Mostviertler Stammzell-Spenderin: „Mir war bald klar: Ich mache das“
FERSCHNITZ. Der im Jahr 1999 gegründete gemeinnützige Verein „Geben für Leben – Leukämiehilfe Österreich“ hat die Mission, lebensrettende Stammzellspender für Menschen mit Leukämie und anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen zu finden. Eine Stammzellspenderin ist Sabrina Groiss (34) aus Ferschnitz. Sie sprach mit Tips-Redakteurin Michaela Aichinger über ihre Erfahrungen.
Der Verein „Geben für Leben – Leukämiehilfe Österreich“ feiert heuer sein 25-jähriges Bestehen. Die Kampagne „Be a Hero“ erzählt die Geschichten von Spendern von Stammzellen und ruft zum Typisieren auf.
Eine solche Spenderin ist Sabrina Groiss. 2017 hat sie an einer Typisierungsaktion in Steinakirchen teilgenommen. „Mein Mann und ich sind über die Freiwillige Feuerwehr Ferschnitz darauf aufmerksam geworden und haben uns typisieren lassen. Das war schnell erledigt. Man ist damit registriert und dann – ja, dann vergisst man die ganze Angelegenheit. Denn: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man als Stammzellspenderin tatsächlich in Frage kommt?“, blickt Groiss zurück.
„War zuerst geschockt“
Im September 2021 war es dann aber tatsächlich so weit: „Mein zweites Kind war im Juli zur Welt gekommen und dann erhielt ich die Nachricht, dass ich als Spenderin geeignet sei“, so die Ferschnitzerin. Ihre erste Reaktion? „Ich war erstmal geschockt und dachte mir: Das kann ich nicht machen. Nachdem ich dann aber mit meinem Mann alles besprochen und mit dem Verein,Geben für Leben‘ telefoniert hatte, war mir klar: Ich mache das“, erinnert sich Groiss.
Wenige Tage nach dem ersten Telefonat mit dem AKH Wien kam der Anruf, dass dort aufgrund des erst kürzlich erfolgten Kaiserschnitts bei Groiss keine Stammzellspende durchgeführt werde.
„Das Kind hatte nicht mehr viel Zeit“
„Ich habe den Verein darüber informiert und erfuhr, dass es beim Empfänger um ein Kind geht und dass dieses Kind nicht mehr viel Zeit habe ... Diese Information war sehr schlimm für mich“, erinnert sich die 34-Jährige.
Schließlich wurde sie über den Verein zur Bayerischen Stammzellbank in Gauting vermittelt, die nach allen Vorgesprächen und Voruntersuchungen trotz Kaiserschnitt die Stammzellentnahme durchführte.
„Es brauchte allerdings drei Anläufe, da damals, also 2021, Corona ja ein großes Thema war. Ich war aufgrund der Schwangerschaft nicht geimpft, mein Mann hatte Corona – also alles etwas kompliziert. Außerdem musste meine Familie meine beiden Kinder – eines davon ja noch ein Säugling – versorgen. Aber wir haben ein gutes Netzwerk“, ist Groiss dankbar.
Der Termin war da
Schließlich – am 15. Dezember 2021 – kam der Termin der Stammzellspende, die in Vollnarkose aus Groiss' Beckenknochen entnommen wurde. „Die Knochenmarkpunktion dauerte etwa eine Dreiviertelstunde bis eine Stunde. Danach hatte ich keine Schmerzen und durfte am nächsten Tag wieder nach Hause fahren“, so die Ferschnitzerin.
Welche Gedanken ihr nach der Punktion durch den Kopf gingen? Groiss: „Natürlich überlegt man, wo genau die Stammzellspende nun hingeht. Über den Verein ,Geben für Leben‘ erfuhr ich, dass es sich um ein neunjähriges Mädchen handle, dass im deutschsprachigen Raum leben würde.“
Briefwechsel mit Mädchen
Über den Verein „Geben für Leben“ war auch bald ein anonymisierter Briefwechsel zwischen Groiss und dem Mädchen möglich. „Es war ein so schönes Gefühl, als mir das Mädchen geschrieben hat, dass es ihm besser geht und dass es wieder die Schule besuchen kann!“, so die Ferschnitzerin.
In Österreich sei es zudem möglich, dass sich Spender und Empfänger nach fünf Jahren kennenlernen. „Das ist für uns beide eine Option! Ich denke, so ein Erlebnis verbindet zwei Menschen. Das Gefühl, das ich habe, wenn ich einen Brief von dem Mädchen erhalte und es sagt, dass es ihm gut geht, kann ich gar nicht beschreiben“, so Groiss.
Appell, sich typisieren zu lassen
Die Ferschnitzerin appelliert an die Bevölkerung, sich typisieren zu lassen (siehe Infobox) und wenn man als Spender in Frage kommt, es auch wirklich durchzuziehen: „Man sollte sich vorstellen, wie es wäre, wenn das eigene Leben oder jenes seiner Kinder von einer Stammzellspende abhängen würde ... Also, einfach typisieren lassen – das ist absolut schmerzlos und unkompliziert! Und außerdem ist das Gefühl, jemandem auf diese Art helfen zu können, wirklich unbeschreiblich!“
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