Schartner: "Manchmal muss etwas zu Ende gehen, damit Neues entstehen kann"
ASTEN. Philipp Schartner hat in einem „Moment der Verzweiflung“ das erste Mal zur Gitarre gegriffen und sich innerhalb eines Jahres das Spielen selbst beigebracht – als Ausgleich zum oft stressigen Berufsleben, um Menschen mit seinen Liedern Hoffnung zu schenken, aber vor allem um nach dem Tod seines Vaters dessen musikalisches Vermächtnis in seinem ganz eigenen Stil fortzuführen.

Philipp Schartner – der übrigens nichts mit dem Getränk zu tun hat – lebt seit rund einem Jahr in Asten. Der 26-Jährige arbeitet als Funksprecher in der Landesleitzentrale der Polizei in Linz, abseits seiner 24-Stunden-Dienste wird aus dem Polizisten ein Liedermacher. Der Autodidakt hat sich erst im Frühjahr 2024 das Gitarrespielen beigebracht. Aus einem ganz persönlichen Grund: Musik ist für ihn mehr als ein Hobby. Sie ist Erinnerung, Ausdruck und ein Weg, mit dem Verlust seines Vaters umzugehen.
Vom Funk zur Musik
„Wenn jemand den Polizeinotruf 133 wählt, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass ich abhebe“, sagt Schartner schmunzelnd. Seit fast sieben Jahren ist er Polizist, vier davon arbeitet er bereits in der Landesleitzentrale. Dort koordiniert er den Funkverkehr, nimmt Notrufe entgegen – und muss in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Neben seinem fordernden Beruf hat der gebürtige Ebelsberger eine zweite Leidenschaft entdeckt: die Musik. „Ich habe vor 15 Monaten meine erste Gitarre gekauft, ohne jemals zuvor gespielt zu haben. Ich habe einfach gewusst: Jetzt ist der richtige Moment.“
Musik als Vermächtnis
Der Auslöser dafür war der Tod seines Vaters im Oktober 2022. „Er war nicht nur mein Papa, sondern mein bester Freund und Seelenverwandter. Er war Hobbymusiker, hat eigene Lieder geschrieben – und ich bin mit seinen Songs aufgewachsen.“ Nach dem Verlust sei in ihm ein starker Drang entstanden, sich auszudrücken. „Ich habe begonnen, Gedichte zu schreiben, zuerst traurige, dann auch heitere. Und irgendwann war klar: Ich brauche ein Instrument.“ Ein befreundeter Musiker bestärkte ihn schließlich, selbst Gitarre zu lernen. Heute spielt Schartner nicht nur seine eigenen Songs, sondern auch jene seines Vaters – in einer eigenen Interpretation. „Das ist mein Weg, seine Lieder weiterleben zu lassen. Ich spiele nicht allein – ich spiele mit ihm, nur auf eine andere Art.“
Liedermacher mit Haltung
Seine Musik bezeichnet er selbst als Mischung aus Mundart, Sprechgesang und klassischem Liedermachertum – mit Vorbildern wie Georg Danzer, Ludwig Hirsch oder Reinhard Mey. Auf seinem gleichnamigen YouTube-Kanal hat er inzwischen einige Lieder veröffentlicht – weitere sind in Planung. Was all seine Songs eint: Sie erzählen Geschichten von Verlust und Liebe, von Gesellschaft und Erinnerungen. „Ich möchte Menschen berühren – ob sie dann lachen oder weinen, ist zweitrangig. Hauptsache, sie fühlen etwas.“ Ein besonders berührender Song ist „Wenn Soldaten sterben“, geschrieben von seinem Vater – für Schartner heute aktueller denn je. „Es zeigt, wie wenig sich an den großen Konflikten geändert hat. Leider.“
Seinen Produzenten, Georg Ragyoczy, fand er über eine Zeitungsanzeige. „Ich habe ihn angerufen, wir haben uns sofort gut verstanden und er hat mich in sein Studio nähe Wien eingeladen.“ Dort nimmt er seitdem seine Songs auf. Der kreative Prozess sei dabei nie gleich: „Manchmal entsteht zuerst der Text, manchmal zuerst die Melodie. Manche Lieder liegen Monate unvollständig in der Schublade, bis der letzte Funke überspringt.“
„Ich bin der Schartner“
Trotz seines noch jungen musikalischen Wegs hat Philipp Schartner eine klare Vision. „Ich will kein zweiter Seiler & Speer sein – ich will ich selbst bleiben.“ Er weiß: Große Träume beginnen oft im Kleinen. Und schon jetzt zeigt sich – seine Musik trifft einen Nerv. „Ich habe Rückmeldungen bekommen, die mir gezeigt haben: Das, was ich mache, hilft Menschen. Und das ist mehr wert als alles andere.“
Konzerte und Auftritte
Im Rahmen des zweitägigen Sommerfests vom Café Vielfalt (Schloss Ennsegg) gibt der Astener am Freitag, 15. August, ein 45-minütiges Konzert. „Außerdem treten zwei Akkordeon-Spieler mit Beeinträchtigung und eine inklusive Band aus Wien auf“, verrät Michaela Grafenberger, Geschäftsführerin vom Café Vielfalt. Premiere feiert Schartner am Samstag, 4. Oktober, unter dem Titel „Für di“ – und meint damit einmal mehr seinen größten Ideengeber: seinen Papa.
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