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Nach Schicksalsschlag: „Familie, Fußball und Glück retteten mein Leben“

Markus Hochgatterer, 27.06.2017 17:00

AU/DONAU. Wie üblich machte sich Thomas Rechberger auch am Morgen des 6. Juni 1997 gemeinsam mit seinem Vater Oskar von Au/Donau aus auf den Weg zur Arbeit auf das VOEST-Gelände – heimgekommen ist an diesem verhängnisvollen Tag aber nur sein Vater... 20 Jahre nach seinem schweren Arbeitsunfall, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte, sprach der heutige Familienvater mit Tips über den Tag, der sein Leben veränderte, und seinen Weg zurück.

  1 / 2   Thomas Rechberger ist seinen Eltern Maria und Oskar bis heute für die große Unterstützung in der schwersten Zeit seines Lebens dankbar. Foto: Hochgatterer

„Ich war an besagtem Tag mit Reparaturarbeiten in einem Hochbehälter beschäftigt. Da sich darin noch Rückstände von Stickstoff befanden, kam es zum Unglück“, erklärt Rechberger, der den genauen Hergang nur aus Erzählungen von Kollegen und Ärzten kennt. „Ich hab das geruchlose Gas eingeatmet und hatte eigentlich keine Chance. Auf einem Gerüst bin ich plötzlich bewusstlos zusammengesackt und habe mein Leben zu einem großen Teil meinem damaligen Arbeitskollegen Mario zu verdanken, der die Situation rasch erkannte, mit einer Sauerstoffflasche auf das Gerüst im Hochbehälter kletterte und mich bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte beatmete“, erzählt der ehemalige VOEST-Bedienstete. Die Rettungskette war zwar schnell in Gang gebracht, die Bergung aus dem Hochbehälter gestaltete sich aber dermaßen schwierig, sodass diese schließlich über eine Dachöffnung mit einem Seil durch den Rettungshubschrauber erfolgte.

Schock für Eltern: „Wenn ihr Sohn überlebt, wird er ein Pflegefall“

Der damals 24-Jährige wurde im UKH Linz erstversorgt. Als seine Eltern dort eintrafen, kam für sie die Schocknachricht. „Wenn ihr Sohn das Ganze überlebt, wird er ein Pflegefall“, lautete die erschütternde Nachricht. Da sich die Gase nach und nach im Körper absetzten, kam es zum Multi-Organversagen. Rechberger musste in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt werden und sein Leben hing wochenlang an einem seidenen Faden. Dass Rechberger, der zu diesem Zeitpunkt für den SK Enns spielte, ein begnadeter Fußballer und deshalb gut durchtrainiert war, kam ihm beim Kampf ums Überleben zugute.

Der lange Weg zurück

Nach mehreren Tagen im Koma besserten sich die Werte wie durch ein Wunder allmählich und er erlangte wieder das Bewusstsein. Für den lebensfrohen jungen Mann begann nun ein steiniger Weg zurück. „Nach meinem Unfall konnte ich weder gehen, stehen noch selbstständig essen. Als ich aus dem Tiefschlaf aufgewacht bin, war ich mit 15 Kilo weniger ein Schatten meiner selbst. Ich musste viele normale Dinge wieder neu lernen. Wie bereits während der gesamten ungewissen Zeit am Krankenbett standen mir meine Eltern Oskar und Maria auch nach meinen Reha-Aufenthalten jeden Tag zur Seite – das hat mir in dieser Lebensphase sehr geholfen und mir die nötige Kraft gegeben“, erinnert sich der Machländer zurück.

Traum ging in Erfüllung

Motivation bei den oftmals harten Reha-Aufenthalten war für ihn der große Wunsch, eines Tages wieder – egal in welcher Form – auf den Fußballplatz zurückkehren zu können. Dieser Traum ging in Erfüllung. Er konnte noch mehrere Saisonen als aktiver Spieler absolvieren und startete danach eine Karriere als Trainer. Aktuell betreut Rechberger, der mit seiner Lebensgefährtin Michaela und seiner Tochter Leonie in Au/Donau wohnt – die Fußballer der Union Baumgartenberg. „Wenn man so will, kann man zwanzig Jahre nach meinem Unfall behaupten, dass meine Familie, Fußball und Glück mir mein Leben gerettet haben. Ohne diese Bereiche wäre ich bestimmt nicht mehr so zurückgekommen, wie ich es bin – und dafür bin ich zutiefst dankbar!“


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