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St. Valentiner Pfarrer i. R. Hans Zarl über 60 Jahre Vatikanisches Konzil

Norbert Mottas, 04.12.2025 11:44

ST. VALENTIN. Pfarrer i. R. Hans Zarl erinnert sich an die Aufbruchsstimmung nach dem Vatikanischen Konzil.

Pfarrer i.R. Hans Zarl (Foto: privat)
Pfarrer i.R. Hans Zarl (Foto: privat)

„Meine erste Erinnerung an eine Fernsehsendung ist der Gottesdienst mit Papst Johannes XXIII. bei seiner Amtseinführung nach der Wahl“, erzählt Msgr. Hans Zarl (76). „Wir sind damals in der 3. Klasse Volksschule in das Pfarrheim gegangen, wo wir mit einem kleinen Fernsehgerät in Schwarz-Weiß den Gottesdienst angeschaut haben. Das hat mich ungeheuer fasziniert. Und dann ruft dieser alte Papst das Konzil aus. Aggiornamento, öffnet die Fenster, lasst einen neuen Geist in die erstarrten Räume der Kirche. Eine Aufbruchstimmung, die damals die Kirche erfasst hat, und die für mich mitentscheidend war, Theologie zu studieren.“

Geist des Aufbruchs

1968 hat der gebürtige Amstettner Hans Zarl in Seitenstetten maturiert. Es sei ein markantes Jahr gewesen, in denen sich so vieles verändert habe: „Die neue Subkultur, die Beatles waren ein Symbol für Veränderungen. Wir waren überzeugt, diesen Geist des Aufbruchs auch in die Kirche zu übertragen.“ Der langjährige St. Valentiner Pfarrer weiter: „Mit Begeisterung wollten wir auch die Botschaft den Menschen von heute nahebringen. Was für Errungenschaften: Plötzlich wurde Deutsch gesprochen in der Kirche. Die Christen sind beim Gottesdienst nicht mehr bloß Zuschauer, sondern Mitfeiernde, die sich aktiv einbringen können. Der Priester ist nicht mehr weit vorne, zum Hochaltar gewandt. Jesus ist plötzlich in unserer Mitte.“

Jungscharseelsorger

„Ich erinnere mich noch an meine ersten Kaplansjahre, als ich Diözesanjungscharseelsorger war. Ich war damals auf Österreichebene dabei, wie aus dem alten Jungschar-Symbol, Kreuz mit Krone, das neue Symbol entstand. Das Kreuz, als Mitte eines Kreises, wo die Kreuzesbalken über den Kreis hinausreichen. Wir wollen Christus, unsere Mitte, hinaustragen zu den Menschen“, so Zarl in seinem Rückblick.

Der Begeisterung die Flügel gestutzt

Zarl weiter: „Ja, ich gehöre zur Konzilsgeneration und ich muss gestehen, dass uns in mancher Begeisterung im Laufe der Jahre die Flügel gestutzt wurden. Was wir damals gar nicht mehr für möglich gehalten haben, ist leider eingetroffen.“ Der frühere Wiener Weihbischof Helmut Krätzl habe es zum Ausdruck gebracht: „Wir wurden im Sprung gehemmt.“ So viel positive Sprengkraft wäre noch in den Konzilstexten verborgen: „Es liegt an uns, sie zu entdecken und die Kirche im Geist Christi in die Zukunft zu führen.“

Freude an der Kirche nicht verloren

„Auch wenn heute vieles in der Kirche nicht so gelaufen ist, wie wir es damals als junge, begeisterte Theologen erwartet haben. Ich habe meine Freude an der Kirche bis heute nicht verloren. Denn ich bin auch reifer geworden und habe im Laufe der Jahre entdeckt: Es hat keinen Sinn, darüber zu jammern, was vielleicht alles noch möglich wäre. Ich schaue heute viel mehr auf die Möglichkeiten, die wir haben, und das ist ungeheuer viel. Diese Möglichkeiten sind noch lange nicht ausgeschöpft. Ich bete fast täglich um den Heiligen Geist, dass ich die Zeichen der Zeit erkenne und darin Gottes Weg finde.“


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