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Special Olympics 2017: „Mein Ziel: Gold für meine Heimat“

Katharina Vogl, 28.01.2017 17:33

SCHÖNBACH. Jakob Wagner wird als einziger Athlet aus dem Bezirk Zwettl an den Special Olympics World Winter Games in Schladming teilnehmen. Im März 2017 startet die Veranstaltung, die sich als „größte internationale Sportbewegung für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung“ bezeichnet. Tips hat Jakob zuhause in Schönbach getroffen und mit ihm über seine sportliche Karriere und auch seine privaten Interessen geplaudert. Ein Interview mit viel Herz und Schmäh.

Jakob Wagner freut sich schon auf das Großereignis im März.
  1 / 3   Jakob Wagner freut sich schon auf das Großereignis im März.

„Mein Ziel für März ist klar: Gold für meine Heimat. Mein Rezept: Locker bleiben, Spaß an der Sache haben und versuchen, das Beste zu geben.“, grinst Jakob Wagner selbstbewusst. Der 26-Jährige darf zu Recht stolz auf sich sein: Er nimmt als einziger Athlet im Bezirk an den Special Olympics Winterspielen in Schladming teil.

Training voll im Gange

Jakob ist sprichwörtlich schon voll in Fahrt, denn das Skifahren ist seine Leidenschaft, der Giant Slalom sowie der Super-G seine beiden Disziplinen. Einige Trainingstage und -Wochen hat er schon absolviert, ein paar folgen noch vor dem Großereignis im März. „Mein Onkel Willi trainiert viel mit mir, ich war schon in der Steiermark, diesen Sonntag steht ein Rennen in der Liebenau an und Krafttraining mache ich auch zweimal in der Woche“, erzählt der Bursche mit Down Syndrom stolz. „Ja und eine Trainingswoche folgt jetzt noch im neuen Jahr“, fügt seine Mutter Maria hinzu. Diese Einheit wird durch seinen Verein, den Sportclub Aktivity in Wiener Neudorf, organisiert. Der Sportclub legte übrigens auch den Grundstock für seine Teilnahme an den Special Olympics.

Die Winterdisziplin Skifahren ist nämlich keine zufällig gewählte, denn interessiert wäre Jakob eigentlich in viele Richtungen – (“Ich liebe auch Fußballspielen“) – aber für diese „Ganzjahressportart“ müsste er in regelmäßigen Abständen zum Training nach Wiener Neudorf. Und so kann er dieses gezielt auf wenige Wochen im Jahr bündeln. Nichtsdestotrotz ist es organisatorisch eine Herausforderung, schließlich ist Jakob beruflich in der Caritas Recycling Werkstatt in Zwettl tätig. Auch fällt in Summe einiges an Kosten (Trainingslager etc.) rund um die Teilnahme an den Winterspielen an, lässt Maria wissen. 

Special Olympics als wunderbare Chance

„Das ist halt das Pech, dass es dementsprechende Institutionen bei uns vor Ort nicht gibt. Aber die Leute beim Sportclub in Wiener Neudorf sind – trotz teils unterschiedlichster Behinderungen – irrsinnig aktiv, das ist schon sehr bewundernswert“, meint Rudi, der Lebensgefährte von Jakobs Mutter. Die Special Olympics empfindet die Familie Wagner als wunderbare Chance, genau diese mental beeinträchtigten Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. „Ich freue mich, dass solche Spezialisten wie Jakob dadurch mehr Aufmerksamkeit erfahren, gefördert und zur Bewegung animiert werden. Mit all ihren Leistungen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Und diese sind so bunt gestreut. Es ist wichtig, ein Ziel zu haben, dafür etwas zu tun und darauf hinzuarbeiten“, gibt Maria den Gedanken der Special Olympics wieder.

Weltwinterspiele 2009

Jakob selbst war außer sich vor Freude, als er von seiner Nominierung erfahren hat. Dabei ist es nicht seine erste Teilnahme an internationalen Wettkämpfen, er war bereits 2009 bei den gleichnamigen Winterspielen in Idaho/USA mit von der Partie. Damals als Mitglied der österreichischen Floorhockeymannschaft. „Es war so schön. Als ich in das riesige Stadion gegangen bin und den Leuten zugewinkt habe, da war ich ganz berühmt und habe viel gelacht. Ein Gänsehautmoment, wow“, strahlt Jakob. Seine Mannschaft holte schließlich die Bronzemedaille. „Man sieht, dass diese Leute in der Lage sind, unheimlich viel zu leisten. Sie können unheimlich viel geben, und was man vielleicht schon vergessen hat: Es kommt direkt von Herzen und das ist etwas, das der Welt heute gut tun würde“, betont Rudi.

