinikums, appelliert: „Wenn man bedenkt, dass Masern in ein bis zwei von 1.000 Fällen zu einer Entzündung des Gehirns führen, die zu 25 Prozent tödlich verläuft und in 20 bis 40 Prozent mit bleibenden Schäden des Nervensystems einhergeht, sollte sich die Frage gar nicht stellen, ob man sich impfen lässt oder nicht. Masern sind eine hochinfektiöse Erkrankung, bei Kontakt infiziert man sich ungeschützt mit nahezu 100 Prozent Wahrscheinlichkeit.“

Auch bei Erwachsenen sei die Erkrankung laut Königswieser alles andere als harmlos, weil es häufig zu schweren Komplikationen komme. „Wir müssen eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent anstreben, damit sich das Virus nicht mehr ausbreiten kann“, sagt Königswieser. Dann hätten wir sogar die Möglichkeit, das Virus auszurotten. Dieser Lebendimpfstoff, der neben Masern auch vor Mumps und Röteln schütze, verursache zwar häufig Nebenwirkungen wie Fieber, Kopfweh und Hautausschlag, diese seien aber bei weitem nicht so gefährlich wie die Masern selbst.

„Große Impflücken gibt es derzeit bei Kindern, die in der Coronakrise geboren wurden, weil in dieser Zeit die Impfmoral doch zu sehr gesunken ist“, bedauert Königswieser.

Kostenlose MMR-Impfangebote gibt es in Oberösterreich für alle Altersgruppen.

HPV – eine Impfung gegen Krebs

Im Verlauf ihres Lebens infizieren sich 80 bis 90 Prozent der Menschen mit HPV, ohne dies zu bemerken. Ein Großteil dieser Viren sind Niedrigrisikotypen, andere, sogenannte „HPV Hochrisiko Typen“, sind für die Entstehung einer Reihe von Krebserkrankungen verantwortlich. Gebärmutterhalskrebs wird zu 90 Prozent von HP-Viren verursacht. Österreichweit werden jährlich rund 400 Erstdiagnosen gestellt, etwa 50 davon in Oberösterreich. 70 Prozent aller Tumore im Mund-Rachen-Bereich sind in Österreich ebenfalls HPV-bedingt.

„HPV-bedingte Krebserkrankungen können unabhängig von Geschlecht und Alter jeden treffen. Die rechtzeitige Impfung gegen HPV im Kindes- oder Jugendalter bietet einen fast 100-prozentigen Schutz gegen diese Erkrankungen“, erläutert Primarius Lukas Hefler, Vorstand der Abteilung Gynäkologie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern und am Konventhospital der Barmherzigen Brüder.

Um Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema zu lenken, hat er die Informations-Kampagne „Petrol Ribbon“ initiiert – mit dem längerfristigen Ziel, die Durchimpfungsrate zu erhöhen: „Auch heuer wollen wir zur Teilnahme von Mädchen und Buben an der Österreichischen Gratis-Impfaktion motivieren. Im Gegensatz zu Brustkrebs ist der Unterleibskrebs oder auch Krebs im Mund- und Rachenraum sowie Penis- und Enddarmkrebs weiterhin ein Tabuthema, das versuchen wir zu ändern.“

Gemeinsam setzen Haberlander und Hefler die Infokampagne zur HPV-Impfung an Oberösterreichs Schulen fort.

HPV-Impfung: Im Schulimpfprogramm und bis zum 21. Geburtstag kostenlos

Gemäß österreichischem Impfplan wird die Impfung für alle Mädchen und Buben ab dem vollendeten neunten Lebensjahr empfohlen. In Oberösterreich wird im Rahmen von Schulimpfungen die HPV-Impfung kostenlos in der 5. Schulstufe angeboten. Kostenlose Nachholimpfungen werden bis zum vollendeten 21. Lebensjahr angeboten. Ab dem 21. Geburtstag ist eine kostenpflichtige Nachholimpfung im niedergelassenen Bereich möglich.


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