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„Frauen haben unglaubliches Potenzial“: 16. Integrationskonferenz mit Schwerpunkt Arbeitsmarkt

Tips Logo Karin Seyringer, 28.05.2024 14:05

OÖ/LINZ. Am Dienstag findet in Linz die 16. Integrationskonferenz des Landes OÖ statt. Schwerpunkt: Integration am Arbeitsmarkt. Keynote-Speakerin vor rund 250 Experten aus dem Fachbereich Integration, Migration und Asyl ist Natalie Amiri, ehemalige Leiterin des ARD-Studios in Teheran und Autorin („Zwischen den Welten“).

AMS-Landesgeschäftsführerin Iris Schmidt, Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer und Natalie Amiri, Speakerin bei der  16. Integrationskonferenz des Landes OÖ in Linz. (Foto: Land OÖ/Denise Stinglmayr)
AMS-Landesgeschäftsführerin Iris Schmidt, Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer und Natalie Amiri, Speakerin bei der 16. Integrationskonferenz des Landes OÖ in Linz. (Foto: Land OÖ/Denise Stinglmayr)

„Wer zu uns kommt und einen Beitrag leistet, hat in Oberösterreich alle Chancen“, das sei das Aufstiegsversprechen, so Integrations-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) im Vorfeld der Integrationskonferenz. Einig sind sich Hattmannsdorfer und AMS OÖ-Landesgeschäftsführerin Iris Schmidt, dass Deutsch und Qualifikation der Schlüssel zur Integration sind.

Sprache und Qualifikation ausschlaggebend

Das würden auch die Zahlen belegen: Ausländische Staatsbürger sind im Schnitt doppelt so stark von Arbeitslosigkeit betroffen als Inländer.

  • 2023 betrug die Arbeitslosigkeit in Österreich im Schnitt 6,4 Prozent, bei Nicht-Österreichern aber 9,6 Prozent (Inländer 5,3 Prozent). Für Oberösterreich: 3,4 Prozent Arbeitslosenquote Inländer bzw. 6,7 Prozent Nicht-Österreicher. Am höchsten ist die Arbeitslosigkeit bei Personen aus Afghanistan, Syrien und Irak, mit 29,6 Prozent.
  • Fast die Hälfte der arbeitslosen Nicht-Österreicher (48,3 Prozent) haben als höchsten Bildungsabschluss maximal einen Pflichtschulabschluss. Große Unterschiede gibt es zudem bei der Erwerbsquote von Männern und Frau bei Flüchtlingen.
  • Laut Erhebung des Österreichischen Integrationsfonds lag die Erwerbstätigenquote bei Personen mit fließenden Deutschkenntnissen im Jahr 2021 bei 72,4 Prozent, bei jenen mit mangelnden Deutschkenntnissen hingegen nur bei 40,5 Prozent.

„Ohne Deutsch keine Integration, ohne Deutsch keine Arbeit“, ist für Hattmannsdorfer klar.

Zusammenarbeit mit AMS wird weiter ausgebaut

Um beim Thema Spracherwerb anzusetzen, baut das Land OÖ die Zusammenarbeit mit dem AMS OÖ weiter aus. In einem ersten Schritt wurde in den letzten drei Jahren das Deutschkurs-Angebot verdoppelt, aber auch die Deutschpflicht in der Sozialhilfe (als einziges Bundesland) wurde eingeführt. „Damit Integration gelingt, müssen alle Stakeholder an einem Strang ziehen“, so Schmidt.

Nun werden die Angebote inhaltlich weiterentwickelt und auf Zielgruppen zugeschnitten:

  • Alphabetisierung/Deutschangebote in der Grundversorgung
  • Niederschwellige Kurse für Alltagskommunikation
  • Zielgruppenorientierte Kurse wie speziell für Mütter inklusive Kinderbetreuung
  • Ausbau von Deutschkursen direkt in Betrieben und zu Tagesrandzeiten
  • Ausbau digitaler Lerninhalte

Bei Flüchtlingen aus Afghanistan etwa, wo bereits jahrzehntelang Krieg herrsche, sei kaum Basisbildung vorhanden, so Schmidt. „Hier fangen wir mit Alphabetisierung in der Muttersprache an“, erläutert Schmidt zur Zusammenarbeit mit dem Integrations-Ressort.

Pilotprojekte zur Qualifizierung in der Grundversorgung

Ebenfalls in Kooperation mit dem AMS laufen derzeit zwei Pilotprojekte, um Asylwerber mit hoher Bleibeperspektive schon in der Grundversorgung Qualifizierungsangebot zu ermöglichen, derzeit für syrische Staatsbürger. So solle verlorene Zeit vermieden werden. Die Pilotprojekte „Accelerate“ laufen in Linz (FAB) und Ried (WIFI).

Nachbarinnen OÖ

Ein neues Projekt, das gestartet wird, um Frauen besser zu erreichen, ist „Nachbarinnen OÖ“. „Gut integrierte Frauen aus den jeweiligen Kulturkreisen nehmen andere Frauen an der Hand, um ihnen zu zeigen, wie geht Integration, was können wir gemeinsam machen, was ist ein Weg zum Arbeitsmarkt, wie schaffst du es, dein Wertesystem mit dem Angebot hier zu verknüpfen. Das sind Multiplikatorinnen, die in der Familie sehr viel beeinflussen können. Weil die Frauen auch die Kinder wieder prägen. Wir sehen bei vielen Migrationsgeschichten, dass oft auch die zweite, dritte Generation noch starke Probleme hat, sich mit den Gegebenheiten zurechtzufinden“, erläutert Schmidt.

„Frauen haben unglaubliches Potenzial“

Hier stimmt auch Natalie Amiri ein: „Frauen haben unglaubliches Potenzial, ich bin immer wieder inspiriert – ich glaube, ich habe meinen Mut von iranischen Frauen gelernt. Alleine diesen Fluchtweg, den sie meistern – da sieht man, was für eine Kraft in diesen Frauen steckt. Das Problem ist wirklich: Wenn sie dann hier sind und eventuell mit ihrem Mann geflogen sind - gerade bei afghanischen Frauen habe ich das in Deutschland gemerkt - leben sie dann wieder unter Kontrolle des Mannes hier. Wenn sie aber eine starke Frau zur Seite gestellt bekommen, die ihnen nochmal aufzeigt, welche Rechte sie in Europa haben, kann sich daraus extrem viel entfalten.“ Eine starke Frau als Vorbild sei auch ein Signal für die Kinder.

Integrationskonferenz

Im Fokus der Integrationskonferenz stehen in drei Panels mit Experten Fragen zur Attraktiveren der Lehre unter Jugendlichen mit Migrationshintergrund, Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt im Rahmen der Grundversorgung und die Anerkennung von Berufsqualifikationen in Österreich. Neben Natalie Amiri werden auch AMS-Landesgeschäftsführerin Iris Schmidt sowie AMS Österreich-Geschäftsführer Johnnes Kopf sprechen.


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