Freundin gesucht

Apropos Herzensangelegenheit: Eine Erfahrung hat sich im Zuge der Siegerehrung 2009 in Idaho bei Jakob ganz besonders eingeprägt: „Als ich die Medaille bekommen habe, habe ich ein Foto mit zwei Mädels gemacht und mit ihnen ein bisschen geflirtet, auf Amerikanisch.“ Jakob gibt sogleich ein paar Tipps: Tief in die Augen schauen, höflich und hübsch reden sowie Komplimente machen, das würden die Frauen gerne hören. Ach ja und das Verwöhnen nicht zu vergessen, schließlich bezeichnet er sich selber als Gentleman, keineswegs aber als Macho, denn ein solcher redet immer nur „gscheit“ und wäre ein „Anscheiber“. Auch das Tanzbein schwingt er für sein Leben gerne, grundsätzlich zählt Jakob zu jenen, die bei einem Konzert in der ersten Reihe oder gar auf der Bühne stehen. (“Man muss sich nur trauen, zu fragen.“).

Eine Freundin zu haben, dass wäre – neben dem sportlichen Erfolg – sein weiterer Herzenswunsch. „Aber andere Mütter haben auch noch schöne Töchter“, witzelt Jakob. Bis dahin zählt seine Mutter wie auch seine Schwester Lotte zu den wichtigsten weiblichen Wesen in seinem Leben. Letztere kommt gerade vom Auslandsemester aus Brasilien zurück - und das freut den Bruder unglaublich. Lotte wird im Zuge der Special Olympics übrigens ein Volontariat machen, um bei ihrem Bruder sein zu können. Ihre Unterstützung und Anwesenheit ist Jakob ganz wichtig.

Noch wenige Wochen

„Heartbeat for the world“ – unter diesem Motto gehen von 14. bis 25. März 2017 die 11. Special Olympics World Winter Games in Graz, Schadming und Ramsau am Dachstein über die Bühne. 1993 wurden die Weltwinterspiele erstmals außerhalb von Amerika durchgeführt - in Österreich. 2017 finden diese zum zweiten Mal auf österreichischem Boden statt. Für Rudi ein Indiz dafür, dass die Games hierzulande eine große Wertschätzung erfahren. Im März werden nun gemeinsam mit Jakob Wagner aus Schönbach 2700 Athleten aus 107 Nationen in neun Disziplinen an den Start gehen. 1100 Trainer sowie 3000 freiwillige Helfer unterstützen sie dabei.

Gegründet wurde die Sportbewegung Special Olympics (SO) von Eunice Kennedy Shriver im Jahr 1968, deren ältere Schwester selbst behindert war. Bis dato erreichen die Spiele, die in Zweijahresabständen im Sommer und Winter stattfinden, weltweit 4,2 Millionen Athleten mit mentaler Beeinträchtigung aus 170 Ländern. Arnold Schwarzenegger ist übrigens der Ehrenpräsident von Special Olympics Österreich.

„Durch die Förderung von Akzeptanz und Inklusion ist Special Olympics bemüht eine bessere Welt für Alle zu schaffen.“ (Die Mission der Special Olympics Quelle: www.specialolympics.at)

Zurück zu Jakob: Die Vorfreude auf das Großereignis im März ist riesig, das Training läuft gut, die Medaillenhoffnung besteht. Wie auch immer die Spiele ausgehen, Jakob möchte am Ball bleiben und an den nächsten sportlichen Großereignissen teilnehmen. Und sein familiäres Umfeld unterstützt ihn dabei, gemäß dem Motto: Fördern und Fordern! Denn Sport und überhaupt körperliche Ertüchtigung tue ihm gut, ist der 26-Jährige überzeugt. Für uns heißt es also: Daumen drücken bei seinen Bewerben im März. Wann und wo Jakob genau antritt, sowie alle weiteren Neuigkeiten finden Interessierte und Fans auf seiner Facebook-Seite.


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