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Linkshändertag: Die schöne Hand ist nur ein Märchen

Mag. Claudia Greindl, 16.08.2017 11:08

BEZIRK FREISTADT/LINZ. Computermäuse, Scheren, Kaffeetassen-Motive, Werkzeuge, Lichtschalter, Klospülungen, Geldbörsen – wir leben in einer Rechtshänderwelt. Dabei sind zehn bis zwölf Prozent aller Menschen Linkshänder, weiß die Ergotherapeutin Madlene Rechberger. Die Zeit des Umlernens ist zum Glück vorbei, hat Tips bei der Recherche zum Internationalen Linkshändertag 2017 erfahren.

Elisabeth Weinzinger und ihre Kinder Jana und Fabian machen alles mit links. Foto: Überegger
  1 / 2   Elisabeth Weinzinger und ihre Kinder Jana und Fabian machen alles mit links. Foto: Überegger

„Mit vier, fünf Jahren sollte es klar sein, ob ein Kind Rechts- oder Linkshänder ist“, erklärt Madlene Rechberger. Die gebürtige Hirschbacherin , sie lebt in Linz, betreibt in Freistadt die „Praxis ums Eck“ und testet als Ergotherapeutin auch die Händigkeit bei Kindern aus. „Und zwar, wenn diese noch nicht eindeutig ist“, sagt die 28-Jährige. Die Sorge vieler Eltern, dass linkshändige Kinder Nachteile in der Schule hätten, kann sie zerstreuen: „Rechts- und Linkshänder haben die gleichen Voraussetzungen, vielmehr war das früher übliche Umlernen folgenreich.“ Verwirrung, Konzentrationsstörungen und mehr resultierten daraus.

Links erst seit 1960 erlaubt

Erst seit 1960 dürfen Kinder in der Schule mit links schreiben. Zuvor war Umlernen ein Muss, es kam sogar vor, dass die linke Hand beim Schreiben an den Sessel angebunden wurde. „Heute sind die Lehrer sensibler und unterstützen die linkshändigen Kinder“, sagt Rechberger. Zu einem sehr hohen Prozentsatz ist die bevorzugte Hand aber auch die leistungsstärkere. „Man unterscheidet zwischen Präferenz und Leistung der Hände; es gibt auch Beidhändigkeit oder gemischte Händigkeit“, so die Ergotherapeutin, die sich auf Kinder spezialisiert hat. „Beidhänder sind dabei die echten Sorgenkinder, denn sie führen die gleiche Tätigkeit mit unterschiedlichen Händen durch.“

Füßigkeit, Äugigkeit, Ohrigkeit

Neben der Händigkeit gibt es übrigens auch eine Füßigkeit, eine Äugigkeit und eine Ohrigkeit – je nach Bevorzugung des Körperteils – die jedoch nicht mit der Händigkeit koform gehen müssen. Den Eltern empfiehlt Rechberger, ihre Sprösslinge bei der Wahl der Hand nicht zu beeinflussen. „Beide Hände verdienen die gleiche Chance.“ Unterstützung für Linkshänder gibt es heutzutage in Form eigener Scheren, Werkzeuge und sogar Füllfedern und Stiften. „Linkshänder sollten in der Schule auch nicht rechts von Rechtshändern sitzen, um genügend Platz zum Schreiben zu haben.“ Eine eigene Schreibunterlage bringt das Blatt oder Heft in die richtige Schreibposition.

Linkshändige Familie

Bei Elisabeth Weinzinger aus Rainbach liegt die Linkshändigkeit in der Familie: Nicht nur sie selbst ist eine „Linke“, auch Großvater, Vater, eine Schwester, eine Nichte, ein Neffe und ihre eigenen beiden Kinder bevorzugen die linke Hand. „Es war nie ein Thema umzulernen“, sagt die 32-Jährige. „Ich kann mich erinnern, dass es schon im Kindergarten Scheren und Stifte für linkshändige Kinder gab. Aber die Handarbeitslehrerin in der Schule ist fast verzweifelt mit mir, weil sie mir Sticken, Häkeln und Stricken seitenverkehrt vorzeigen musste“, erinnert sich die Rainbacherin. „Auch das Schreiben mit der Füllfeder war eine Katastrophe, weil ich mit der Hand alles verwischt habe.“

Es gibt keine schönere Hand

Als Kind nicht gerne gehört hat Elisabeth Weinzinger den Spruch „Die schöne Hand geben“, beim Grüßen. „Es gibt keine schönere Hand.“ In ihrer Lehrzeit musste die Floristin einiges mit rechts lernen, etwas das Kranzbinden. „Einiges habe ich mir aneignen müssen.“

Vozeigen mit links

Dass ihre Kinder Jana (6) und Fabian (3) auch Linkshänder sind, merkte Elisabeth Weinzinger schon früh. „Für mich ist es so fast leichter. Ich kann ihnen alles mit der linken Hand vorzeigen“, sagt sie. Und obwohl Weinzinger im Alltag oft umdenken muss, sagt sie: „Ich habe keinen Nachteil dadurch, dass ich Linkshänderin bin. Es ist, wie es ist.“


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