Josef Steiner: „Gerade die kleinen Fehler machen den besonderen Charme von Bauernmöbel aus“
SCHARTEN. Wie viel Stück er besitzt, will er nicht sagen, „zu viele, mittlerweile passt nicht einmal mehr das Auto in die Garage“, lacht Josef Steiner. Die große Leidenschaft des Schartners sind Bauernmöbel.
„Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, da gehörten bemalte Bauernmöbel immer schon dazu“, erzählt Josef Steiner. Umso passender, dass er bei einem Besuch des Stiftes Reichersberg zufälligerweise auf einen Restaurierkurs aufmerksam wurde. „Da wusste ich, das ist genau das richtige für mich. Beim nächstmöglichen Termin war ich schon begeisterter Teilnehmer“, so der Schartner. Das war vor sieben Jahren, seither hat er acht verschiedene Restaurierkurse besucht.
Der Charme der alten Möbel
„In den Kursen habe ich ein Gefühl für die alten Möbel bekommen. Dass man sie lieber alt lassen soll, als sie neu zu bemalen, denn gerade die kleinen Fehler machen ihren besonderen Charme aus“, so Josef Steiner.
Eine Besonderheit des Kurses ist, dass jeder sein eigenes Möbelstück mitbringt. Er selbst hat im kommenden Kurs einen Kasten von 1839 im Gepäck, ein Kranzlmüller-Kasten aus einem Abbruchhaus im Waldviertel. „Typische Merkmale für die Echtheit sind etwa die Spalten auf der Rückseite, da das Holz mit den Jahren schrumpft und der abnehmbare Hut“, erklärt der Graveurmeister.
Nicht zu vergleichen mit den Möbeln heute. „Die Möbel von heute sind oftmals eine Modeerscheinung und austauschbar. So einen Bauernkasten heute herstellen zu lassen, könnte man sich kaum leisten, sollte man auch nicht, denn alles hat seine Zeit“, so der Schartner. Gerade die reizt ihn übrigens auch an den alten Möbelstücken, die Geschichte rundherum, zu schauen, was sich im Entstehungsjahr noch so alles getan hat. Der größte Glücksgriff gelang ihm vor drei Jahren, als sich seine Frau eine Bauerntruhe wünschte. Erst zuhause entdeckte er die versteckte Zahl 1769, das Geburtsjahr von Napoleon.
Versteckte Schätze
Schade findet er, dass viele nicht wissen, welche Schätze sich bei manchen im Keller oder Dachboden unter einer dicken Staub- oder Farbschicht verstecken. „Viele entsorgen die Möbel aus Platzgründen und zerstören damit eine hochwertige Handwerkskunst“, bedauert Josef Steiner.
Langwierige Feinarbeit
Natürlich ist diese Handwerkskunst nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. „Eine Zeit lang war es nicht modern, sich ein buntes Möbelstück in die Stube zu stellen, da hat man es einfach mit einer unauffälligen Farbe dick übermalt“, erzählt der Schartner. Der einzige Vorteil daran, die Farbe hat die darunter versteckten Malereien vor dem Licht und dem Verblassen geschützt. „Das ist immer das Spannendste, zu sehen, was sich unter der Farbe oder dem Schmutz wirklich versteckt“, so Josef Steiner.
Gerade der Anfang aber ist heikel. „Man weiß vorher nie, mit was sich die Übermalung lösen lässt. Am besten ist, man probiert es vorsichtig auf der Seite unten. Man muss sich langsam rantasten, dafür ist es ein umso schöneres Gefühl, wenn nach mehreren Wochen Arbeit dann aus einem schäbigen Stück etwas Ansehnliches wird“, so der Schartner. Verkaufen würde er seine restaurierten Bauernmöbel übrigens nie, „höchstens an meine Schwester, da weiß ich dann, wo das Stück steht“, lacht Steiner.
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