Konflikt ums liebe Federvieh: Hühnermast-Vorhaben lässt die Nerven blank liegen
BAD ZELL. Das liebe Federvieh spaltet in der Gemeinde die Meinungen: Sandra und Stefan Brandstötter möchten in Weberberg einen Hühnerstall mit knapp 40.000 Hühnern errichten. Gegner des Projekts haben eine Unterschriftenaktion gestartet. Am Dienstag beschäftigt sich der Planungsausschuss des Gemeinderats mit dem Vorhaben.
Am Anfang stand der Wunsch des Landwirts-Ehepaares aus Lugendorf, Gemeinde Tragwein, wieder im Vollerwerb auf ihren beiden Betrieben in Lugendorf und Weberberg zu arbeiten. „Wir haben uns dann erkundigt und beraten lassen, welche Betriebsstandbeine möglich und wirtschaftlich sinnvoll sind“, berichtet Stefan Brandstötter. Die Entscheidung fiel auf die Geflügelmast. Nachdem das Vorhaben in Tragwein unter anderem wegen des zu erwartenden Siedlungsbaus in Hofnähe nicht umsetzbar war, entschieden Sandra und Stefan Brandstötter, den Maststall mit Ausmaßen von 100 mal 25 Metern und einer überdachten Miststätte auf Sandras Hof in Weberberg, Gemeinde Bad Zell, zu errichten.
Umwidmung beantragt... „und dann ging der Wirbel los“
Mitte 2017 beantragten sie die Umwidmung des Grundstücks zum Zweck der bodenunabhängigen Tierhaltung. „Und dann ist der Wirbel losgegangen“, seufzt Stefan Brandstötter. Bei den Nachbarn gibt es vor allem Bedenken wegen möglicher Geruchsbelästigung. „Es gibt in der Nähe schon einen Stall mit rund 20.000 Hühnern, und den riecht man, wenn der Wind dorther weht“, sagt ein Anrainer, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Prinzipiell sind wir gegen diese art der Lebensmittelerzeugung“, fügt er hinzu.
Keine Zustimmung von Bürgerliste
Ein Argument, dem sich auch die Bad Zeller Bürgerliste UBBZ anschließt. „Wir lehnen Massentierhaltung generell ab, zumal dabei sehr viele Medikamente eingesetzt werden“, führt Fraktionsobmann Manfred Hofko ins Treffen. Er glaubt auch, dass das Image Bad Zells als Tourismus- und Naturparkgemeinde unter derartigen Vorhaben leiden würde. Deswegen und aufgrund weiterer Bedenken habe die UBBZ die Unterschriftenaktion unterstützt. In der Gemeinderatssitzung, die am 13. Dezember stattfinden wird, werde es daher von seiner Fraktion keine Zustimmung zur Umwidmung geben. Ob es der geplante Hühnerstall überhaupt auf die Tagesordnung dieser Sitzung schafft, hängt auch vom Ergebnis der Beratung im Ausschuss für öffentliche Raumplanung, Wohnbau, Ortsentwicklung und Umwelt am Dienstag ab. Dessen Obfrau ist übrigens Michaela Fröhlich von der UBBZ, die in Sachen Landwirtschaft sehr bewandert ist.
Emotional am Ende
Bei den Projektwerbern sorgen die Argumente der mehr als hundert Gegnern auf der Unterschriftsliste für Kopfschütteln. Alle Fachgutachten des Landes OÖ (Naturschutz, Luftreinhaltung, Wasserschutz, Raumplanung) sind positiv ausgefallen. „Wir haben uns extra die Mühe einer Exkursion zu einem Hühnermastbetrieb vergleichbarer Größe in Reichenthal gemacht – die Nachbarn sind leider nicht mitgefahren. Viele Gegenargumente kommen einfach aus dem Internet“, sagt Stefan Brandstötter. Mittlerweile liegen die Nerven bei ihm und seiner Frau Sandra blank. „Wir haben vor, einen Hühnerstall zu bauen, kein Atomkraftwerk!“ Und zwar einen nach modernsten Kriterien der Tierhaltung. „Wir investieren eine Menge Geld für einen besonders tiefreundlichen Stall mit Fußbodenheizung, Wintergarten und gentechnikfreier Fütterung, wo nach dem AMA-Gütesiegel produziert wird.“
Antibiotika-Prophylaxe verboten
Vorbeugender Antibiotika-Einsatz sei in Österreich zudem schon lange verboten. „Was wir verwenden werden, sind Probiotika, Milchsäurebakterien, die der Gesundheit der Hühner dienen.“ Mit Hubers Landhendl gäbe es bereits einen Abnahmevertrag ab Mastbeginn. Dieser garantiere strengste Qualitäts- und Hygienestandards. Brandstötter: „Man muss sich auch nach der Alternative fragen: Ist es besser, wenn wir ausländische Hühner aus Käfighaltung, gentechnikgefüttert und mit vorbeugendem Antibiotika-Einsatz importieren, oder wenn bei uns industrielle Hühnermast aufkommt, oder ist es doch besser, Hühner aus bäuerlichen, heimischen Betrieben zu kaufen. Eine Gemeinderats-Entscheidung sehnt er herbei: „Egal, wie es ausgeht – wir möchten auf jeden Fall vor Weihnachten noch wissen, woran wir sind.“ Wenn es mit der Umwidmung nichts wird, werde man eben einen kleineren Stall für rund 20.000 Hühner bauen. „Aber wäre halt so, wie wenn man mit 50 Hektar Grund einen Stall für 15 Kühe bauen würde. Vollerwerb für zwei geht sich damit nicht aus.“
Bürgermeister gegen das Vorhaben
Für Bürgermeistter Hubert Tischler steht dem Gemeinderat eine Grundsatzentscheidung bevor: „Wollen wir eine naturnahe Landwirtschaft oder eine weitgegend industrielle mit zugekauftem Futter, bei der die Hühner weggebracht werden und der Dreck zurückbleibt?“ formuliert er pointiert. Hühnermist sei als nährstoffreicher Dünger allerdings begehrt, räumt das Ortsoberhaupt ein. Zur Gesamtentwicklung der Tourismus-Gemeinde Bad Zell passe die Hühnermast jedoch nicht. „Weberberg is noch sehr naturnah, und es führt auch der beliebte Wanderweg nach Prandegg vorbei.“ Letztlich müsse der Planungsausschuss entscheiden, ob das Gebäude in die Landschaft passt. „Es ist jedenfalls zu erwarten, dass das Projekt auf der Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung am 13. Dezember steht“, stellt Tischler in Aussicht.
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17.01.2018 17:24
Vollerwerb nicht möglich?
Es ist nicht nachvollziehbar, dass bereits zwei Betriebe bewirtschaftet werden und nun der Vollerwerb angestrebt wird. Vollerwerb muss für beide Personen jetzt schon möglich sein und die Haltung von 40000 Hühnern entspricht nur einer Form von Gier.
09.12.2017 09:00
Hühnerstall in
Industrialisierung der Lebensmittel muss aufhören. Da ist es Gut wenn sich die Menschen wären. Das werden Themen für die EU.In anderen Ländern gehören die Gesetze so geändert das die Industrialisierung zurückgefahren werden muss.
12.12.2017 21:06
Bei dieser Kritik sollte man schon unterscheiden können, ob
Wenn man Kritik verfasst,sollte die Rechtschreibung schon stimmen.
06.12.2017 18:43
Hallo Brandstötters Gerade habe ich den Bericht in der Zeitung gelesene. Ich muss sagen da kommt mir fast die Galle hoch, wenn man sieht was man sich als Bauer alles gefallen lassen muss. Mir und meinem Partner gefällt eure Einstellung bezüglich Vollerwerb und der Einsatz in der Landwirtschaft total gut. Wir wünschen euch SEHR viel Erfolg und das ihr euren Traum vom Vollerwerb auch umsetzen könnt. LG Elisabeth Weichselbaum