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Astener Liedermacher berührt mit seinem Konzert 200 Gäste bei Premiere

Maya Lauren Matschek, 08.10.2025 16:30

ASTEN/LINZ. Philipp Schartner feierte im Central Linz sein Konzertdebüt – vor einem 200-köpfigen Publikum, das gleichermaßen bewegt, nachdenklich und bestens unterhalten nach Hause ging. Innerhalb nur eines Jahres hatte sich der 26-Jährige das Gitarrespielen selbst beigebracht, nun stand er zum ersten Mal allein auf der Bühne.

Philipp Schartner begeisterte bei seinem ersten Solo-Konzert mit Liedern und Gedichten. (Foto: Fritz Andexlinger)

„Danke, dass ihr alle gekommen seid – es bedeutet mir sehr viel“, sagte er nach den ersten beiden Liedern, bevor er sich vorstellte und erklärte, warum er Musik macht: „Ich will Geschichten erzählen, die echt sind, die etwas mit mir zu tun haben. Manche sind traurig, manche lustig – so wie das Leben.“

Ein Auftakt voller Tragik und Intensität

Schon mit dem ersten Stück traf er die Zuhörer mitten ins Herz. Das Lied handelte von „meinem Freund, dem Sandla„, der Kupfermucken verkaufte, um sich mit dem Geld Alkohol zu besorgen - zu groß ist sein Kummer und der Weltschmerz zu ertragen. Am Ende ging er am Bahnhof in den Tod. Ein schwerer, dramatischer Einstieg, der aber sofort die volle Aufmerksamkeit fesselte. „Man konnte spüren, dass der Saal plötzlich ganz still wurde – jeder hat zugehört, jeder war in dieser Geschichte drinnen“, so ein Besucher.

Lieder, die tiefe Wurzeln offenbaren

Abwechslung prägte den weiteren Abend: Zwischen den Liedern trug Schartner zwei seiner eigenen Gedichte vor, die von Melancholie, aber auch von Hoffnung getragen waren. Besonders eindrücklich waren die Erklärungen, die er manchen Liedern vorausschickte. So erzählte er von seinem Vater, der als Schüler in den 1970er-Jahren von einem Mathematiklehrer misshandelt wurde. „Er wurde über den Tisch geschleudert und knallte mit dem Kopf gegen die Wand. Er hatte immer Angst vor dem Unterricht“, schilderte Schartner. Ein Lied widmete er diesem Kapitel der Familiengeschichte – und am Ende verdichtete sich die Wut über diesen Lehrer in einem einzigen Wort, das den Song abschloss.

Auch persönliche und familiäre Wurzeln fanden ihren Weg in die Musik. In einem weiteren Stück verarbeitete er die Geschichte seines amerikanischen Urgroßvaters, der während seiner Stationierung in Österreich Schartners Urgroßmutter kennenlernte – von dem aber lange jede Spur fehlte. „Meine Oma wollte ihn später wiederfinden. Sie hatte nur einen Nachnamen – und tatsächlich erreichte sie gleich beim ersten Versuch die richtige Nummer. Nur konnte sie kein Englisch. Also schrieb mein Vater den Brief für sie.“ Die bewegende Familiengeschichte packte Schartner in ein leises, eindringliches Lied, das viele im Saal nachdenklich machte.

Schartner entpuppt sich auch als Kabarettist

Doch der Abend hatte auch seine heiteren Momente. Schartner, gebürtiger Ebelsberger (Linz), lebt seit gut einem Jahr in Asten – und erzählte dazu mit einem Augenzwinkern: „Ich sag immer: London, New York und… Asten. Da muss jeder schon einmal gewesen sein.“ Und weiter: „In Asten hama wirklich alles, was man braucht: Einen (!) Kreisverkehr, einen Spar, a Altstoffsammelzentrum... Ah!! Und die Justizanstalt! Mehr braucht ma ned zum Leben!“

Zwischen Nähe, Mut und Aufbruch

Ganz persönlich wurde es schließlich bei einem Song für seinen Bruder Jan, der am Abend seines Debüts als Kameramann agierte: „Jan ist mein verlängerter Arm, mein Herzensmensch und bester Bruder, den man sich nur wünschen kann“, erklärte Schartner, bevor er die Gitarre anschlug.

So entstand ein Premierenabend voller Gegensätze: traurige und tiefgründige Balladen, humorvolle Anekdoten, poetische Zwischentöne – und ein Künstler, der mit Ehrlichkeit, Mut und Offenheit die Menschen erreichte. „Manchmal muss etwas zu Ende gehen, damit Neues entstehen kann“, hatte Philipp Schartner im Sommer im Gespräch mit Tips gesagt. Mit seiner Konzertpremiere hat er gezeigt: Für ihn beginnt gerade jetzt etwas Neues.


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