Lern- und Gedenkort Charlotte-Taitl-Haus feierlich eröffnet
RIED. Im Mai 2015 wurde das Haus am Roßmarkt 29 in „Charlotte-Taitl-Haus“ umbenannt. Bereits bei der Benennungsfeier wurde angekündigt, dass die Stadtgemeinde Ried in diesem Haus einen Lern- und Gedenkort errichten werde, der den Opfern von Nationalsozialismus und Faschismus im Bezirk Ried gewidmet ist. Die Eröffnung des Lern- und Gedenkortes Charlotte-Taitl-Haus fand nun am Dienstag, 16. Mai am Roßmarkt statt. Umrahmt wurde die Eröffnungsfeier mit Auszügen aus dem Theaterstück „Charlotte Taitl – Ein paar Schritte in den Tod“.
70 Schüler und 15 Lehrer vom Bundesgymnasium Ried haben für das Theaterstück seit Jänner recherchiert, geschrieben, gesungen und geprobt und in vier Vorstellungen auf die Bühnen gebracht. Auszüge aus dem Stück wurden im Rahmen der Eröffnung des Lern- und Gedenkkortes Charlotte-Taitl-Haus“ den Festgästen näher gebracht.
Buch von Gottfried Gansinger lieferte die Grundlage
Die Initiative für dieses Projekt war von der ARGE Lern- und Gedenkort ausgegangen. Die Grundlage bildete die Publikation „Nationalsozialismus im Bezirk Ried im Innkreis. Widerstand und Verfolgung 1938-1945“ von Gottfried Gansinger, ergänzt durch Forschungen von ARGE-Mitgliedern. „Das Buch von Gottfried Gansinger bietet eine fundierte geschichtliche Grundlage für den Lern- und Gedenktort Charlotte Taitl Haus“, so Sieglinde Frohmann. Leiterin der Kulturabteilung bei der Eröffnungsrede.
Charlotte Taitl steht stellvertretend für die 196 bisher bekannten Opfer von Nationalsozialismus und Faschismus im Bezirk Ried. Den Opfern ihre Namen zurückzugeben und sie so der Vergessenheit zu entreißen war das Ziel. „Wir tragen Verantwortung dass sich derartiges in Österreich nie wieder ereignet. Diesen zivilen Opfern ist dieser Lern- und Gedenkort gewidmet“, untermauerte Bürgermeister Albert Ortig.
Räumliche Angrenzung zur Stadtbücherei
Räumlich grenzt der Lern- und Gedenkort Charlotte-Taitl-Haus an die Stadtbücherei an, durch die die Ausstellung zu deren Öffnungszeiten zugänglich ist. Für Gruppen, die sich außerhalb dieser Öffnungszeiten für einen Besuch anmelden, steht ein eigener Eingang zur Verfügung.
Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag, Freitag von 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr, Samstag 9 bis 12 Uhr
Charlotte Taitl Biografie
Charlotte Taitl (geboren am 15. Mai 1896 in Thomasroith/Ottnang – gestorben 16. Oktober 1944 Auschwitz) übersiedelte mit ihrem Mann Josef Taitl nach ihrer Heirat 1919 nach Ried. Sie betrieben einen Leder- und Altwarenhandel. Weil Charlotte Taitl Jüdin war, erzwangen die Konkurrenten die Schließung des Geschäfts – ab 1943 durfte nur noch der Altwarenhandel weitergeführt werden. Mit ihrem Mann und ihrer Tochter Gertrude wohnte Charlotte Taitl bis zu ihrer Verhaftung im Haus Roßmarkt 29. Nach der Teilnahme an der Feier ihrer eigenen Silberhochzeit mit Freunden im benachbarten Gasthaus, wurde sie wegen des „Umgangs mit Deutschblütigen“ denunziert und am 16. Oktober 1944 in Auschwitz ermordet.
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