AMSTETTEN. Um die Wichtigkeit von Diversität, also gesellschaftliche Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion sowie Barrieren bei der Karriere ging es im diesjährigen Netzwerkforum der HAK/HAS Amstetten.
Wer warum Karriere macht, erklärte Thomas Schneidhofer, Professor für Personalmanagement und Organisation sowie Dekan der Fakultät für Management an der Privatuniversität Schloss Seeburg, in einem Vortrag.
Stellung von Frauen in Führungspositionen, Inklusion, Chancengleichheit
Im Anschluss daran ging es bei einem Podiumsgespräch um Themen wie die Stellung von Frauen in Führungspositionen (unter anderem bei der Polizei und in der Politik), um Inklusion von Menschen mit Behinderung in Schule und Arbeit, um Chancengleichheit bei Bewerbungen oder etwa Diversität in internationalen Firmen.
Interessante Gäste
Den Fragen des Moderatorenteams Florian Brandstetter und Merisa Huremovic stellte sich eine vielfältige Mischung an Gästen, darunter Christiane Blaschke (Recruiting Team der Polizei Amstetten), Felix Denk (Legal Consultant bei Doka), Kurt König (Head of Human Resources bei der Umdasch AG), SPÖ-Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (Soziale Verwaltung, Gesundheit und Gleichstellung in NÖ), Esma Suhodolli (Gründerin des Kinderbetreuungszentrums KUBU), Gabriele Theuerkauf (Head of Human Resources bei Welser Profile Austria GmbH) sowie Klaudia Watzinger (Kaufmännische Direktorin des LK Scheibbs).
Frauen sind strukturell benachteiligt
Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig sieht nach wie vor eine strukturelle Benachteiligung von Frauen, vor allem aufgrund der zu leistenden Care-Arbeit für Kinder oder Angehörige. Ihre Vision, was die Inklusion von Behinderten im Schulwesen betrifft, wäre eine Schule für alle, in der differenziert wird, statt einer Separierung in Neue Mittelschule, Gymnasium und Sonderschulen.
Die „gelebte Vielfalt der Umdasch AG“ hob Kurt König hervor, besonders die „Begegnung auf Augenhöhe unter Mitarbeitern verschiedener Nationen“.
Gabriele Theuerkauf betonte die Wichtigkeit von diversen Teams bei komplexeren Anforderungen einer globalisierten Welt. Die Welser Profile Austria GmbH setze auf eine „Unternehmenskultur, in der alle gleichbehandelt werden und ihr Potenzial ausschöpfen können“.
Beeinträchtigte oder behinderte Personen sind leistungsfähig
Über den Kampf seiner Eltern, ihm trotz Erblindung seinen Wunsch nach einem normalen Schulbesuch zu erfüllen, erzählte Felix Denk. Durch seinen starken Willen schaffte er es, nicht nur die HAK Amstetten, sondern auch ein Jus-Studium zu absolvieren.
Der Gedanke, beeinträchtige oder behinderte Personen seien hilfsbedürftig und nicht leistungsfähig, müsse aus unseren Köpfen hinaus. Denk wünscht sich gleiche Chancen für jeden und eine Abkehr von Separierung und Sonderbehandlung.
Trotz seiner Qualifikation habe er leider immer wieder Situationen erlebt, in denen seine fachliche Kompetenz aufgrund seiner Erblindung angezweifelt wurde. Denk fordert behinderte Menschen dazu auf, für ihre Ziele zu kämpfen und nicht aufzugeben.
Er sei sehr glücklich darüber, dass an seinem Arbeitsplatz bei Doka seine Fachmeinung zählt und dass er gleichbehandelt wird.
„Unerwünschten Nebenwirkungen“ der Quotenregelung
Kontrollinspektorin Christiane Blaschke sprach über die „unerwünschten Nebenwirkungen“ der Quotenregelung und die veränderten Eignungskriterien für den Polizeiberuf. Hürden wie Mindestgröße, Mindestalter und Tätowierungen seien gefallen.
Viel wichtiger als körperliche Stärke sei emotionale Intelligenz und das Lösen von Konfliktsituationen mit Gesprächen. Bei der Aufnahme werde auch bewusst auf Diversität im Team geachtet, allein schon wegen der Sprachenvielfalt.
Die Welt mit Kinderaugen sehen
Die Welt mit Kinderaugen zu sehen und Unterschiede genauso einfach zu akzeptieren, wie Kinder es tun, dazu fordert Esma Suhodolli die Erwachsenen auf. Gleichzeitig sollten diese den Kindern auch Toleranz und respektvollen Umgang mit anderen vorleben. Suhodolli meint, Frauen mit Kopftuch hätten es nach wie vor schwerer, Karriere zu machen.
Bedauerlich sei, dass Menschen wegen eines Stück Stoffs anders behandelt werden.
Reaktion auf Transsexualität
Klaudia Watzinger, Kaufmännische Direktorin des Landesklinikums Scheibbs, erzählte über die Reaktionen ihres sozialen und beruflichen Umfelds auf ihre Transsexualität. Dabei hob sie den „wertschätzenden und respektvollen Umgang“ im Klinikum hervor.
Kritisch sieht sie die äußerst niedrige Frauenquote in Führungspositionen im Gesundheitswesen, die in „eklatantem Missverhältnis zum hohen Frauenanteil im Personal“ stehe. Sie fordert mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten, um Frauen Karriere zu ermöglichen.
Emotionale Intelligenz als wichtiger Karrierefaktor
Als wichtigen Karrierefaktor sieht Thomas Schneidhofer emotionale Intelligenz. Diversität im Team sei per se noch keine Garantie für eine bessere Performance. Ausschlaggebend sei vielmehr, wie die Unterschiedlichkeit im Team gelebt werde.
Im Anschluss gab es für Referenten, Lehrer und die Mitglieder von HAK-CULT noch ein Networking bei Snacks. Organisiert wurde das Netzwerkforum 2023 von Sabine Wagner und Wolfgang Kloibhofer. Für eine vielfältige musikalische Umrahmung sorgten Matthias Mitterer, Wolfgang Kloibhofer und Johannes Weinberger.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden