NÖ/ALTLENGBACH. Am 5. Juli wurde das Arbeitszeitverlängerungsgesetz im Parlament beschlossen. „Dieser Gesetzesbeschluss zum Zwölf-Stunden-Arbeitstag und zur 60-Stunden-Woche ist unsozial und arbeitnehmerfeindlich – Arbeitszeitrecht als Schutzrecht gibt es damit nicht mehr“, erklärt SPÖ NÖ Landesparteivorsitzender und Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl anlässlich einer Pressekonferenz in Altlengbach. Er plädiert für eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche.
Die Grenze der Tagesarbeitszeit, bis zu der vom Arbeitgeber jederzeit Überstunden angeordnet werden können, wird von zehn auf zwölf Stunden angehoben, die Wochengrenze von 50 auf 60 Stunden. Damit werde die Planbarkeit von Familienleben und Freizeit beeinträchtigt, bei entsprechender Häufigkeit der Anordnung auch die Gesundheit.
„Druck räumt mit der Freiwilligkeit auf“
„Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, auch die Möglichkeit, ein Ehrenamt bei der Feuerwehr oder in Vereinen auszuüben wird erschwert beziehungsweise in vielen Fällen unmöglich gemacht. Ein fairer Ausgleich von Interessenslagen ist Schwarz-Blau egal und es fallen auch Zuschläge weg, die sich im Familienbudget auswirken“ so Schnabl. „Wenn Arbeitnehmer nicht mehr automatisch durch die Zehn-Stunden-Grenze und die 50 Stunden-Grenze geschützt werden, sondern gegenüber Vorgesetzten und Kollegen auf ihrem Ablehnungsrecht beharren müssen, räumt der entstehende Druck schnell mit der Freiwilligkeit auf.“
Kritikpunkte am Arbeitszeitverlängerungsgesetz
Für den SPÖ NÖ Landesparteivorsitzenden bestehen mehrere Kritikpunkte am Arbeitszeitverlängerungsgesetz. So gebe es beispielsweise keinen Anspruch auf eine Vier-Tage-Woche als Ausgleich für angeordnete Zwölf-Stunden-Tage. „Es sind dreizehn 60-Stunden-Wochen hintereinander möglich sowie Zwölf-Nachtstunden-Dienste über fünf Tage hindurch. Wenn Arbeitnehmer sich für Zeitausgleich anstatt Geld als Abgeltungsform zu entscheiden, müssen die Arbeitgeber zustimmen“, kritisiert Schnabl.
„Schere klafft weit auseinander“
Schnabl wies im Rahmen der Pressekonferenz auch darauf hin, dass bei der Entwicklung von Einkommen, Unternehmensgewinnen und Lebenskosten die Schere weit auseinanderklaffe. Die Entwicklung der Einkommen bleibe in den letzten Jahren weit hinter jener von Unternehmensgewinnen zurück. „Überdies sind die Mietkosten und die Kosten für Grundnahrungsmittel stark gestiegen“, erklärt der SPÖ-Politiker.
Arbeitszeitverkürzung als „europaweiter Trend“
In den vergangenen Jahrzehnten sei der Trend europaweit in Richtung Arbeitszeitverkürzung gegangen. „Menschen arbeiten dank neuer Technologien produktiver, Arbeitsschritte werden vereinfacht und mehr Zeit für ein Leben abseits der Arbeit wurde als erstrebenswert betrachtet. Umso verwunderlicher ist es, dass Österreich nun längere statt kürzere Arbeitstage forcieren will. Während in Österreich die schwarz-blaue Regierung den Zwölf-Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche durchpeitscht, hat die Gewerkschaft IG Metall in Deutschland eine saftige Lohnerhöhung und die Option auf deutlich verkürzte Arbeitszeiten erkämpft“, erklärt Schnabl, der darauf hinweist, dass in Deutschland in der Metall-Industrie einerseits Schichtarbeiter und Arbeitnehmer, die sich um ihre Kinder oder um pflegebedürftige Angehörige kümmern wollen, auf begrenzte Zeit ihre Arbeitswoche von 35 auf 28 Stunden herabsetzen dürfen. „Als Preis dafür bekommen auch die Arbeitgeber Flexibilität nach oben – sie dürfen mit mehr Arbeitnehmer als bisher 40-Stunden-Verträge abschließen“, so Schnabl.
