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Steyrer kickt mit Karibik-Team bei den Olympischen Spielen in Paris

Robert Hofer, 19.07.2022 12:12

STEYR. Thomas Jungbauer hat eine aufregende Zeit hinter sich. Anfang des Jahres wechselte der 16-jährige Fußballer in die Akademie von SPAL Ferrara nach Italien, zuletzt sorgte er mit der U20-Nationalmannschaft der Dominikanischen Republik für eine Sensation.

  1 / 7   Riesenjubel nach dem Sieg im Elfmeterschießen im Halbfinale gegen Guatemala. Ganz rechts Thomas Jungbauer. (Foto: Fußballverband Dominikanische Republik)

Nach einem familiären Schicksalsschlag beschloss der Behamberger Thomas Jungbauer sen. im Alter von 25 Jahren, in die Dominikanische Republik auszuwandern. „Ich wollte das Leben genießen, war als Rafting- und Canyoning-Guide tätig.“ In der Karibik lernte er seine Frau Luisa kennen, ihre drei Kinder wurden dort geboren. „Es hat alles gepasst. Als die Zwillinge schulpflichtig wurden, haben wir aber 2009 beschlossen, nach Österreich zu gehen“, erzählt der Familienvater.

Steiler Karriereweg

Das jüngste Kind Thomas war damals dreieinhalb Jahre alt. Früh fiel auf, dass er als Fußballer äußerst begabt ist. Mit fünf Jahren begann er beim ASV Behamberg-Haidershofen und schoss als Stürmer Tore am Fließband. Schon mit acht Jahren erfolgte der Wechsel zum Lask. „Dort begann ich dann als Verteidiger zu spielen“, erzählt der Fußballer, der seinen steilen Karriereweg nicht nur Talent und Ehrgeiz zu verdanken hat, sondern auch seinen Eltern. Sie kutschierten ihn mehrmals in der Woche zum Training nach Linz und begleiteten ihn zu Spielen. „Meine Frau und ich haben im BMW-Werk begonnen, in versetzten Schichten zu arbeiten, damit sich das ausgeht“, erzählt der Vater.

Traum vom Ausland

Im Sommer 2019 begann die Ausbildung in der Fußballakademie Linz, parallel besuchte Thomas die Handelsschule in der Landeshauptstadt. Dem Traum vom Profifußballer in einer Topliga ist Jungbauer im letzten halben Jahr schon einen Schritt nähergekommen. Im Februar folgte der Wechsel in die Akademie von SPAL Ferrara, wo er in der U17 sieben Einsätze verbuchte und gleich beim Debüt ein Tor erzielte. Eine schwere Muskelverletzung im Oberschenkel verhinderte mehr Spiele. „Ich habe in Italien einen großen Schritt vorwärtsgemacht. Hier wird schneller gespielt, die Innenverteidiger sind im Spielaufbau mehr gefordert“, erzählt Jungbauer, der in Ferrara einen Vertrag bis 2024 hat.

400 Euro im Monat

Das große Geld ist noch nicht zu verdienen. Neben der fußballerischen Ausbildung und der Unterkunft mit Verpflegung im Internat gibt es pro Monat 400 Euro Taschengeld. Seit einem halben Jahr kann sich der Kicker voll auf den Sport konzentrieren, die Handelsschule in Linz hat er unterbrochen. Trainiert wird bei SPAL acht- bis neun Mal in der Woche, dazu kommen ein bis zwei Spiele. Der Konkurrenzkampf ist groß, immer wieder kommen Spieler aus ganz Europa zum Probetraining. „Man muss sich hier jeden Tag beweisen“, sagt Jungbauer, der in der neuen Saison in der U18 spielen wird. Großes Ziel ist die Kampfmannschaft, die in der Serie B aktiv ist.

Debüt im U20-Team

Seine Italienischkenntnisse hat der Kicker schon stark verbessert. Dass er dank seiner Mutter fließend Spanisch spricht, kam ihm zuletzt beim Debüt für die U20-Nationalmannschaft der Dominikanischen Republik zugute. „Es ging alles sehr schnell, der erste Kontakt war vor einem halben Jahr per Instagram“, erinnert sich der Steyrer, der rechtzeitig neben der österreichischen auch die Staatsbürgerschaft der Dominikanischen Republik erhielt und so am Concaf-Finalturnier in Honduras teilnehmen konnte.

Anreise dauerte 31 Stunden

Der 16-Jährige machte sich von Wien aus allein auf den Weg, via New York und Panama ging es per Flugzeug nach Tegucigalpa. „Das alles hat 31 Stunden gedauert und war sehr anstrengend. Es hat sich aber gelohnt“, so der Kicker. Gleich im Achtelfinale gegen El Salvador (5:4) wurde der Innenverteidiger eingewechselt. Im Viertelfinale verfolgte er von der Bank aus den 1:0-Sieg gegen Jamaika, der die Qualifikation des krassen Außenseiters für die U20-WM in Indonesien (2023) bedeutete.

Elfer souverän verwandelt

Im Halbfinale gegen Guatemala (2:2) musste nach 120 Minuten das Elfmeterschießen entscheiden. Jungbauer, in der 90. Minute eingewechselt, übernahm vor 18.000 Zuschauern Verantwortung, verwandelte den ersten Elfer souverän. „Das war schon ein Highlight, ich hatte zuvor noch nie vor so vielen Zuschauern gespielt.“ Sein Team gewann das Elferschießen mit 4:2 und qualifizierte sich damit für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Im Endspiel gegen den haushohen Favoriten USA war Jungbauer über die vollen 90 Minuten im Einsatz. Sein Team verlor mit 0:6, wurde aber nach der Rückkehr in die Dominikanische Republik trotzdem groß gefeiert, hatte man sich doch zuvor noch nie für ein großes Turnier qualifiziert.


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