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„Es sollte nicht das Geschlecht im Vordergrund stehen, sondern die Leistung“

Marlis Schlatte, 08.03.2023 09:15

REGION. Am 8. März ist Weltfrauentag – Tips fragte zu diesem Anlass bei SPÖ Landes- und Bezirksfrauenvorsitzender Landtagsabgeordneter Renate Heitz, Obfrau des Frauennetzwerks Linz-Land Edith Jochinger und Hofkirchens Bürgermeisterin Nicole Zehetner-Grasl nach.

Der 8. März steht im Zeichen der Gleichstellung der Geschlechter. (Foto: Creative/stock.adobe.com)
photo_library Der 8. März steht im Zeichen der Gleichstellung der Geschlechter. (Foto: Creative/stock.adobe.com)

Tips: Wie geht es Ihnen zum aktuellen Zeitpunkt als Frau?

Zehetner-Grasl: Persönlich geht es mir sehr gut – ich bin gesund und habe ein Dach über dem Kopf sowie meine Familie um mich. Als junge Frau in der Politik werde ich oftmals nicht wahrgenommen. Wenn ich Veranstaltungen besuche, wo ich noch nicht so bekannt bin, werde ich oftmals als Sekretärin, Assistentin oder interessierte Person abgestempelt. Kaum jemand, der mich noch nicht kennt, hält mich für die Bürgermeisterin. Als Frau und als unter 30-Jährige ist dies oftmals sehr deprimierend.

Heitz: Ich empfinde es als Privileg, mich nun gänzlich in meinem Beruf als Politikerin und Frauensprecherin der SPÖ im Landtagsklub der Frauenpolitik widmen zu dürfen. Das verdanke ich engagierten Feministinnen vor mir, die das für mich als Frau überhaupt möglich gemacht haben. Daher geht es mir gut. Weniger gut geht es mir, wenn ich sehe, was alles noch im Argen liegt und wie viel Handlungsbedarf es für die Frauen im Land eigentlich noch gibt.

Tips:Wie empfinden Sie derzeit die Situation der Frau in der Gesellschaft?

Jochinger: Frauen haben natürlich noch immer die meiste Last in der Familie zu tragen. Der Spruch aus den 90ern „Ganze Männer machen halbe-halbe“ ist auch nach fast 30 Jahren noch immer nicht durchgesetzt. Daher ist es auch wichtig, dass es den Weltfrauentag gibt, wo auf die Situation der Frau hingewiesen wird.

Tips: Was hat sich getan, im Vergleich als Sie ein jugendliches Mädchen waren zu heute?

Heitz: Ich war ein junges Mädchen in den späten 1970ern und beginnenden 1980ern. Damals gab es im Vergleich zu heute noch wenige weibliche Vorbilder in Führungsrollen. Ein Mann in Karenz war damals undenkbar – das ist es heute nicht mehr ganz, obwohl es noch immer viel zu wenige tun. Im Gewaltschutz hat sich einiges verbessert. Damals entstand gerade mal ein Frauenhaus in Linz. Heute haben wir immerhin fünf davon im Bundesland, aber immer noch zu wenig, um der internationalen Vereinbarung, der Istanbul-Konvention, die Österreich unterzeichnet hat, gerecht zu werden. In den 1970ern gab es im öffentlichen Dienst noch zwei unterschiedliche Gehaltstabellen für Männer und für Frauen. Die wurden mittlerweile abgeschafft, der Einkommensunterschied im öffentlichen Dienst wurde damit – wenn schon nicht ganz beseitigt – so doch wesentlich vermindert.

Tips: Zum Thema Gleichstellung – geht der Trend aus Ihrer Sicht eher ins Positive oder ins Negative?

Jochinger: Ich glaube, mittlerweile sind alle Bevölkerungsschichten und Geschlechter darauf sensibilisiert, dass sich die Gleichstellung in die positive Richtung wendet. Das Tempo könnte aber natürlich noch viel schneller sein.

Zehetner-Grasl: Die Lage der Frau steckt aus meiner Sicht gerade ein wenig fest, sie stagniert. Es gibt viele Initiativen und auch Unternehmen, die bereits sehr innovative Modelle für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen UND Männer geschaffen haben. Nichtsdestotrotz haben wir zum Beispiel im Krankenhaus die Primariate zum Großteil durch Männer besetzt, die Politik besteht zum überwiegenden Teil aus Herren und die Führungspositionen in Unternehmen zeichnen sich auch eher männlich als divers/gemischt ab. Es gibt daher noch viel zu tun – nicht nur von uns Frauen, sondern auch von den Herren und der gesamten Gesellschaft, dass wir tatsächlich von einer Gleichstellung sprechen.

Tips: Frauenberatungsstellen haben immer wieder mit Förderkürzungen zu kämpfen – was fordern Sie in dieser Hinsicht von der Politik?

Jochinger: Die Fördergelder müssen auf alle Fälle massiv erhöht werden. Nur durch ein Erhöhen des Fördervolumens ist es uns möglich, die Frauen weiterhin gut zu beraten und zu unterstützen. Eine qualitativ und quantitativ gute Beratung kann nur funktionieren, wenn die entsprechenden Geldmittel zur Verfügung stehen. Es ist zu wenig, wenn nur von Unterstützung gesprochen wird, aber der Wille zu ausreichenden Fördermaßnahmen nicht gegeben ist.

Tips: Was wünschen Sie sich anlässlich des Weltfrauentages?

Zehetner-Grasl: Ich wünsche allen Frauen viel Kraft und Energie, die Lebensprojekte anzugehen, die sie sich vorstellen und alle Hürden und Hindernisse zu überwinden.

Heitz: Dass in Österreich endlich wieder mutige, fortschrittliche Frauenpolitik gemacht wird! Weder in der aktuellen Landes- noch in der Bundesregierung ist das erkennbar. Dabei haben wir es so notwendig!

Jochinger: Wir würden uns wünschen, dass die Gleichstellung der Frau schneller vorangeht und sich die Gehaltsschere zwischen den Geschlechtern schließt. Es sollte nicht das Geschlecht im Vordergrund stehen, sondern die Leistung. Sheryl Sandberg, eine US-Geschäftsführerin meinte: „In the future, there will be no female leaders. There will be leaders!“


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