Anonyme Alkoholiker: Meetings finden jetzt auch regelmäßig virtuell statt
SIMBACH. Die Anonymen Alkoholiker (AA) und die Al-Anon Familiengruppe in Simbach treffen sich nach dem Lockdown wieder persönlich. Seit Corona gibt es nicht nur mehr Anfragen, sondern auch die Möglichkeit, per Zoom-Meeting miteinander in Kontakt zu treten.
Kontaktverbote, Verlust des Arbeitsplatzes, Kurzarbeit und die räumliche Einschränkung durch Corona haben sicherlich in vielen Haushalten den Alkoholkonsum erhöht. Was in den meisten Fällen nur ein harmloser Alkoholgenuss ist, kann etwa durch steigende soziale Probleme aber auch in die Abhängigkeit führen. Diese stellt nicht nur für die jeweiligen Betroffenen, sondern auch für deren Familien eine große Belastung dar, besonders durch die von Corona geschaffene Beengtheit in den eigenen vier Wänden.
Um in diesen Fällen Unterstützung anzubieten, gibt es in Simbach die Selbsthilfegruppe der Anonymen Alkoholiker, die sich wöchentlich, jeden Dienstag von 19.30 bis 21.30 Uhr, in den Räumen der Evangelischen Gnadenkirche trifft. Sie bietet seit über 30 Jahren kostenlos ihre Hilfe an. Auch in Braunau gibt es eine Gruppe. Im Umkreis von 40 Kilometern kann man jeden Tag ein Meeting besuchen.
Online-Treffen
Während der Kontaktbeschränkungen waren die Gruppentreffen nicht möglich, obwohl seit Corona der Bedarf gestiegen ist, wie Franz, ein Mitglied der Selbsthilfegruppe in Simbach berichtet. Neben der Möglichkeit, telefonisch in Kontakt zu treten, wurden daher virtuelle Video-Meetings per Zoom eingeführt. Diese fanden während des Lockdowns zweimal wöchentlich statt. Derzeit gibt es die Zoom-Meetings jeden Sonntagabend.
„Wer teilnehmen möchte, muss hierzu nur mit den Anonymen Alkoholikern Simbach telefonisch in Kontakt treten. Dann erhält er die Zugangsdaten für das Video-Meeting. Die Anonymität wird hier, wie auch bei den Gruppentreffen in der Gnadenkirche, selbstverständlich gewahrt“, erklärt Franz (der Vorname wurde geändert).
Er selbst hat es vor über 30 Jahren nach einer Therapie gemeinsam mit den Anonymen Alkoholikern geschafft, dem Alkohol abzuschwören und hilft nun Betroffenen, die Scheu davor zu verlieren, sich Hilfe zu suchen. „Alkoholismus ist eine Suchtkrankheit und keine Charakterschwäche. Man braucht sich keineswegs dafür zu schämen, sich Hilfe zu suchen, oder gar Angst davor haben“, so Franz.
Anonymität an erster Stelle
„Anonymität ist bei den Treffen oberstes Gebot. Es wird weder nach der Herkunft noch nach dem Namen gefragt. Man muss auch gar nichts sagen, wenn man nicht möchte. Manchmal hilft es auch, wenn man nur anwesend ist, den anderen zuhört und die herzliche Aufnahme durch die Gruppe erfährt.“
Die einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit, ist der Wunsch mit dem Trinken aufzuhören. Bei den Meetings gehe es darum, Erfahrungen auszutauschen. Es sind keine Therapeuten anwesend, sondern lauter Betroffene. Meistens sind bei den Treffen etwa fünf bis zwölf Personen mit dabei. Zur Unterstützung wird das Zwölf-Schritte-Programm der AA angewendet.
Treffen für Angehörige
Auch für die Angehörigen von Betroffenen gibt es die Möglichkeit, sich auszutauschen und Kraft zu tanken. In der Al-Anon Familiengruppe treffen sich jeden Dienstag von 19.30 bis 21.30 Uhr Partner, Eltern oder erwachsene Kinder von Alkoholikern in der evangelischen Kirche.
„Wir unterstützen uns gegenseitig durch den Austausch von eigenen Erfahrungen und lernen, die Krankheit Alkoholismus zu verstehen und mit den Problemen und ungerechtfertigten Schuldgefühlen besser umzugehen“, berichtet ein Mitglied der Al-Anon Familiengruppe.
„Man kann Alkoholiker nicht trocken legen, aber man kann mit Hilfe der Gruppe lernen, wieder gut auf sich zu schauen und Freude am Leben zu haben.“
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