Blonder Engel: „Ich habe keine Ambitionen, die Flügel abzulegen“
OÖ. Der Blonde Engel aus Linz hat viele Talente: Er schreibt Lieder mit eingängigen Melodien sowie Texte mit Schmäh. Heuer feiert er sein zehnjähriges Bühnenjubiläum. Im Tips-Interview zieht er sein persönliches Resümee und plaudert über sein neues Album.
von ELISABETH ZEILINGER
Tips: Dein Jubiläumsalbum DAS BLONDE ALBUM steht schon in den Startlöchern?
Blonder Engel: Genau, ich nehme das Album schon seit über einem Jahr auf, jetzt haben wir noch zwei Aufnahmetage im Studio. Veröffentlicht wird die Platte aber erst am 20. Oktober im Linzer Posthof. Einige Lieder spiele ich aber auch schon bei meinen Auftritten davor.
Tips: Was können deine Fans mit dem neuen Album erwarten?
B.E.: Das Doppelalbum ist ein Potpourri aus bekanntem Material, das neu aufgenommen und arrangiert wurde. Also alte Songs in einem neuen musikalischen Gewand sowie neue, unbekannte Pop/Rock-Nummern mit Fokus auf den Text. Aber die eine Nummer kommt in einem Disco-Gwand daher, die andere in einem Rock-Gwand und wieder eine andere ist eher jazzig oder chansonesk angehaucht. Bunt gemischt. Außerdem habe ich mir noch den Jubiläumssong „Der Rest ist Geschichte“ auf den Leib geschrieben, das gehört einfach zu einem Jubiläumsalbum dazu.
Tips: Nach deiner Krankheit bist du jetzt wieder auf Tour...
B.E.: Aus meiner Krebserkrankung im Vorjahr mache ich keinen Hehl, ich rücke es inhaltlich aber auch nicht in den Mittelpunkt in meinen Shows. Mir geht es wieder gut, ich hatte vor vier Wochen eine Kontrolle und es ist alles okay. Mittlerweile habe ich auch wieder eine Kurzhaarfrisur, aber die letzten Monate habe ich einen regelrechten Perückenwahnsinn entdeckt und die streue ich halt in mein aktuelles Programm ein.
Tips: Du trittst auch wieder mit der Hedwig Haselrieder Kombo auf?
B.E.: Genau, Andreas Wiesinger (Akkordeon), Klaus Wagner (Schlagzeug) und Herwig Krainz (Kontrabass) und ich versuchen es in den künftigen Shows einmal plugged. Bisher haben wir ja immer unplugged gespielt, heuer erlaube ich auch E-Bass und Keyboard bzw. Orgel, das heißt, auch in den Shows gibt es eine Veränderung. Das ist auch der Unterschied beim neuen Album: Bisher war ich der Meinung, dass es ausschließlich live sein soll, also nur die Instrumente, mit denen ich vor Publikum selbst live auftrete. Jetzt habe ich hie und da eine zweite E-Gitarre drin oder ein Marimba.
Tips: Am 31. März gastierst du in der alten Spinnerei, die bald in den Kulturpark Traun verlegt wird. Was hältst du davon?
B.E.: Das wird jetzt mein drittes Gastspiel in Traun. Mir ist zwar egal wo ich spiele, aber aus nostalgischem Blick kann ich sagen, hat die alte Spinnerei schon Industriecharme. Mir gefällt es, wenn Kunst in so einem Raum stattfindet, das hat etwas Archaisches, so gesehen ist schon ein weinendes Auge dabei. Aber das heißt ja nicht, weil die alte Spinnerei lässig war, dass die neue Spinnerei nicht lässig wird. (lacht)
Tips: Was sind deine musikalischen Einflüsse?
B.E.: Tief in meiner Brust schlummert ein Rocker-Herz, das sich auch in akustischen Gefilden wohlfühlt. Ich bin aber auch stark von Country, Folk und Blues beeinflusst, weil es die Gitarrenmusik schlechthin ist und sie schöne, tragische Geschichten erzählt. Mit 14 Jahren habe ich begonnen, Gitarre zu spielen und als ich zum ersten Mal „Ballroom Blitz“ von The Sweet gehört habe, wusste ich: „Ich werde Rockstar!“
Tips: In zehn Jahren kann ja viel passieren – was ist dir am meisten hängengeblieben aus dieser Zeit?
B.E.: Ein Wahnsinn war mein erster Auftritt am Linzfest 2011. Vor 450 Leuten zu spielen, da ist mir wirklich der Reis gegangen. Großer Erfolg war auch in den Kammerspielen im Landestheater, das ich vollgebacht habe – das war noch vor dem Bekanntwerden durch die ORF-Show „Die große Comedy Chance“ 2012. Ich unterscheide ja in drei Phasen meiner Karriere: Prä Nespresso-Song, Prä-ORF und Post-ORF. Burg Clam war dann 2013, da war der Vorverkauf nicht so klass“, abends war das Konzert dann plötzlich ausverkauft. 2014 hatte ich zum ersten Mal die Ehre, im Posthof Linz zu spielen und bin seitdem im ausverkauften großen Saal aufgetreten.
Tips: Was waren für dich die schrägsten Situationen auf der Bühne in den zehn Jahren?
B.E.: Skurrile Situationen waren zum Beispiel die Anfangs-Irritationen durch mein Outfit beim Publikum. Die Reaktionen der Zuschauer waren für mich amüsant mit anzusehen, denn viele haben sich unter einem Blonden Engel etwas anderes erwartet. Da gab es einige irritierte Gesichter, wenn da auf einmal ein 1,83 Meter großer Hüne mit einer sonoren Bassstimme auf die Bühne trat. Oder ein anderes Mal habe ich bei einer Show improvisiert und Geschehnisse aus dem Saal mit ins Programm eingebaut. Das nasenbohrende kleine Mädchen in der ersten Reihe, fand das nicht so lustig, als ich ihre Aktion in die Impro-Show mit eingebaut habe. Sie ist dann erschrocken aufgesprungen und lief weinend aus dem Saal.
Wie kommst du auf deine Texte bzw. wie funktioniert bei dir der Prozess Songrwiting?
B.E.: Manche Lieder wie zum Beispiel der Nespresso Song waren in 20 Minuten fertig. Andere Songs habe ich schon vor Jahren geschrieben, die werden aber komplett umgekrempelt und umgeschrieben. Ich editiere einfach gerne und beziehe mich dabei dann auch auf aktuelle Geschehnisse. Und ich versuche immer eine Geschichte zu erzählen.
Tips: Bleibst du deiner Figur mit Flügeln und Gold-Leggins künftig treu?
B.E.: Ich habe keine Ambitionen, die Flügel abzulegen. Rückblickend kann ich zwar schon sagen, dass ich ein glückliches Händchen bei recht unpraktischen Bühnenkostümen habe. Denn die Flügel machen zwar ein Wetter, du kommst aber Backstage durch keine einzige Tür.
Tourdates
- 24. März: Raml Wirt, Neumarkt/Mkr.
- 31. März: Spinnerei Traun (Single-Release „Disco Schnupfn“ mit Video-Premiere)
- 6. April: Postsaal, Ottensheim
- 4. Mai: Hofbühne, Tegernbach
- 24. Juni: Kulturverein Marotte, Kalham
- 20. Oktober: Posthof, Linz, AlbumRelease und Jubiläumsfest
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