Tischtennis als Hilfe bei Parkinson
MOSTVIERTEL. Morbus Parkinson gilt bisher als unheilbar. Hermine Hofner aus Perwarth lässt sich von der Krankheit, die den fortschreitenden Verlust von Nervenzellen zur Folge hat, aber nicht unterkriegen: Sie ist gerade dabei, PingPongParkinson in Österreich publik zu machen.
Binnen einer Woche hat heuer der Welt-Tischtennis-Tag und der Welt-Parkinson-Tag stattgefunden. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? „Sehr viel“, ist Hermine Hofner überzeugt. Die 65-jährige ehemalige Gemeindesekretärin spielt leidenschaftlich gerne Tischtennis und hat PingPongParkinson – kurz „PPP“ – für sich entdeckt.
Der Krankheit trotzen
Beim PingPongParkinson geht es darum, mit Spiel und Spaß der Krankheit zu trotzen, Körper und Geist zu trainieren und sich mit anderen Spielern auszutauschen. Das Konzept wurde in Amerika entwickelt und verbreitet sich derzeit auch in Europa. In Deutschland gibt es bereits rund 80 „PPP“-Stützpunkte. Nun soll das Konzept auch in Österreich bekannter werden. Hierzulande sind ungefähr 30.000 Menschen an Parkinson erkrankt.
Bewegung ist sehr wichtig
Hermine Hofner erhielt ihre Parkinson-Diagnose vor elf Jahren. „Ich habe mich zuerst sehr zurückgezogen und die Krankheit verheimlicht. Dann ging das aber nicht mehr und ich habe mich dem Thema gestellt. Wenn man Parkinson hat, ist jede Art der Bewegung gut. Und so habe ich begonnen, an sportlichen Bewerben wie der ‚Parkinsoniade‘ teilzunehmen“, erinnert sich die Mostviertlerin. Als PingPongParkinson in Österreich bekannter wurde, griff Hofner immer öfter zum Tischtennisschläger – sowohl zu Hause beim Spiel gegen ihren Mann als auch im örtlichen Tischtennisverein.
„Fühle mich wie früher“
„Wenn ich einen schlechten Tag habe, zittert meine rechte Hand stark. Spiele ich dann Tischtennis, ist jedes Zittern vorbei und ich habe kein Problem mit der Koordination von Kopf und Hand – ich fühle mich plötzlich wie früher“, beschreibt Hofner die positiven Auswirkungen dieser Sportart auf ihr Allgemeinbefinden. Und auch Studien würden belegen, dass die fortschreitende Verschlechterung der Parkinson-Symptome durch das Spielen von Tischtennis verlangsamt werde. PingPongParkinson ist bisher nicht als offizielle Therapie anerkannt. „Dazu werden noch viele Studien nötig sein, aber für mich ist klar: Tischtennis fördert und verbessert meine Beweglichkeit und meine Koordination“, unterstreicht Hofner.
Weltmeisterschaften
PingPongParkinson-Gruppen sind weltweit gut vernetzt und treten bei verschiedensten Bewerben – auch Weltmeisterschaften – gegeneinander an. Die erste Weltmeisterschaft hat in New York stattgefunden. Im Vorjahr ging die zweite WM in Berlin über die Bühne – und das mit österreichischer Beteiligung. Mit im Team Austria: natürlich Hermine Hofner gemeinsam mit fünf weiteren Teilnehmern – darunter auch der Euratsfeldner Franz Schlemmer, mit dem Hofner regelmäßig trainiert. „Wir holten damals den 3. Platz im Damen-Doppel und meine Kollegin Negin Schaller kam beim Damen-Einzel sogar aufs Siegerpodest“, freut sich Hofner. Mit Spannung blickt sie auch auf die dritte WM, die von 30. September bis 2. Oktober in Pula (Kroatien) stattfinden wird. Alle Bewerbe werden auch wissenschaftlich begleitet.
Ziel: WM in Österreich
„Unser Ziel ist eine Weltmeisterschaft in Österreich. Aber dafür braucht es engagierte und motivierte Leute. Und wir freuen uns auch über zukünftige Vereinsmitglieder. Tischtennis können alle – auch Menschen im Rollstuhl – spielen, egal, wann die Parkinson-Diagnose gestellt wurde. Auch Anfänger sind herzlich willkommen“, lädt Hofner ein. Viele Menschen ziehen sich nach einer Parkinson-Diagnose zurück. „Ich kann nur appellieren, nicht nur in den eigenen vier Wänden zu bleiben, sondern auch andere Menschen zu treffen – etwa bei den beiden Selbsthilfegruppen, die es in der Region gibt: in Am- stetten-Mauer (Tel. 066473594123) oder die JUPPS Amstetten (Tel. 0676/57 99 008)“, betont Hofner.
Baumblüten-Wanderung
Hofners Teamkollege Franz Schlemmer bietet zudem am 22. April eine Mostbaumblütenwanderung inklusive des Vortrags „Gemeinsam schaffen wir das“ für Parkinsonbetroffene und deren Angehörige an. Infos: Tel. 0664/73144884. Ein weiterer Termin: Am 12. und 13. Juli finden im Schloss St. Peter/Au Parkinson-Info-Tage statt.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden