Immer mehr Menschen von Wohnungsverlust bedroht
VÖCKLABRUCK. Beratungsstellen zur Wohnungssicherung verzeichnen die bisher höchsten Klientenzahlen und sind an der Grenze der Belastbarkeit. Über langfristige Lösungen sprachen Sozialorganisationen aus ganz Österreich nun in Vöcklabruck mit Vertretern aus Politik und dem gemeinnützigen Wohnbau.
Die verschiedenen Sozialorganisationen spüren, wie brisant diese Frage in Zeiten von steigenden Mieten und allgemeiner Teuerung für viele wird. Denn immer mehr Menschen wenden sich an Beratungsstellen für Wohnungssicherung.
„Wer die Miete nicht mehr bezahlen kann, hat vorher schon alles versucht“, meint Stefan Hindinger. Er ist Leiter der Sozialeinrichtung „mosaik“ und Vorstandsmitglied der BAWO, dem österreichischen Dachverband der Wohnungslosenhilfe. Er weiß: „Die Beratungsstellen sind für viele eine letzte Anlaufstation, um nicht wohnungslos zu werden.“
Langfristige Hilfe benötigt
Verglichen mit 2022 wendeten sich heuer rund 50 Prozent mehr Menschen an die Wohnungssicherung bei mosaik. Oft müssen Sozialarbeiter priorisieren und können nur noch die dringendsten Fälle behandeln. Damit Menschen zumindest fürs Erste in ihrer Wohnung bleiben können, können Mietrückstände übernommen werden. Doch, so Hindinger: „Wir können den Leuten Luft verschaffen. Das löst aber langfristig nicht das Problem, dass Wohnen für viele einfach immer schwerer leistbar wird.“
Mietrückstände sind zudem nur ein Teil der vielen Probleme, mit denen die Menschen zur Wohnungssicherung kommen. Besonders junge Erwachsene haben etwa vermehrt Schwierigkeiten, überhaupt erst am Wohnungsmarkt Fuß zu fassen. Der „Housing First“ Ansatz kann hier Abhilfe verschaffen: Wohnungslose Menschen werden so direkt in die eigene Wohnung vermittelt und dort durch Sozialarbeiter begleitet. „Um alle Zielgruppen langfristig unterstützten zu können, braucht es einen massiven Ausbau dieser Angebote“, fordert Hindinger.
Gespräche mit Politik und Wohnwirtschaft
Auch außerhalb Oberösterreichs sind die Beratungsstellen zur Wohnungssicherung ausgelastet. mosaik lud darum gemeinsam mit der BAWO zur Fachtagung zum Thema Delogierungsprävention ein. Über 60 Experten der Wohnungslosenhilfe aus ganz Österreich kamen zusammen, um Lösungen zu diskutieren. Der Grundkonsens: Um zu verhindern, dass immer mehr Menschen wohnungslos werden, gibt es Handlungsbedarf über die Sozialwirtschaft hinaus.
Gespräche mit Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer fanden darum ebenso Einzug in das Programm der Fachtagung wie Vorträge von Herwig Pernsteiner, stellvertretender Obmann der gemeinnützigen Bauvereinigungen, Nicole Hager-Wildenrotter, Geschäftsführerin der Mietervereinigung OÖ, und Heinz Stöger von der Arbeiterkammer Oberösterreich.
„Neben dem intensiven Austausch wurden bei der Tagung klare politische Forderungen formuliert. Vom Ausbau des gemeinnützigen Wohnungssektors über die Einschränkung befristeter Mietverträge bis hin zur Absicherung der Beratungsstellen und massiven Ausbau von Housing First. Wir als BAWO bleiben bei diesen Themen dran“, schließt Hindinger.
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