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Gender-Experte: "Männer profitieren von Gleichstellung"

Michaela Aichinger, 13.05.2024 19:03

NEUHOFEN/YBBS. „Gleichberechtigung = Frauensache? Diese Gleichung geht für Gerhard Wagner nicht auf. Der gebürtige Neuhofner ist Gründer und Obmann des Vereins „HeForShe Vienna“, einer globalen Kampagne, die Männer als Verbündete für die Gleichstellung von Frauen gewinnen möchte.

Die Gleichstellung der Geschlechter ist noch lange nicht erreicht. (Foto: Wolfilser/stock.adobe.com)
  1 / 2   Die Gleichstellung der Geschlechter ist noch lange nicht erreicht. (Foto: Wolfilser/stock.adobe.com)

„Wenn wir von Gleichstellung sprechen, denken wir meist automatisch an Frauenförderung und stempeln das Thema als Frauensache ab. Es ist aber nicht die alleinige Aufgabe von Frauen, für eine gleichberechtigtere Gesellschaft zu sorgen. Wir müssen Männer aktiver einbinden und stärker in die Verantwortung nehmen“, betonte Wagner anlässlich eines Vortrages im Ostarrichi-Kulturhof.

Bis die Gleichstellung von Männern und Frauen in allen Bereichen erreicht ist, wird es laut eines Berichtes des Weltwirtschaftsforums noch 131 Jahre dauern; 16 Jahre im Bildungsbereich und noch 169 Jahre im wirtschaftlichen Bereich.

Männer in Entscheidungspositionen überrepräsentiert

Ein Grund dafür ist laut Wagner, dass es vor allem Männer sind, die über viele Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens, der Politik und der Wirtschaft entscheiden. So beträgt etwa der Männeranteil in den Spitzenpositionen der 200 umsatzstärksten Unternehmen Österreichs 78 Prozent. Auch auf politischer Ebene gibt es für den Gender-Experten „noch viel Potenzial nach oben“. Diese Aufteilung der Geschlechter sehe man auch in den jeweiligen Branchen.

Wagner: „Es gibt nur drei Branchen, in denen der Frauenanteil in Führungspositionen höher als 70 Prozent ist: Gesundheit- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie Gewerbe und Gastronomie. In allen anderen Branchen sind Männer in Führungspositionen überrepräsentiert.“ Zudem seien in männerdominierten Branchen auch die Löhne höher. „Das hängt stark damit zusammen, dass weibliche Tätigkeiten in unserer Gesellschaft und Wirtschaft geringer bewertet werden als männliche Tätigkeiten“, so Wagner.

Männer in Diskurs mit aufnehmen

Männer sind also in den Entscheidungs- und Machtpositionen überrepräsentiert. „Das bedeutet, dass ihnen eine große Gestaltungsmacht zukommt, wenn es um Gleichstellung geht“, betont Wagner. Wichtig sei, Männer in den Diskurs mit aufzunehmen, mit ihnen über Gleichstellung zu reden und darüber, was es bedeutet Mann zu sein in der Gesellschaft.

Denn das Bild von Männlichkeit sei oft ein sehr einseitiges: „Wir teilen sehr schnell in Mann oder Frau ein – und dann startet eine ganze Palette an Erwartungshaltungen und Zuschreibungen. Es fällt schwer, sich davon zu lösen“, erklärt Wagner. Männern werde etwa zugeschrieben, dass sie viele Dinge nicht können, zum Beispiel, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Dies habe negative Auswirkungen: Hier würden Freiheiten und Möglichkeiten genommen, was sogar gesundheitliche Auswirkungen habe.

Vorteile auch für Männer

Doch was haben Männer konkret von mehr Gleichstellung? Wagner: „Sie haben mehr Möglichkeiten, ihre Bildungs- und Karrierewege zu gestalten, weniger Leitungs- und Erfolgsdruck, mehr Zeit für Familie und Sorgearbeit, mehr Raum für Selbstverwirklichung, eine bessere Gesundheit sowie glücklichere Beziehungen zu anderen und zu sich selbst. Wichtig ist, sich bewusst zu machen: Das vorherrschende Männerbild nimmt Männern viele Möglichkeiten.“


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