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Alexander Bisenz: Biographie und Highlights aus 40 Jahre Bühne auf DVD und CD

Thomas Lettner, 15.11.2017 12:00

ST. PÖLTEN. Mit Ruhm hat sich Alexander Bisenz während seiner Schulzeit nicht gerade bekleckert. Sein Zeugnis aus dem Schuljahr 1976/77 im Polytechnischen Lehrgang an der Hauptschule Bankmannring in Korneuburg ist mit vier Dreiern, zwei Vierern, einem Fünfer und 273 Fehlstunden wahrlich kein Ruhmesblatt. Trotzdem wurde aus Bisenz ein Künstler, der so gut wie alles kann, egal ob er nun als Kabarettist, Zauberkünstler, Feuerschlucker, Bauchredner, Parodist oder Sänger auf der Bühne steht, Bilder malt oder Möbel designt. Heuer feiert Bisenz sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Aus diesem Anlass sind die Biographie DER BISENZ - „Ein gelebtes Kasperltheater“ sowie die BISENZ & WURBALA Best of-DVD & CD Box erschienen.

Tips verlost eine von Alexander Bisenz handsignierte Biographie und DVD-Box. Fotos: Thomas Lettner
  1 / 2   Tips verlost eine von Alexander Bisenz handsignierte Biographie und DVD-Box. Fotos: Thomas Lettner

Tips: Sie sind Zauberer, Feuerschlucker, Bauchredner, Stimmenimitator, Kabarettist und Maler. In welcher Rolle waren Sie am liebsten?

Bisenz: Das kann ich nicht sagen. Ich bin nämlich ein Grenzgänger: Ich bin darstellender Künstler, bildender und angewandter. Das Leben ist viel zu kurz, um nur ein Ding zu machen. Mein Vater war auch Zauberer und Schauspieler, so bin ich da hineingewachsen. Ich habe sehr viele Dinge versucht und war sehr erfolgreich – manchmal auch weniger erfolgreich - damit. Die Malerei ist ganz wichtig für mich wie auch die Musik. Ich mache auch Möbel und Ledervorhänge, Ecktische und bunte Bäume. Für mich ist die Bühne sehr wichtig und auch die Kunstfigur Wurbala, die ich seit 1983 spiele. Die Zauberei, das Feuerschlucken und das Bauchreden habe ich bis ungefähr zwanzig Jahre gemacht. Ich schreibe und produziere selber und mache auch die Regie, das ist mein Hauptbereich mittlerweile.

Was erwartet Bisenz-Fans beim Buch Der Bisenz - „Ein gelebtes Kasperltheater“ und „Bisenz & Wurbala Best of - DVD & CD“?

In meiner Biographie werden die ganzen Produktionen und mein Werdegang sowie die Höhen und Niederlagen erwähnt. Das Recherchematerial für das Buch hat 30 Bananenschachteln gefüllt und umfasst einige tausend Fotos und Dias. Ich habe in dem Buch auch viele Dinge erwähnt, die die Leute noch nicht wissen und viele Gastkommentatoren wie Musiker, Freunde, Manager und Produzenten, die mich auf meinem Weg begleitet haben, zu Wort kommen lassen. Alles ist unzensiert. Bei der DVD sieht man die Highlights aus meinen 13 Programmen. Die neuen Songs, der „Waundertog“, „Dokta Wurbala“, der „Osagler“ und der „Gratis Mann“, sind hitverdächtig. Jetzt bin ich erst einmal auf Promotion-Tour.

Wo sind Sie überall unterwegs?

In ganz Österreich. Das Buch enthält auch sehr viele Anekdoten und Background-Geschichten über die letzten 40 Jahre auf der Bühne.

Ihre letzte Tour und Ihre letzte CD haben ja „Is Letzte“ geheißen? Heißt das, dass von Ihnen nichts mehr kommt?

Ich habe nie gesagt, dass ich aufhöre. Ich bin auch Maler und Designer. Ein Ende ist nicht vorgesehen. Ich plane aber mit 55 Jahren nicht mehr so voraus. Ich habe sehr viel zu tun und bin sehr beschäftigt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich mit meinem neuen Buch 2018 ein paar Aktionen starte.

Wie kam es eigentlich zu Ihrem Alter Ego „Wurbala Fredl“?

Der hat sich 1983 aus einem Brainstorming mit dem Musiker Robert Boukal, der damals Klavierspieler war, ergeben. Der erste Auftritt bei einem Geburtstagsfest war so originell, dass mich die Gendarmerie verhaften wollte, weil sie geglaubt hat, ich wäre ein alkoholisierter Anrainer, der die Veranstaltung stören will. Ich habe mir gedacht, wenn es da funktioniert, wird es in ganz in Österreich funktionieren, und ich habe recht gehabt.

Wäre Ihre Karriere auch so verlaufen, wenn es den Wurbala Fredl nie gegeben hätte?

Das kann ich nicht sagen, denn dann wäre ich Hellseher und kein Kabarettist. Ich beschreibe das auch im Buch: viel ist Schicksal, vieles ist einem in die Wiege gelegt. Zum Erfolg gehören 90 Prozent Arbeit, fünf Prozent Glück und fünf Prozent Talent. Geschenkt wird einem also nichts, und in Österreich schon gar nicht.

Wenn Sie zurückblicken auf Ihre 40-jährige Bühnenkarriere – welche Höhen und Tiefen hat es da gegeben?

Bedeutend für mich war, dass ich sehr oft Gold und Platin erhalten habe. Früher musste man für Platin noch 50.000 Schallplatten verkaufen. Anfang der 90er Jahre war es gnadenlos. Damals gab es noch kein Facebook und das Internet war noch in den Kinderschuhen. Ich habe meine Show 290 Mal gespielt vor 170.000 Leuten. Das sind heute unfassbare Dimensionen.

Gibt es etwas, das Sie bereuen?

Bereuen tue ich nichts. Ich würde manches nicht mehr so machen. Ich würde es heute vorziehen, Computerprogramme zu schreiben statt Kabarettprogramme - also so etwas wie der Zuckerberg würde ich heute machen. Ich würde heute etwas erfinden, wo Sie als Konsument an mir auf jeden Fall nicht vorbeikommen, also eine App. Die würde ich weltweit verdrehen.

Eine Bisenz-App?

Ja, eine Bisenz-App. Vielleicht fällt mir noch etwas ein. Heutzutage ist nicht mehr der Tatendrang die motivierende Kraft, sondern eher der Cash Flow. Es geht nur mehr um die Kohle und den Hype. Auch ich habe einen Webshop. Ich bin kein Fortschrittsverweigerer. Über das Internet hat sich vieles erleichtert, es geht aber auch vieles vor die Hunde. Durch den technischen Fortschritt gehen viele Arbeitskräfte verloren. Die ersten, die draufgehen, sind die weniger Gebildeten, die Hilfskräfte. Das führt zu vielen Arbeitslosen und Kriminalität, die wiederum führt zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Ich bin nicht ängstlich, mache mir aber Kopfzerbrechen, wie die Zukunft aussehen wird. Die Jungen haben es heute sehr schwer, sich etwas aufzubauen. Die Mieten sind sehr hoch, da hat die Politik Handlungsbedarf. Sie diskutiert aber lieber über irgendwelche Blödheiten.

Das heißt, Sie sind ein sehr politischer Mensch?

Alles ist Politik, man kommt e überhaupt nicht aus. Man schaut, dass man ein Dach über dem Kopf hat, eine Familie gründet und einen Beruf hat. Letzteres wird aber immer schwieriger. Vor 30 Jahren war das noch einfach. Wenn man heute ein Einzelkämpfer in den Systemen ist, hat man es schon wesentlich schwerer, weil man nicht hineinpasst. Man hat viel von dem grenzenlosen Europa gesprochen, dass es die große Freiheit ist und jeder alles machen kann. Im Endeffekt sind die kleinen gestorben, die mittleren sind am Sterben und übrig bleiben ein paar große, und denen gehört alles. Das ist für mich als weltoffener Bürger eher eine Beschneidung der Freiheit. Wenn alles reglementiert wird, ist das eine neue Form des Kommunismus. In Brüssel wird entschieden, wie der Wirt bei uns die Pommes Frites machen muss. Für den Blödsinn muss ich nicht in der EU sein. Dass wir ein Migrationsproblem haben, ist Tatsache. Dafür braucht man nicht FPÖ oder NDP wählen. Das hat auch nichts mit einer einzelnen Person zu tun, die einen auf Kasperl macht und rechtsradikale Sager von sich lässt, damit sich wieder viele aufregen. Was ich mir wünschen würde, ist, wieder mehr zurück zur Mitte zu kommen. Was mit dem Klima los ist, weiß auch jeder. Ich bin vor kurzem an einem Mittwoch um zehn Uhr Vormittag von St. Pölten nach Wiener Neustadt gefahren über die Autobahn. Der ganze Schwerverkehr kann nicht gesund sein. Vor 25 Jahren waren da vielleicht noch zehn Autos. In 35 Minuten war man in Wiener Neustadt. Auch das Elektro-Auto – so viele Batterien können wir ja gar nicht herstellen. Wie soll das gehen bei dem Schwerverkehr? Es ist traurig, dass eine Grün-Bewegung, die zum Schluss keine mehr war, aus dem Parlament rausfliegt. Denn wenn sie die ökologischen Themen vernünftig gebracht hätte, müsste man den grünen Gedanken mit sich tragen. Ich glaube also, dass wir im Zeitalter der Schadensbegrenzung leben.

Gibt es jemanden, den Sie als Kabarettist am liebsten parodiert haben?

Nein. Wenn ich jemanden parodiert habe, war die Voraussetzung, dass der Parodierte entweder etwas besonders gut kann, etwas besonders nicht gut kann, besonders unsympathisch oder besonders sympathisch ist. Die Leute müssen den Parodierten natürlich auch kennen. Das ist in der kurzlebigen Zeit schon sehr schwierig geworden, weil sich nichts mehr so lange hält. Bei den Politikern ist es ja auch schon so, dass sie die besseren Kabarettisten sind. Ich glaube ja, dass das in Wahrheit Nebenerwerbskabarettisten sind, ganz egal von welcher Partei sie kommen. Deswegen ist das politische Kabarett schon etwas für Dinosaurier. Ich kenne keinen Kabarettisten, der eine gefakte Facebook-Seite erstellt gegen einen anderen Kabarettisten, in der Hoffnung, mehr Zuschauer zu haben. In der Politik gibt es das schon.

Das heißt, man wird von Ihnen kein politisches Kabarett mehr sehen?

Ein politisches Statement immer, aber den Blödsinn, den man da jeden Tag sieht, kann man nicht mehr auswendig lernen. Man braucht nur mehr zu zitieren, was da so gesagt wird, und setzt es gleich um in der Show. Ich glaube aber nicht, dass es wert ist, eine Aussage eines Politikers auswendig zu lernen und länger als eine Sekunde zu spielen.

Wie läuft eigentlich Ihre Mal- und Möbeldesigner-Karriere?

Ich bin durch den Christian Ludwig Attersee zur Malerei gekommen und habe auf der Bühne meine ersten Werke gemalt. Die Malerei ist auch ein Beruf von mir. Als Möbeldesigner habe ich meine Handwerker, die meine wahnsinnigen Ideen umsetzen müssen.

Welche Standbeine haben Sie noch?

Die zwei Füße, die ich mithabe. Ich komme durch.

Tipp: Zum Webshop von Alexander Bisenz geht es hier.


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