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FREISTADT. Raghad und Khadija kommen aus Syrien, Najma aus Afghanistan, Sevgi aus der Türkei und Cristina aus Rumänien: Die Frauen haben eines gemeinsam: Ihre Erstsprache ist nicht Deutsch. Und so treffen sie sich einmal in der Woche im Pfarrhof Freistadt zum „Mama lernt Deutsch“-Kurs, den Isolde Hörschläger aus Alberndorf leitet.

Isolde Hörschläger (re.) hilft Raghad, auf der Übungsuhr die richtige Urhzeit einzustellen.
  1 / 4   Isolde Hörschläger (re.) hilft Raghad, auf der Übungsuhr die richtige Urhzeit einzustellen.

Die Zeiger auf der Karton-Uhr zum Üben stehen auf Viertel vor sechs. „Man kann aber auch dreiviertel sechs sagen“, erklärt Isolde Hörschläger der Anfänger-Gruppe des „Mama lernt Deutsch“-Kurses und sorgt damit erst mal für ein bisschen Verwirrung.

Die Kinder werden vor Ort betreut

Raghad (25) aus Freistadt und Khadija (19) aus Lasberg fragen sich gegenseitig Uhrzeiten ab. Raghad liest vor: „Es ist zehn Minuten nach vier.“ Khadija stellt die Karton-Uhr und fragt: „Ist das richtig?“ – „Ja, das ist richtig“, antwortet Raghad. Die beiden jungen Syrerinnen haben jeweils zwei Kinder, sind verheiratet und wohnen nach ihrer Flucht aus der Heimat seit eineinhalb Jahren in Österreich.

In die „Mama lernt Deutsch“-Kurse, die vom Institut für Interkulturelle Pädagogik der VHS OÖ angeboten werden, können die Teilnehmerinnen ihre Kinder mitbringen – sie werden vor Ort von Edith Emmer betreut – und gleichzeitig in Kleingruppen die neue Sprache lernen.

Unkompliziertes Umfeld

„Die Frauen sollen in einem unkomplizierten und entspannten Umfeld lernen können, darum ist es mir zunächst sehr wichtig, dass in der Gruppe Vertrauen entsteht. Ich greife die Themen auf, die die Frauen gerade beschäftigen: Kindergarten, Schule, Erziehung, Gesundheit, Behörden“, erklärt Isolde Hörschläger aus Alberndorf. Hörschläger ist Sonderschullehrerin, hat die Zusatzausbildung „Deutsch für Ausländer“ absolviert und ist selbst Mutter von vier Kindern.

Mit Herzlichkeit und Humor

Herzlich, mit Geduld und Humor, bringt sie den Frauen in ihren beiden Kursen – einer für Anfänger, einer für Fortgeschrittene – die deutsche Sprache bei. Beim „Tips“-Besuch steht gerade das Thema „Ostern“ am Programm. „Es ist mir auch ein Anliegen, den Frauen unsere Bräuche näher zu bringen“, sagt Hörschläger und versteckt ein Osternest mit Süßigkeiten. Gerne lädt Hörschläger auch Besuch in die Kurse ein, mit dem die Frauen auf Deutsch plaudern können, oder unternimmt kleinere Ausflüge mit den Teilnehmerinnen.

Die kleinen und großen Sorgen einer Mutter

„Als Mutter kenne ich die Situation, in der sich die Kursteilnehmerinnen befinden, selber sehr gut: Oft sind die Kinder krank, man hat zu wenig Schlaf, wenig Zeit für sich selbst, ist rund um die Uhr im Einsatz. Sorgen um die Entwicklung, Erziehungsfragen, Schulaufgaben erledigen, Elternabende besuchen und vieles mehr“, sagt Isolde Hörschläger.

Es darf auch gelacht werden

„Dazu kommt bei „meinen“ Frauen noch, dass sie in einer fremden Kultur leben und vieles noch nicht vertraut ist, sie sich sprachlich noch nicht gut verständigen können und dadurch noch weniger Kontakte zu Österreichern knüpfen können. Daher ist für mich wichtig, eine gute und vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen: Jeder darf Fehler machen, alle sind wir miteinander unterwegs. Und ganz wichtig: Es darf gelacht werden!“, sieht sich Hörschläger als Begleiterin der Frauen bei ihrem eigenen Lernprozess.

Najma ist eine der eifrigsten Schülerinnen

„Manche nehmen schon viel an Vorbildung mit, andere haben kaum schulisches Lernen kennen gelernt und brauchen länger.“ Najma ist eine der fleißigsten Schülerinnen: „Ich bin 27 Jahre alt, verheiratet und habe einen Sohn. Wir wohnen in Rainbach“, sagt die Afghanin in flüssigem Deutsch. „Ich lerne sehr viel zuhause“, sagt die 27-Jährige, die im Iran aufgewachsen ist und dort die Schule besuchen konnte. In Afghanistan ist es nämlich längst nicht der Regelfall, dass Mädchen eine Schulbildung genießen dürfen.

Übungszettel für daheim

„Analphabetinnen die neue Sprache zu lehren, ist natürlich besonders schwierig“, sagt Hörschläger. Auch kommt es immer wieder vor, dass Frauen, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, schon viele Jahre in Österreich leben, bevor sie endlich einen Sprachkurs besuchen.

Als Isolde Hörschläger am Ende der Stunde verkündet, dass wegen der Osterferien zwei Wochen lang kein Kurs stattfindet, sind die Frauen fast ein bisschen enttäuscht. Mit vielen Übungszetteln gut versorgt, machen sie sich auf den Heimweg.

Kurse jeweils am Dienstag im Pfarrhof Freistadt

Anfänger 8:30 bis 10:10 Uhr

Fortgeschrittene 10:15 bis 11:55 Uhr

Einstieg jederzeit möglich

Nähere Infos unter 0680/3009130

Mama lernt Deutsch


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