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Abwanderung: Gemeinden setzen Maßnahmen gegen Landflucht

Nora Heindl, 07.03.2018 08:02

BEZIRK EFERDING/GRIESKIRCHEN. In Oberösterreich gibt es viele starke Gemeinden und Regionen. Doch auch hier macht die Landflucht nicht Halt. Trotz Wachstums der oberösterreichischen Bevölkerung verliert ein Drittel der Gemeinden seine Einwohner (Quelle: Land OÖ/Statistik Austria). Als Regionalmedium greift Tips im März das Thema Landflucht auf und gibt einen Überblick über die Situation in den Bezirken. Mit welchen Problemen haben die Regionen zu kämpfen? Und wie wird dagegen vorgegangen?

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Während sich die Gemeinden Bad Schallerbach im Bezirk Grieskirchen und Alkoven im Bezirk Eferding zwischen 2010 und 2016 über Einwohnerzuwachs freuen dürfen, kämpfen Gemeinden wie Eschenau und Hartkirchen mit sinkenden Bevölkerungszahlen (Quelle: Land OÖ/Statistik Austria).

Warum dies so ist, erklärt sich Sandra Schwarz vom Regionalmanagement Innviertel-Hausruck mit der besseren Verkehrsanbindung und der Nähe zum Zentralraum: „Der Zuzug der Gemeinden Bad Schallerbach und Alkoven lässt sich aus meiner Sicht vor allem durch die Lage (Nähe zum Zentralraum) und die vergleichbar gute Verkehrserschließung (inklusive Bahn) erklären. Zudem verfügen die Gemeinden über eine hohe Lebensqualität, die in urbanen Räumen oft zu kurz kommt“. Im Vergleich dazu würden die Gemeinden Eschenau und Hartkirchen am Rande des Sauwaldes, an sich eine strukturschwache Region in wirtschaftlicher Hinsicht, abseits der überregionalen Verkehrsverbindungen und der öffentlichen Verkehrserschließungen liegen. „In Sachen Lebensqualität stehen diese Gemeinden sicher den anderen in Nichts nach. Im Allgemeinen orientiert sich der Bedarf nach Wohnraum nun auch stark an der wirtschaftlichen Entwicklung“, so Schwarz.

Abwanderung in den Gemeinden

Wenig dramatisch sehen die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden das Thema Abwanderung. Im Falle von Eschenau könne man sich im vergangenen Jahr sogar über Einwohnerzuwachs freuen. „In den letzten Jahren konnte die Abwanderung gestoppt werden, bis wir im letzten Jahr ein Bevölkerungswachstum von 2,9 Prozent hatten“, freut sich Hannes Humer, Bürgermeister von Eschenau.

Auch in Hartkirchen wuchsen die Einwohnerzahlen zuletzt. „Hartkirchen ist eine aufblühende, familienfreundliche Gemeinde. Derzeit sind in Hartkirchen 4124 Personen mit Hauptwohnsitz und 370 mit Nebenwohnsitz gemeldet. In den Sommermonaten beträgt die Einwohneranzahl durch die zusätzlichen Anmeldungen der Erntehelfer vorübergehend jedes Jahr sogar bis zu 5000 Personen. Hartkirchen ist aber auch ohne Zurechnung der Erntehelfer nach Alkoven, sowohl einwohner- als auch flächenmäßig, die zweitgrößte Gemeinde des Bezirkes Eferding“, betont Bürgermeister Wolfram Moshammer.

Maßnahmen gegen Abwanderung

In der Gemeinde Eschenau werden laut Bürgermeister Humer bereits seit längerem Maßnahmen gegen Abwanderung gesetzt. So würde am ständigen Ausbau der Infrastruktur gearbeitet, das Vereinsleben gefördert, Bauland zur Verfügung gestellt und die Kinderbetreuung ausgebaut. „Auch wenn wir nicht sehr viele Arbeitsplätze in der Gemeinde haben, ist Eschenau eine lebens- und liebenswerte Wohngemeinde. Damit das auch so bleibt, werden Bauwerber seitens der Gemeinde bestens unterstützt und beraten“, so Humer.

Auch in Hartkirchen werden stetig Maßnahmen gesetzt, um weiter zu wachsen. So werden zwischen 2018 und 2019 28 neue Wohnungen gebaut, zudem stehen nach Abschluss der Flächenwidmungsplanüberarbeitung zusätzliche Baugründe zur Verfügung. Und auch das Institut Hartheim errichtet für 21 Personen eine Unterkunft im Gemeindegebiet. Insgesamt wurden laut Moshammer seit 2010 60 neue Häuser errichtet. „In unserer Neuen Mittelschule werden derzeit 140 Jugendliche und in der Volksschule 151 Kinder unterrichtet. Wir betreiben insgesamt sechs Kindergartengruppen und zwei Krabbelstubengruppen. Unter Zugrundelegung der Daten und Fakten bin ich daher der Überzeugung, dass Hartkirchen keine Landfluchtgemeinde ist“, betont Moshammer abschließend.

Laut Schwarz spielt die Infrastruktur eine wichtige Rolle beim Thema Zu- und Abwanderung: „Vor allem in Zeiten der Digitalisierung haben aus meiner Sicht auch ländliche Gemeinden eine erhöhte Chance. In Zukunft wird das Arbeiten vermutlich nicht mehr an einen Ort gebunden sein– Stichwort Breibandausbau. Spannend finde ich auch den Ansatz die Vorteile eines urbanen Lebensstils in die ländliche Region zu bringen, wie zum Beispiel Co-Working oder Co-Living.“ Auch junge Familien erscheinen für Schwarz als „Zielgruppe“ für ländliche Gemeinden besonders attraktiv. „Um mehr zu erreichen, erscheinen mir Kooperationen unter den Gemeinden als besonders sinnvoll. Vor allem im Bereich der Infrastrukturen“, so Schwarz.

Attraktivierung des Lebensraumes

Gegen Abwanderung in den Gemeinden helfe laut Renate Fuxjäger vom Regionalmanagement Wels-Eferding nur die Attraktivierung des Lebensraumes in der Region. Dabei seien Angebote für Jugendliche sehr wichtig. „Ich glaube nicht, dass so viele in den Bezirk Linz-Land oder die Stadt Linz abwandern. Wohnen ist dort sehr teuer. Problematisch ist eher die Abwanderung in andere österreichische Städte und Regionen sowie in das nahe Ausland“, meint Fuxjäger.


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