Internet- und Smartphone-Sucht: Betroffene werden immer jünger
OÖ/LINZ. Von Social Media bis zu Computerspiele - immer mehr junge Menschen sind von einer Online-Verhaltenssucht betroffen. Das zeigt laut Gesundheitsreferentin, LH-Stellvertreterin Christine Haberlander und Sozial- und Jugendlandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (beide ÖVP) auch die Ö3 Jugendstudie 2024. Das Land OÖ reagiert darauf mit einem Ausbau des Präventionsangebots und mit einer Fachtagung „Fokus Verhaltenssüchte“ am Dienstag, 11. Juni, im Ursulinenhof Linz.
Die gute Nachricht vorweg: Online-Sucht ist behandelbar. Und zwar in der Ambulanz für Spielsucht von pro mente OÖ im Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums (KUK) in Linz. Jedoch beobachtet Vorstandsvorsitzender von pro mente OÖ und Leiter der Ambulanz, Kurosch Yazdi-Zorn, über die Jahre hinweg einen stetigen Zuwachs an Kindern und Jugendlichen: „Zu Beginn waren unsere Patienten überwiegend männliche Studenten, die zu gerne 'World of Warcraft' spielten. Vor circa sieben Jahren kamen dann vermehrt junge Menschen im Alter von 15 Jahren auf uns zu und inzwischen melden sich verzweifelte Eltern von neunjährigen Kindern“, berichtet Yazdi-Zorn aus der Praxis.
Junge Frauen durch Social Media besonders gefährdet
Jeder vierte Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren leidet an einer psychischen Erkrankung. Internetsucht ist eine davon. Die häufigsten Formen sind die Abhängigkeit von Social-Media-Kanälen und Online-Computerspielen. Laut Karlheinz Staudinger, Psychotherapeut in der Spielsucht-Ambulanz, sind Mädchen und Frauen besonders gefährdet, weil sie ihr Selbstbild oftmals an die Scheinwelt im Internet anpassen. Das könne zu negativen Auswirkungen wie extremen Diäten, Depressionen oder Mobbing führen.
„Die Prävention und Behandlung von Verhaltenssüchten bei Jugendlichen ist für uns eine zentrale Aufgabe. Wir setzen auf Projekte, die das Selbstbewusstsein stärken und dazu ermutigen, das eigene Körperbild zu hinterfragen und sich selbst zu akzeptieren. Die Ambulanz für Spielsucht in Linz ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Strategie, um Betroffene frühzeitig erreichen und umfassend unterstützen zu können“, so Gesundheits-Landesrätin Christine Haberlander.
pro mente Startbox
Seit 2022 ist die Startbox in Linz als Kooperationsangebot von pro mente OÖ und dem Sozialressort des Landes die erste Anlaufstelle für junge Menschen mit psychischen Problemen. Gemeinsam mit der Ambulanz für Spielsucht gibt es eine kontinuierliche Zusammenarbeit, um Jugendlichen mit Verhaltenssüchten bestmöglich zu helfen. In Form von Workshops zu den Themen Internet- und Handysucht leisten speziell ausgebildete Angestellte der Startbox präventive Beratungs- und Hilfsarbeit.
Neue Beratungsangebote des JugendService OÖ
Laut Sozial- und Jugendlandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer wurde bei der Neuausrichtung des Angebots beim JugendService OÖ ein Schwerpunkt im Bereich digitaler Kompetenzen gelegt - durch neue Beratungsangebote zu Punkten wie digitale Reizüberflutung, Einordnen von Informationen aus unterschiedlichen Quellen und den Umgang mit Algorithmen.
„Wir müssen unsere Jugendlichen und auch deren Eltern bereits vorzeitig auf dieses wichtige Thema sensibilisieren. Gleichzeitig wollen wir Tabus brechen und klarmachen - es gibt Unterstützung und Hilfe bei Online-Verhaltenssüchten und es ist keine Schande Beratungsangebote aufzusuchen“, so Hattmannsdorfer.
Vorträge zur Sensibilisierung der Eltern
„Nur noch dieses eine Level“ - ist der Titel eines Vortrags, der sich an Eltern und Erziehende von Kindern in der Sekundarstufe 1 richtet. Für Unterrichtende stehen Programme zur Förderung der Lebenskompetenzen im Vordergrund, aber auch der Umgang mit Medien im jungen Alter. Mit „Fernsehen und Digitale Medien im Kindergartenalter“ stehen Angebote für Eltern und Elementarpädagoginnen zur Verfügung, die zum Überdenken der praktizierten Mediennutzung animieren sollen.
Fachtagung der Ambulanz für Spielsucht in Linz
Am Dienstag, 11. Juni, findet im Ursulinenhof Linz die zweite Fachtagung „Fokus Verhaltenssüchte“ der Ambulanz für Spielsucht statt. Dabei werden wieder aktuelle Entwicklungen und neue Ansätze rund um die Themen Soziale Medien, Gaming, digitales Phenotyping (Messung, die auf Smartphone-Nutzung basiert), Glücksspiel und Sportwetten präsentiert und diskutiert.
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