Die Jagd in der Region Steyr wird jünger und weiblicher
GARSTEN. Mit 400 Gästen war der Mehrzwecksaal in Gasten beim Bezirksjägertag bis auf den letzten Platz gefüllt.
Die Welt erlebt derzeit in vielerlei Hinsicht einen Wandel. „Veränderung ist eine Gesetzmäßigkeit der Natur. Aber momentan schreiten viele Entwicklungen sehr rasant voran“, betonte Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner beim Steyrer Bezirksjägertag. Diese Veränderungen machen auch vor der Jagd in Oberösterreich nicht Halt. Der Klimawandel erfordere einen Umbau der Wälder. „Ob es uns schmeckt oder nicht: In manchen Regionen werden wir über eine Anpassung des Wildbestandes nachdenken müssen.“ Dies sei jedoch nicht der einzige Faktor der darüber entscheide, ob hierzulande klimafitte Wälder aufkommen können.
Lebensraum verändert sich
Pauschale Schuldzuweisungen Richtung Jagd und Wild lehnt Sieghartsleitner kategorisch ab. „Das Wild hat unsere Wälder nicht kaputt gemacht.“ Er fordert daher mehr Respekt vor Wildtieren: „Die Wildtiere haben ihre Lebensweise nie verändert, der Mensch dagegen schon“, und zielt damit auch auf die immer größere Zahl an Freizeitnutzern ab, die immer weiter in die Lebensräume der Wildtiere eindringen.
Die Jägerschaft passe sich diesen Veränderungen bereits an. So setzen sich in den Bezirken Steyr und Steyr-Land 1.500 Jäger tagtäglich für den Lebensraum der Wildtiere ein. Bezirksjägermeister Rudolf Kern will mit Augenmaß und Gespür die Jagd in die richtige Richtung lenken: „Es gibt aber auch für uns klare Linien, denn wir dürfen uns das Herz der Jagd nicht nehmen lassen.“
Abschusspläne mehr als erfüllt
Als zuständige Behörde ist die Bezirkshauptmannschaft darauf bedacht, einen Ausgleich der vielfältigen Interessen von Landwirtschaft und Jägerschaft zu schaffen. Bezirkshauptfrau Barbara Spöck ging in ihren Ausführungen auf die Erfüllung der Abschusspläne ein. Diese wurden im Jagdjahr 2023/24 sowohl bei Rotwild (125 Prozent) als auch beim Rehwild (103 Prozent) übererfüllt. „Die Jägerschaft kommt damit ihrem gesetzlichen Auftrag nach und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Ökosysteme für unsere wunderschöne Natur im Bezirk“, so Spöck
Mit Beginn des neuen Jagdjahres am 1. April tritt in Oberösterreich das neue Jagdgesetz in Kraft. Diesem gingen intensive Verhandlungen in den vergangenen beiden Jahren voraus. Landesjägermeister Sieghartsleitner sprach in diesem Zusammenhang von einem „guten Kompromiss“, für beide „primären Landnutzer“ nämlich Jäger- und Bauernschaft.
Die neue Bezirksbauernkammer-Obfrau Regina Aspalter ist davon überzeugt, dass es geregelte Zuständigkeiten, Dialogbereitschaft und gegenseitige Wertschätzung brauche, um die Herausforderungen lösen zu können: „Landwirte und Jäger sitzen im gleichen Boot. Die Gesellschaft hat kaum noch Ahnung was Wild und Wald brauchen. Daher ist mehr Verständnis und Bewusstseinsbildung sowie ein Miteinander von Bauern- und Jägerschaft notwendig.“
Mehr Frauen in der Jagd
Dass das Interesse an der Jagd weiter ungebrochen ist, zeigen auch die hohen Teilnehmerzahlen bei den Jagdkursen in den beiden Bezirken. Laut Bezirksjägermeister Kern werden heuer wieder knapp 70 Personen zur Jagdprüfung, die im Volksmund auch „Grüne Matura“ genannt wird, antreten. Für Landesjägermeister Sieghartsleitner ist dieser enorme Zulauf ein Zeichen dafür, dass die Werte der Jagd auch heute noch zeitgemäß sind. Zudem werde die Jägerschaft immer jünger und weiblicher: „Der Frauenanteil in den Jagdkursen beträgt mancherorts mittlerweile schon 30 bis 50 Prozent und die weibliche Energie ist eine Bereicherung für die Jagd.“
Kein Hobby
Die Jagd werde laut Sieghartsleitner nur dann weiter erfolgreich sein können, wenn sie auch mit Leidenschaft und Freude verbunden ist. „Der Großteil der Jäger übt die Jagd in ihrer Freizeit aus. Jagd kann aber niemals Hobby sein, da damit viel zu viel Verantwortung verbunden ist.“ Bei der Ausübung des Waidwerks brauche es daher eine hohe jagdliche Ethik, Nachhaltigkeit und Moral: „Die Waidgerechtigkeit darf niemals unter die Räder kommen, wenn es um die großen Ansprüche unserer Zeit geht.“
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