Schnabl schlägt Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 30 Stunden vor
Schnabl schlägt angesichts der sich veränderten Arbeitswelt eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 30 Stunden vor: „Damit entstehen neue Arbeitsplätze, attraktivere Arbeitszeiten bringen auch mehr Motivation und Leistung der Arbeitnehmer mit sich. Studien aus Skandinavien belegen, dass bei einem Modellversuch die Krankenstände zurückgingen, weil die Mitarbeiter zufrieden und gesund waren. Es gab auch weniger Invaliditätspensionen“, betont Schnabl und weist darauf hin, dass sich die SPÖ NÖ außerparlamentarischer Maßnahmen gegen das neue Arbeitszeitgesetz anschließen und auch eine Volksabstimmung, die derzeit diskutiert wird, unterstützen werde.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden
14.07.2018 17:45
SPÖ NÖ schlägt 30-Stunden-Arbeitswoche
So wird nur argumentiert, wenn man keine Ahnung hat von Wirtschaft in der Selbstständigkeit; neben der Angstmache werden völlig unlogische und realitätsfremde Beispiele angeführt. Niemals wird Druck ausgeübt, so wie bisher wird es eine Tagesarbeitszeit – Ausweitung geben; es gab schon bisher Ausnahmeregelungen und das sogar bis zu 13 Stunden, z.B. bei Beamte. Wer redet schon von einer 60 Stundenwoche, das wird eher die seltene Ausnahme sein – niemals wird man das verlangen können; 48 Stunden werden max. nach wie vor die Wochenarbeitszeit – Obergrenze sein. Außerdem welcher Betrieb könnte sich das leisten? In 16 Wochen hintereinander „60 Stunden“… 960!!!!!!! Stunden insgesamt in genannte Zeit, das wären 240 Stunden!!!!Mehrleistung über der Normalarbeitzeit, so ein Hirngespinst! Sg. Herr Schnabl, kehren sie wieder in die Realität zurück! Gerade erst recht ist es durch diese neue Gesetzgebung möglich, eine gewünschte 4 Tagewoche für manche Arbeitnehmer, zu genießen. Die Schere die auseinanderklafft liegt wohl woanders, Lohnnebenkosten wie Sozialleistungen und Investitionen gegenüber Einkünfte! Ein Vergleich mit Deutschland oder andere europäische Länder hingt gehörig; außerdem gibt es in 16 weitere EU-Länder, die mögliche 12 Stunden Arbeitstage, weiters in wie viel Ländern gibt es 14 Monatsgehälter?...oder soziale Unterstützung sowie Arbeitnehmersicherheiten…wie in unserem Land? Saftige Lohnerhöhungen, gibt es eben nur dann wenn die Wirtschaft eine derartigen Höhenflug macht, und das aber auch nur in der Industrie; selbst die teilweise eingeführte Kurzarbeit ist auch dort auf Auftragsrückgänge zurück zu führen. So, und jetzt kommen die sozialistischen Sozialromantiker, mit einer 30 Stunden – Wochenarbeitzeit – Forderung!?!...und das vielleicht mit vollen Lohnausgleich….? Modellversuche sind immer realitätsfremd – vor allem wenn sie mit unpraktikabel vergleichbaren Arbeitsstätten durchgeführt werden. Die Arbeitszeit mit zusätzlichem Arbeitnehmer zu teilen, würde bei „6 Stunden Arbeitszeit täglich“, leider in vielen Betrieben unrealistisch sein! Selbst eine 4 –Tagewoche mit jeweils 7,5 Stunden tägliche Arbeitszeit, könnten sich viele Betriebe nicht mehr leisten und würden an der Effizienzgrenze scheitern!.....noch mehr Insolvenzen wären die Folge. Über die Diskussion einer Volksabstimmung, zum bestehenden Arbeitsgesetz, kann man sich nur wundern – unnötiger Kostenaufwand sowie Verhe(i)tzung von Motivation, durch unechte und falsche Vorspiegelungen. H.A.Biber