Welt-Autismus-Tag: Wie Viktor sein Leben mit vielen Herausforderungen meistert
PREGARTEN. Heute (2. April) ist der internationaler Welt-Autismus-Tag. Menschen im Autismus-Spektrum denken, fühlen und handeln anders und haben im alltäglichen Leben besondere Bedürfnisse. Das Diakoniewerk erzählt anlässlich des Welt-Autismus-Tages die Geschichte von Viktor.
Vor eineinhalb Jahren ist Viktor nach Pregarten in ein neues Wohnhaus des Diakoniewerks für Menschen im Autismus-Spektrum übersiedelt. Viktor hat diesen Umzug deutlich besser gemeistert als von allen erwartet. Innerhalb kürzester Zeit wurde es zu seinem neuen Zuhause, welches er selbst auch so bezeichnet. Er genießt es, sich im Garten aufzuhalten, denn Rückzugsorte sind für Menschen im Autismus-Spektrum sehr wichtig, so auch für Viktor.
Morgenritual und Aufgaben
Viktor hat im letzten Jahr viele Fortschritte in seiner Entwicklung gemacht. Neu geschaffene Strukturen im Tagesablauf und fixe Aufgaben werden von ihm übernommen. Während er früher den Tag meistens nur mit Kaffeetrinken und Fernsehen verbrachte, hat er nun ein Morgenritual und kann diverse Aufgaben unter Anleitung selbstständig erledigen. Auch mit der aktuellen Situation und den Maßnahmen, die im Umgang mit CoVid-19 getroffen wurden, kommt Viktor gut zurecht.
„In seiner Persönlichkeit sehr gewachsen“
Mit Unterstützung des diensthabenden Mitarbeiters kocht Viktor regelmäßig für das Wohnhaus zu Mittag - eine neue Aufgabe, die er selbst vorgeschlagen hat. „Viktor ist in seiner Persönlichkeit sehr gewachsen. Er spricht oft davon, wie stolz er auf sich ist, denn er hat persönliche Grenzen überwunden“, betont Stefan Baier, Einrichtungsleiter in Pregarten.
Früher führten Veränderungen im Tagesablauf oft zu aggressivem Verhalten. Dieses Verhalten ging durch seine positive Entwicklung, aber auch durch sensible begleitende Mitarbeiter, die seine Grenzen kennen und respektieren, deutlich zurück. Schon seit längerer Zeit schafft Viktor es gemeinsam mit Stefan Baier einen Kaffee zu trinken. Das Besondere daran: Beide sitzen auf einer Bank– das hätte früher unweigerlich zu aggressiven Übergriffen geführt.
„Viele Herausforderungen für die Familie“
Auch seine Mutter erzählt von der positiven Entwicklung von Viktor: „Mit vier Jahren bekamen wir die Diagnose Autismus für unseren Sohn Viktor. Wir mussten uns zu unserem natürlichen Verhalten als Eltern viele pädagogische Fähigkeiten aneignen. Es waren oft schwere Zeiten für uns, Kindergarten, Schule – alles war herausfordernd bis ins Erwachsenenalter. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass so eine gute Ablösung vom Elternhaus möglich ist und sind heute sehr dankbar dafür.“
Familie K. konnte letztes Jahr im Herbst zum ersten Mal seit zehn Jahren einen Ausflug mit dem Auto machen, bei dem Viktor sogar ausstieg und sich für eine Jause auf ein Bankerl setzte. Für viele Familien ist das keine Besonderheit, für Familie K. ein großer Schritt und ein genussvoller Moment obendrein.
Faktencheck Autismus
In Österreich leben rund 87.000 Betroffene im Autismus-Spektrum mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen, viele ohne Diagnose. Menschen im Autismus-Spektrum filtern und verarbeiten alltägliche Reize wie Geräusche, Licht und Gerüche anders als die meisten Menschen und zeigen oft starke Über- oder Unterempfindlichkeiten. Auffälligkeiten von Menschen im Autismus-Spektrum zeigen sich vor allem im sozialen Miteinander und durch eingeschränkte, sich wiederholende Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten. Man spricht vom Autismus-Spektrum weil die Bandbreite vom frühkindlichen, atypischen Autismus bis hin zum Asperger-Autismus und sonstigen Entwicklungsstörungen reicht und nicht immer klar abgrenzbar ist.
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