ST. PÖLTEN/NÖ/Ö. Mit großer Bestürzung und Trauer reagieren Vertreter der Evangelischen Kirche, der Ökumene und des politischen Lebens auf den plötzlichen und unerwarteten Tod von Niederösterreichs Superintendent Paul Weiland am 16. August. Der Grundténor der Reaktionen: Mit Weilands Tod verliere nicht nur die Evangelische Kirche in Niederösterreich einen engagierten und glaubwürdigen Christen, der seinen Dienst immer verantwortungsvoll und den Menschen zugewandt ausgeführt habe.
Die gesamte Diözese sei tief erschüttert, sehr betroffen und sehr traurig. Superintendent Weiland hinterlasse eine große Lücke, erklärt Niederösterreichs Superintendentialkuratorin - die weltliche Repräsentantin der evangelischen Kirche in NÖ - Gisela Malekpour gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. “Wir haben nicht nur einen Superintendenten verloren, sondern auch einen guten Freund. Alle werden sich redlich bemühen, im Sinne Paul Weilands weiterzumachen. Wir wollen die vielen Projekte Paul Weilands so weiterführen, dass sie ihm gerecht werden“, so die gelernte Ärztin.
Schönborn: Weiland stellte das Verbindende über das Trennende
Er habe Paul Weiland immer als „einen den Menschen und den heutigen Herausforderungen zugewandten Christen erlebt“, erklärt Kardinal Christoph Schönborn in einer ersten Reaktion. „Bei ihm war deutlich zu spüren, dass das Verbindende stärker war als das Trennende“, so der Wiener Erzbischof, der auch der Familie des Verstorbenen sowie der Evangelischen Kirche sein Beileid ausspricht.
„Streitbar und konziliant“
Betroffen und bestürzt zeigt sich auch der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld in seiner Stellungnahme: „In Paul Weiland hatte die Reformierte Kirche einen streitbaren und konzilianten Partner, der die Anliegen ihrer Kirche unterstützte und in seinen zahlreichen Funktionen und Ämtern einen freundschaftlichen Umgang mit seiner Schwesterkirche pflegte.“
Küng war Weiland freundschaftlich verbunden
Der St. Pöltner Bischof Klaus Küng schreibt in seinem Nachruf, er sei Weiland seit Beginn seines Amtsantritts „freundschaftlich verbunden“ gewesen und habe mit ihm „immer gut zusammengearbeitet“: „Er war ehrlich, verlässlich, jemand, der seine Aufgabe verantwortungsvoll erfüllt und seine religiöse Überzeugung glaubwürdig vertreten hat.“
Pröll: Weiland war prägende Persönlichkeit
„Mit Paul Weiland verliert Niederösterreich eine prägende Persönlichkeit, einen gesellschaftlichen Ruhepol und einen partnerschaftlichen Freund, der sich auf vielfache Weise im Land eingebracht hat“, heißt es in einer Stellungnahme von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll. Weiland habe die Evangelische Kirche im Land über viele Jahre geführt, geleitet und geprägt. Wo immer er konnte, habe er Brücken gebaut und damit viel zum ausgezeichneten ökumenischen Klima in Niederösterreich beigetragen. Weiland war ein überzeugender Kirchenmann, mit klugen Worten und klaren Werten, aufrichtig und aufrichtend, so der Landeshauptmann.
Stadler: Weiland engagiert für Hilfsbedürftige und Schutzsuchende
„Paul Weiland war eine ganz große Persönlichkeit der Kirche unseres Bundeslandes Niederösterreich. Er war volksnah und authentisch und hat seinen Glauben auch durch seine Lebensfreude weitergegeben. Besonders bedeutend war dabei sein Engagement für Hilfsbedürftige und Schutzsuchende“, hebt St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler, Landesvorsitzender der SPÖ Niederösterreich, hervor.
„Als Superintendent des Burgenlandes verliere ich mit ihm einen treuen Menschen, mit dem ich sehr freundschaftlich verbunden war und der mir gerade in meinen ersten Dienstjahren mit sehr vielen guten Ratschlägen zur Seite gestanden ist“, so Burgenlands Superintendent Manfred Koch in einer persönlichen Stellungnahme, in der er auch Weilands Bezüge zum Burgenland herausstreicht.
Pöll: Weiland war zutiefst ökumenisch gesinnt
„Die Nachricht vom plötzlichen und unerwarteten Tod des niederösterreichischen evangelisch-lutherischen Superintendenten Paul Weiland hat mich sehr getroffen“, sagt der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), der evangelisch-methodistische Superintendent Lothar Pöll. Paul Weiland sei „zutiefst ökumenisch gesinnt gewesen, ideenreich, innovativ und einfühlsam und habe den Menschen gegenüber ein offenes und weites Herz gehabt.
„Große Weite“
Weiland habe eine große „ökumenische Weite“ und Dialogfähigkeit ausgezeichnet, betont der Mariazeller Superior Pater Karl Schauer, der „oft und eng“ mit Weiland zusammenarbeitete.
„Von den Wiener Bischöfen bin ich wohl jener, der mit ihm am längsten zusammengearbeitet hat und ihm auch persönlich besonders nahe gestanden ist“, meint der emeritierte Weihbischof Helmut Krätzl. „Ich danke Paul Weiland für seine beispielhafte Tätigkeit in der Ökumene, aber auch für die mir vielfach gezeigte Freundschaft. Das Gedenken an ihn möge viele motivieren, in seinem Geist weiterzuarbeiten.“
„Menschennähe und Dialogfähigkeit“
„Dialogfähigkeit und Menschennähe waren Markenzeichen seiner Amtsführung“, unterstreicht der niederösterreichische Landtagspräsident Hans Penz. Weiland sei immer für eine gelebte Ökumene und ein gelebtes Miteinander eingetreten.
Während seiner fast 17-jährigen Amtszeit als Superintendent habe sich vor allem der Diakonie Flüchtlingsdienst zu einer der bedeutendsten Flüchtlingsorganisationen in Niederösterreich entwickelt. „Paul Weiland stand auch in schwierigen Zeiten öffentlich für die Nöte und Sorgen von Menschen in Not sowie Menschen auf der Flucht ein. Doch auch im Stillen engagierte sich der Superintendent für die Anliegen von Asylwerber“, erklärt Diakonie-Direktor Michael Chalupka.
Dass Paul Weiland sich sowohl als Pressepfarrer als auch als Superintendent immer für eine professionelle selbständige kirchliche Medienarbeit eingesetzt habe, betont der Geschäftsführer des Evangelischen Presseverbandes, Pressepfarrer Thomas Dasek. Als Obmann des Presseverbandes habe Weiland den Verlag und Mediendienstleister auch angesichts großer Herausforderungen sicher gesteuert und soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelebt. Persönlich, so Dasek, fehle ein „unersetzlicher Freund und Wegbegleiter“.
Die Beerdigung findet am Freitag, 21. August 2015, um 11.30 Uhr auf dem Hauptfriedhof St. Pölten (3100 St. Pölten, Goldegger Straße 52) statt, die Einsegnung wird einer der Stellvertreter des Superintendenten, Senior Pfarrer Karl-Jürgen Romanowski, vornehmen.
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