Krankenhaus-Seelsorge Amstetten: offenes Ohr und offenes Herz für alle
AMSTETTEN. Im Landesklinikum spielt neben der medizinischen Versorgung auch das menschliche und seelische Wohl der Patienten eine große Rolle. Seit Kurzem steht Franz Moser an der Spitze der Krankenhausseelsorge. Gemeinsam mit seinem Team begleitet er Patienten, Angehörige und Mitarbeitende – mit offenen Ohren, offenen Herzen und viel Zeit für das, was Worte manchmal nicht ausdrücken können.
Seit Jahrzehnten ist Seelsorge ein fester Bestandteil im Landesklinikum Amstetten. Im Mittelpunkt stehen dabei der persönliche Kontakt zu den Patienten, das Gespräch, das Zuhören, das Zeithaben, das einfache Da-Sein.
Diese Aufgaben hat seit September 2025 ein neu aufgestelltes Team unter der Leitung von Franz Moser übernommen, das der Diözese St. Pölten zugeordnet ist.
Angesichts der Größe des Hauses unterstützen auch acht ehrenamtliche Mitarbeiter die Seelsorge an einem Tag pro Woche.
Für Beichte und Krankensalbung besteht eine eigene Priesterrufbereitschaft. „Das ist gut organisiert: Neun Priester aus der Umgebung sind hier abwechselnd im Einsatz“, betont Moser.
Interreligiös aufgestellt
Der Besuch von Kranken hat im Christentum eine lange Tradition. Neben Kommunionfeiern im Krankenzimmer bietet das Seelsorge-Team auch gemeinsame Andachten in der Krankenhauskapelle an.
„Wir besuchen aber nicht speziell Christen beziehungsweise Katholiken. Wir sind interreligiös vollkommen offen und dienen der Klinikleitung auch als Drehscheibe für andere Religionen“, erklärt Moser.
Tiefgehende Gespräche
Wenn er oder seine Kolleginnen Elisa Guhsl und Michaela Brandstetter an eine Tür klopfen, wissen sie meist nicht, was sie erwartet.
Oft entwickeln sich aus kurzen Begegnungen tiefgehende Gespräche. „Manche beginnen mit einer leichten Plauderei gegen die Langeweile – aber man ist dann sehr schnell bei den wirklichen, existenziellen Themen der Menschen“, beschreibt Seelsorgerin Elisa Guhsl.
Freiwilliges Angebot
Wichtig seien dabei Vertraulichkeit, Verschwiegenheit und Freiwilligkeit. „Unser Angebot ist absolut freiwillig. Niemand ist gezwungen, es in Anspruch zu nehmen“, betont Moser.
Wer Kontakt sucht, könne sich an die Station wenden oder die Kontaktdaten den Aushängen entnehmen.
Vielfältige Themen
Die Seelsorger begegnen Menschen aller Generationen, dennoch wird ihre Arbeit oft mit Alter, Krankheit oder Tod in Verbindung gebracht. „Wenn wir Besuche abstatten, heißt es manchmal mit einem Schmunzeln: ‚So weit ist es noch nicht bei mir.‘ In Berührung kommen wir jedenfalls mit den vielfältigsten Themen“, erzählt Moser.
Neben religiösen oder medizinischen Fragen gehe es auch um soziale Anliegen, um Erbschaften, Pflege oder den Übergang in ein neues Lebensumfeld.
„Dazu sind wir auch ausgebildet. Es ist nicht beliebig, wer bei uns besuchen geht. Wir unterliegen hier Qualitätsstandards“, so Moser, der zudem auch Teil eines Ethik-Teams ist, das gemeinsam mit anderen Klinik-Bereichen komplexe Patientenangelegenheiten interdisziplinär bespricht.
Thema Tod
Das Thema Tod gehört in einem Krankenhaus naturgemäß unausweichlich zum Alltag. „Im Landesklinikum Amstetten versterben rund 400 Personen pro Jahr. Unsere Funktion ist hier, Angehörigen nach dem Tod eines Patienten Halt zu geben – etwa durch ein gemeinsames einfaches Segensgebet, um die Sprachlosigkeit zu stabilisieren. Hier können wir viel Gutes tun“, erklärt Moser.
Belastende Situationen
Wie sie mit belastenden Situationen umgehen, wissen die Seelsorger genau. „Wir erhalten Supervision. Wichtig ist jedoch vor allem, in der Freizeit auf sich zu achten, ein Ritual oder Hobby zu finden, um abschalten zu können“, so Moser.
„Und man braucht eben auch die Professionalität, um mit schwierigen Situationen umgehen zu können“, ergänzt Elisa Guhsl.
Für Praktikantin Michaela Brandstetter ist die Tätigkeit in der Seelsorge trotz mancher schwerer Gespräche „erfüllend“: „Es ist einfach ein besonderes Gefühl, jemandem mit einem kurzen Besuch eine Freude zu machen.“
Positive Momente
Neben traurigen Momenten gibt es aber auch viele durch und durch positive. Etwa auf der Geburtenstation oder bei Menschen, die sich über eine Genesung freuen. „Bei uns spielt eben das Leben in allen Facetten“, verdeutlicht Guhsl.
Krankenhauskapelle als Ort der Stille für alle offen
Ein besonderer Ort im Landesklinikum ist für das Team die Krankenhauskapelle. „Das ist ein Ort der Stille, des Gebets und des Auftankens, der für alle offen ist. Jeden Sonntagabend um 18 Uhr findet hier auch eine Eucharistiefeier oder ein Wortgottesdienst mit musikalischer Begleitung statt“, lädt Moser ein.
In der Kapelle befindet sich zudem eine Gedenk-Ecke für früh verstorbene Kinder – ein Platz der Erinnerung und des Trostes.
Auch für Mitarbeiter des Landesklinikums da
Für die Zukunft hat das Seelsorgeteam noch viel vor. Vor allem möchte es auch die Mitarbeitenden des Hauses noch stärker in den Blick nehmen.
„Menschen im klinischen Beruf sind ordentlich gefordert. Oft fehlt ihnen die Zeit des Innehaltens – wir stehen für Austausch und Gespräche sehr gerne zur Verfügung. Grundsätzlich gilt: Besuchen und Da-Sein für Menschen – das ist und bleibt unser Auftrag“, fasst Moser zusammen.
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