Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Prof. Herbert Friedl: Abschied von einem großen Künstler

Mag. Claudia Greindl, 30.07.2018 11:30

PREGARTEN. Im 76. Lebensjahr verstorben ist der bekannte Künstler Prof. Herbert Friedl. Er hat zahlreiche Sakralräume in Oberösterreich gestaltet. Das Requiem findet am Mittwoch, 1. August, um 14.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Anna statt.

Prof. Herbert Friedl mit Bischof Manfred Scheuer, mit dem ihm eine ganz besondere Freunschaft verband. Friedl entwarf zur Amtseinführung Scheuers dessen Bischofsstab. Foto: Diözese Linz/Appenzeller

Herbert Friedl war ein vielfach ausgezeichneter Maler, Grafiker, Raum- und Objektgestalter. Er wurde 1942 in Unterweitersdorf geboren und stammt aus einer Arbeiterfamilie bäuerlicher Herkunft. Nach einer Tischlerlehre absolvierte er die HTL Linz/Abteilung Grafik-Design. Er war Gasthörer an der Kunsthochschule Linz. Seit 1978 war Friedl freischaffend tätig (Grafik, Malerei, Objekt- und Raumgestaltung). Der Künstler lebte und arbeitete in Pregarten und Linz. Einen Schwerpunkt seines Schaffen nimmt die Druckgrafik ein. Herbert Friedl hat zahlreiche Sakralräume, Meditationsräume, Gedenkstätten, Kreuze und Kreuzwege gestaltet.

Viele Kirchen- und Altarräume gestaltet

So zeichnet er in Oberösterreich u. a. für die Jägerstätter-Stele im Linzer Mariendom, für die Kirchen- und Altarraumgestaltung in Ebensee, in Bach, in der Minoritenkirche Linz und in der solarCity Linz, für den Kreuzweg in der Pfarrkirche Altenberg sowie für die Gestaltung von Altarraum und Kreuzweg in Pregarten verantwortlich. Viele Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland haben bereits Friedls Handschrift getragen. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen bei Künstlerwettbewerben. Seine Werke befinden sich in wichtigen öffentlichen und privaten Sammlungen. 2005 wurde Friedl zum Professor h. c. ernannt. Sein Leitmotiv für die künstlerische Arbeit ist seit Jahren: „Das Einfache verwahrt das Rätsel des Bleibenden und des Großen“ (Martin Heidegger). Friedl war auch der erste Künstler in Oberösterreich, der sich mit dem Thema der nationalsozialistischen Vergangenheit konkret auseinandergesetzt hat: Er hat dem Schrecken der NS-Herrschaft bildnerischen Ausdruck verliehen, wo die Worte fehlten. Ein aktuelles Werk Friedls: ein Mahnmal für die Opfer der „Mühlviertler Menschenjagd“ am Kalvarienberg in Wartberg ob der Aist, das im November 2015 enthüllt und gesegnet wurde.

Langjährige Verbundenheit mit Bischof Manfred Scheuer

Bischof Manfred Scheuer über seinen Freund und Wegbegleiter Herbert Friedl und dessen Kunst: „Kennen gelernt habe ich Herbert Friedl bei der Neugestaltung eines Meditationsraumes im Linzer Priesterseminar. Er hat damals einen Raum geschaffen, der Kosmos und Kreuz verbindet, zur Mitte hin sammelt und nach außen hin offen und transparent ist, einen Raum, der kostbar ist und einfach zugleich. Er verwahrt das Geheimnis, das nicht zu vereinnahmen und zu begreifen ist. Bei der Segnung des von Herbert Friedl gestalteten Jakob Gapp Denkmals auf dem Greisinghof habe ich über die Zerbrechlichkeit und Größe des Zeugnisses der Wahrheit angesichts unter der Wucht und Gewalt der nationalsozialistischen Ideologie gesprochen. Seine Werke begleiten mich im Alltag. Herbert Friedl ist in meinem Arbeitszimmer und in meinem Besprechungszimmer präsent. Im Festsaal des Bischofshofes sind seit Frühjahr 2017 repräsentative Leihgaben von ihm zu sehen. Herbert Friedl hat für mich den Bischofsstab entworfen, den ich anlässlich meiner Amtseinführung in Linz am 17. Jänner 2016 vom Domkapitel geschenkt bekam. Es ist ein „Strahlenstab“, bei dem der Bergkristall in der Mitte von vielen zarten Verbindungen und Streben gehalten wird.“ 

Leichtigkeit des Seins

Der Bischof weiter: „Ich durfte mit ihm aber auch die Leichtigkeit des Seins erfahren. Er konnte glücklich sein über sportliche Leistungen beim Radfahren oder Bergsteigen. Gerne denke ich an seine Besuche in Innsbruck. Essen und Trinken, Küche, Wein und Kultur konnte er zelebrieren. Und er hat ein Buch über Katzen illustriert. Ich habe ihn erfahren als einsamen Menschen, der Abgründe und Tiefen ausgelotet hat. Zugleich war er dankbar und sehr treu in seinen Freundschaften. Ich selbst bin sehr dankbar für Herbert Friedl als Begleiter und Freund, dankbar für seine Räume und Werke. Möge er jetzt erfahren, womit er gerungen hat: Transformation und Verwandlung, Trost und Licht.“

Besondere Beziehung zum Priesterseminar

Auch über die Gestaltung eines Meditationsraumes hinaus gab es eine besondere Beziehung von Prof. Herbert Friedl zum Linzer Priesterseminar. Bischofsvikar und Regens des Linzer Priesterseminars, Dr. Johann Hintermaier zum Ableben von Herbert Friedl: „Herbert Friedl hat mir einmal viele seiner Entwürfe und Skizzen seiner Werke gezeigt. Aus diesen Fragmenten wurden Kunstwerke, wurde ein Ganzes. Er war einer, der viel überlegt, nachgedacht und vor allem beobachtet hat. Die Kleinigkeiten konnten ihn sehr ansprechen und aus diesen hat er ansprechende Werke geschaffen. Als Mensch und Künstler habe ich Herbert Friedl gut kennen gelernt. Er war ein vornehmer und feiner Gesprächspartner, der jeden ernst genommen hat. In vielen Gesprächen haben wir uns ausgetauscht und bereichert. Viel hat er auch für das Priesterseminar gearbeitet oder uns beraten, wenn es um Fragen der Gestaltung und der Kunst ging. Möge der barmherzige Gott ihm all das vergelten, was er Gutes gewirkt hat und vollenden, wonach er gesucht und sich gesehnt hat.“


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden