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Retter auf vier Pfoten: Die Suchhundestaffel Braunau

Theresa Senzenberger, 11.11.2024 17:09

INNVIERTEL/GRIESKIRCHEN. Nicht immer enden die Einsätze der Suchhundestaffel Rotes Kreuz Braunau, die für das Innviertel und Grieskirchen zuständig ist, mit einer guten Nachricht – trotzdem geben die Mitglieder mit ihren Hunden ihr Bestes und sind teils nächtelang unterwegs. Seit kurzem hat das Team eine neue Zusammenstellung.

Staffelleiterin Christina Duscher und Wilma sind schon viele Jahre ein Team. (Foto: Herbert Resch)
  1 / 3   Staffelleiterin Christina Duscher und Wilma sind schon viele Jahre ein Team. (Foto: Herbert Resch)

Edith Berghammer aus Munderfing und ihr Hund Dexter sind die neuesten Mitglieder. Vier Jahre lang waren die beiden als Helfer an der Seite von Staffelleiterin Christina Duscher und ihrer Polnischen Bracke Wilma. So lernten sie die Arbeitsweise kennen und legten nun erfolgreich die Prüfung für die Einsatzfähigkeit ab. Die Staffel rückt aus, wenn Menschen verschwinden – zum Beispiel, weil sie an Demenz leiden.

Zeitaufwendige Ausbildung

In der Baunauer Suchhundestaffel gibt es jetzt elf Hunde und 16 Mitglieder. Sie gehören zum Team des Roten Kreuzes und sind in ganz Oberösterreich unterwegs. Ihr Kerngebiet ist aber das Innviertel und Grieskirchen. Ein paar Mitglieder kommen auch aus Schärding oder sind in Ried tätig.

Sieben Hunde der Braunauer Staffel sind schon einsatzgeprüft, vier befinden sich in Ausbildung. Manche von ihnen sind Personenspürhunde und sind in der Lage, den Geruch von bestimmten Menschen aufzuspüren. Andere sind Flächensuchhunde. „Sie bekommen ein Gebiet zugewiesen, in dem sie nach menschlichem Geruch stöbern. Wenn sie eine Person finden, müssen sie diese verbellen, bis der Hundeführer vor Ort ist“, erklärt Duscher.

Viel Übung erforderlich

Damit das gut funktioniert, ist viel Vorarbeit notwendig. Die Ausbildung dauert zwei bis vier Jahre. Nach der ersten Einsatzüberprüfung müssen die Teams alle zwei Jahre in einer Prüfung zeigen, dass sie noch leistungsfähig sind. „Sie werden intern in der Staffel ausgebildet und treffen sich ein bis zweimal pro Woche zum Training“, erzählt die Aspacherin. „

Am besten ist es, wenn die Hunde schon als Welpen mit der Ausbildung starten. Ein Suchteam, also ein Mensch-Hund-Team, kann nur dann gut arbeiten, wenn auf beiden Seiten absolutes Vertrauen herrscht. Die Teams sind durch diese Arbeit besonders eng verbunden.“

Talentierte Hunde

Theoretisch könnte jeder Hund ein Suchhund werden. Manche Rassen eignen sich aber mehr dazu – beispielsweise wegen ihrer Größe. „Wichtig ist, dass sie menschenfreundlich und arbeitswillig sind.“ Viele Suchhunde sind Labradore, Border Collies oder Jagdhunderassen. Bei der Ausbildung geht es darum, die Hunde zu motivieren. „Die Hunde sehen es als Spiel an.“ Für all das verwenden die Mitglieder viel Zeit – und das ehrenamtlich. Manche von ihnen sind auch Sanitäter. Zudem werden mit der Feuerwehr Übungen veranstaltet.

Emotional belastend

Nicht zu vergessen sind die Einsätze, die auf Anforderung der Polizei erfolgen. 30 bis 40 absolvieren die Mitglieder pro Jahr. Heuer wurden sie schon 34 Mal gerufen. Tendenziell werden diese laut Duscher von Jahr zu Jahr etwas mehr. Da es jederzeit zu einem Einsatz kommen kann, sind die Ehrenamtlichen rund um die Uhr erreichbar. Manche Einsätze dauern die ganze Nacht – und gleich danach geht es teilweise mit dem Beruf weiter.

Nicht nur zeitlich, auch emotional kann die Arbeit belastend sein. „Nicht alle Einsätze gehen gut aus. Manchmal fährt man auch heim und es gibt kein Ergebnis.“ Einsätze können auch gefährlich sein – etwa, wenn sich unvermutet herausstellt, dass der Gesuchte eine Waffe mit sich führt. Dann ist der Einsatz für die Suchhunde des Roten Kreuzes sofort beendet.

Hunde als Tröster

Duschers Aufgabe ist es, Geruchsproben zu holen. Deswegen hat sie viel Kontakt mit Angehörigen. Diese wenden sich auch öfter an die Hunde. „Unsere Hunde sind nicht nur Suchhunde, sondern sie spenden auch Trost“, so die Leiterin. Die Einsätze können sehr traurig sein. Umso schöner ist es, wenn sie gut ausgehen. „Wenn die Nachricht lebend gefunden kommt, ist das immer eine große Erleichterung.“

Bei einem Einsatz sind die Hunde Teil eines großen Teams von Feuerwehren und der Polizei. Der Personensuchhund kann eine Richtung vorgeben. Dann werden Gebiete in einem Radius von rund einem Kilometer durchsucht. Je früher die Hunde mit dem Suchen beginnen können, umso besser. Beim Einsatztest der Personenspürhunde müssen Spuren, die zwölf bis 24 Stunden alt sind, abgearbeitet werden.

Großer Teamgeist

„In erster Linie machen wir das, weil wir so gerne mit Hunden arbeiten. Man braucht aber auch schon ein bisschen einen Vogel dazu“, schmunzelt Duscher. „Wenn man um vier Uhr morgens zum Einsatz alarmiert wird, denkt man sich manchmal ‚bitte nicht‘. Aber dann überlegt man ‚Was wäre, wenn das meine Mama wäre?‘ – und so denken wir alle.“

Das Team bespricht die Eindrücke nach den Einsätzen immer gemeinsam. „Wir stehen danach immer noch im Kreis und es wird ein bisschen Spaß gemacht, damit jeder am Ende zumindest ein kleines Lächeln im Gesicht hat. Da die Helfer nach einer langen Nacht meist sehr müde sind, begleiten sie sich gegenseitig am Telefon nach Hause. Der Einsatz ist erst zu Ende, wenn alle wieder sicher im Bett sind.“


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