EU-Förderprojekt: So werden die Landstromanschlüsse für anliegende Schiffe finanziert
ENNSHAFEN. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) besuchte im Rahmen des Bezirkstags den Ennshafen. Dort gab Werner Auer, Geschäftsführer der Ennshafen OÖ GmbH, einen Überblick über die Geschichte von Österreichs jüngsten Hafen und stellte laufende und zukünftige Investitionen vor. Im Fokus stand dabei die Errichtung neuer Landstromanschlüsse für anliegende Schiffe. Offizieller Spatenstich ist im Herbst. Die EU fördert das sechs Millionen Euro teure Projekt mit einer Quote von 50 Prozent.
„Der Ennshafen ist ein Tor zur Welt“, sagt Ennshafen-OÖ-Geschäftsführer Werner Auer beim Lokalaugenschein. „Und die Welt muss auch hereinkommen können“, so Stelzer. Deswegen wird kontinuierlich in die Modernisierung und zukunftsfähige Ausstattung investiert. Er ist der größte trimodale Terminalstandort Oberösterreichs - am Ennshafen treffen Straße, Schiene und Wasserstraße zusammen. In der EU-Strategie für klimafreundliche Verkehrskorridore spielt der Hafen damit eine Schlüsselrolle.
Damit dieser Dreh- und Angelpunkt auch in Zukunft als leistungs- und vor allem nachhaltiger Logistikhub bestehen kann, investierte die Ennshafen GmbH für 2024 und 2025 rund eine Million Euro: unter anderem 150.000 Euro für die Modernisierung der Hafenanlagen, 145.000 Euro in die Betriebsgebäudeausstattung und mehr als 70.000 Euro für die Landstromerrichtung der Schiffe.
EU-Projekt bringt mehr Nachhaltigkeit in die Binnenschifffahrt
Gemeinsam mit der Europäischen Union (EU) wird der Ausbau der Landstromversorgung vorangetrieben. So werden fünf Landstromanlagen entlang des TEN-T-Kernnetzkorridors Rhein-Donau-Binnenwasserstraße in Oberösterreich und Niederösterreich im Rahmen des EU-geförderten Projekts „Electrified Danube_Close the Gaps at Ennshafen, Austria“ aufgebaut. „Die Gesamtkosten dafür liegen bei circa sechs Millionen Euro. Davon betreffen zwei Drittel der Investitionen den oberösterreichischen Teil und ein Drittel Niederösterreich. Der EU-Anteil an der Finanzierung beträgt rund 50 Prozent, also etwa drei Millionen Euro“, erklärt Christina Eckmayr vom Ennshafen-Marketing, und: „An den Kais und Hafenbecken gibt es bereits 35 Stromanschlussboxen, über die Schiffe mit unterschiedlichem Strombedarf versorgt werden können. Nun kommen noch 19 neue dazu, mit bis zu 400 Ampere“ Zum Vergleich: Eine Standard-Haushaltssteckdose in Europa hat eine maximale Stromstärke von 16 Ampere. 400 Ampere sind also 25-mal mehr als die Stromstärke einer normalen Steckdose. Auer ergänzt: „Wir beziehen den Strom dafür aus dem Netz der Linz Netz GmbH, die hier der Versorger am Ennshafen ist. Für den Strom haben wir einen Bezugsvertrag für 100 Prozent Ökostrom vom Linz AG Konzern.“
Den Baubeginn der Landstromanlagen kennzeichnet ein symbolischer Spatenstich diesen Herbst. Voraussichtliche Fertigstellung der Anlagen ist im Jahr 2027. Ziel ist es, die bordeigenen Dieselaggregate während der Liegezeiten vollständig zu ersetzen.
Energiebedarf auch im Stillstand – und der ist nicht ohne
„Ein liegendes Schiff braucht einige hundert Liter Diesel pro Tag. Je nach Alter des Schiffs sogar mehr als 300“, betont Auer. Denn auch wenn ein Schiff nicht fährt, laufen viele Systeme weiter: Beleuchtung, Heizung, Klimaanlage, Navigation, Wasser- und Abwassersysteme, Kühlung oder Strom für die Crew. Bisher werden diese über laute, treibstoffintensive Dieselgeneratoren betrieben – mit entsprechend hohen CO₂-, Stickoxid- und Lärmemissionen. Durch den Anschluss ans Stromnetz können diese Emissionen künftig deutlich reduziert oder ganz vermieden werden. „Es wird damit nicht nur ein Beitrag zur Dekarbonisierung geleistet, sondern eine echte Win-Win-Situation für Umwelt, Schiffseigentümer, Besatzung und Anrainerschaft erzielt“, erklärt Stelzer.
Ennshafen als Leitprojekt des Mobilitätsleitbild OÖ 2035
Mit dem Projekt zur Landstromversorgung zeigt der Ennshafen, wie sich wirtschaftliche Stärke und Klimaschutz verbinden lassen. Der Standort nimmt auch im Mobilitätsleitbild des Landes Oberösterreich eine wichtige Rolle ein: Als Leitprojekt im Masterplan OÖ 2035 soll der Ennshafen dazu beitragen, den Güterverkehr klimaverträglicher zu gestalten. „Die Erreichbarkeit als Wirtschaftsstandort verbessern und klimaverträglichem Güterverkehr Vorrang geben – das ist eines der Handlungsfelder im aktuellen Mobilitätsleitbild OÖ 2035. Durch laufende Investitionen schaffen wir die besten Voraussetzungen, um Transporte von der Straße auf die Schiene und die Wasserstraße zu verlagern“, sagt Otto Hawilcek, Geschäftsführer der Container Terminal Enns GmbH abschließend.
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