Johannes von Nepomuk: Ein ruheloser Heiliger als Freistädter Original
FREISTADT. Fast 300 Jahre hat er schon auf dem Buckel, der steinerne Heilige Johannes von Nepomuk, der beim Linzertor das Ein und Aus der Stadt beobachtet. Dabei hat er schon mehrfach seinen Standort wechseln müssen – und wurde dafür sogar mit launigen Versen bedacht.
Johannes Nepomuk oder Johannes von Pomuk gilt als Brückenheiliger sowie als Patron des Beichtgeheimnisses. Geboren wurde er um 1350 im westböhmischen Pomuk bei Pilsen. Er wirkte als Priester und wurde 1393 in der Moldau ertränkt – und 1729 von Papst Benedikt XIII. als Märtyrer und Wahrer des Beichtgeheimnisses heiliggesprochen.
Händler stiftete Statue
Schon 1723 stiftete der Freistädter Handelsmann Johann Scheidl das Standbild seines Namenspatrons, das er beim Linzertor aufstellen ließ. 1886/87 musste der Heilige von seinem Standort weichen. Damals wurde das Sparkassengebäude vor dem Linzertor erbaut, mit dessen Aushubmaterial der äußere Stadtgraben aufgefüllt und ein Park angelegt wurde. Der Johannes übersiedelte vom Rande des äußeren Stadtgrabens auf die gegenüberliegende Straßenseite.
Vergeiners Historie vom Heiligen Nepomuk
Die Versetzung der Statue nahm der Freistädter Komponist Anton Vergeiner zum Anlass, 1895 die humorvolle „Historie vom Heiligen Nepomuk“ zu schreiben (nachzulesen auf www.tips.at). Abermals versetzt werden musste der Heilige, als im Zuge der Straßenregulierung durch die Linzer Vorstadt auch der Gehsteig rechts vom Torzugang verbreitert wurde. Kurzerhand rückte man das Standbild um rund einen Meter zurück. „So geschah es auch. Jetzt steht das Steinmal auf seinem dritten Platz und das Dulderantlitz des Märtyrers blick unverwandt auf die moderne, glatte Autostraße, als ob es nachsinnen möchte, was es schon erlebt hat in den 212 Jahren seines Bestandes“, hieß es im Freistädter Anzeiger vom 15. November 1935 (Quelle: Sammlung Prachtl).
Vierte Übersiedlung im Jahr 1990
1990 übersiedelte Johannes von Nepomuk zum vierten und bisher letzten Mal: Als im Frühling vor dem Linzertor der Park mit Brunnen und Bänken neu gestaltet wurde, fand die steinerne Statue als Brückenheiliger vor dem Linzertor seinen neuen Standort. Dort beginnen heute zahlreiche Freistadt-Besucher ihre Stadtführung – und der Heilige blickt geduldig auf sie hinab.
Eine Historie vom hl. Nepomuk - von Anton Vergeiner, Freistadt, 1895
Vorm Linzertor z'Freistadt, glei draußer da Bruck,
steht a stoanana Heiliger, da Nepamuk.
Und grod nu dersel, als wia vor 50 Jahrn,
i bin dawei grösser und klotzkopfert woan.
A Häuberl am Kopf, und in Händnan a Kreuz,
so steht a vorm Tor drausst, scho a mentische Zeit.
Und a Pfoad hot a an, schön lang und schön weit,
wias anziagn zum Schlafen, bei uns d'Weiberleut.
Von sein Lebn und sein Ledn, und vo sein gottseling End,
vazöl i nix weida, weils eh a jeds kennt.
aba was eahm do z'Freistadt, ham schrecklichs an tan,
dös mach i eng zwissen, losts auf, i fang an.
I Loansing is gwen, drum sag i engs laut,
wias eng do viel baut habn, Bua da hab i gschaut.
Vorm Tor draußt is alles, ganz andasta woan,
und wos eah ned paßt hat, mit dem sans abgfahrn.
In Umtasch sein Graben, hams als a ganze verschütt'
jett ist dort a Garten, und a Springbrunn in da Mitt.
A da Nepomuk hats auf sein alten Platz irrt,
und beshlossen habn Herrn, der muaß versetzt wern.
s'Gschiacht bei un selten, is aner amoi durt,
oft bleibt er schon picka, kimmt net so leicht fort.
Selm ist a nöt ganga, der heilige Mann,
was bleibt anders über, so gehnmas halt ah.
Mit Krampen und Schaufeln , mit Strick und mit Seil'n,
so gengans an Arbeit, es kann si nix falln.
Zwoa Bam, oana drent und oana herent,
stengan glengsam danebn, in Nepomuk z'hebn.
Fest ghebt muasa wern, mei der hat a Schwarn,
auf den Stein wo draufsteht, da´'n net magst derzarn.
So stengans und schaun, und roaten a weil,
he Manner, sogt oaner, ih habs, her mitn Seil!
Um d'Mitten oans und um sein Hals a schön fest,
und dös End schlogts uma, schau her da um d'Äst.
So hat oana gredt, a grundgscheiter Mann,
der hots bald derkennt, daß ned anders gehn kann.
So und jetzt ziagts an, eins, zwei und horuck,
schauts an nur jetzt streckts schon, den Nepomuk.
Nur weita schön stad, er geht schon in d'Höh,
jetzt baumelt er schon, ausgholn jetzt he.
Da Nepomuk hot, als a heilige Mann,
bei der Martirerei, ned an Mukitzer dan.
So obn hät tman schön, va unt is a frei,
a schamäch'ger Teufel, daß man anbind's a glei.
D'Pfeif ausklopfa, a frische anstopfa,
bis dös oana kann, ja dös braucht was mei Mann.
Es wil da Towog, a ned glosat recht wern,
und Zündhölzl verlöschen, im Wind a so gern.
A klonas Bisserl rlsten, daß die ausschnaufen mogst, mit frischer Kraft wieder, die Arbeit anpackst.
Dös is netta grecht, und billig moan i,
für oan der si rackert, und schint wie a Vieh.
Und derweil er tut hänga, muaßt glei wieder denka,
wast weida oft mogst, mit ziemt Bua du lachst.
So stengans und schaun, und roaten a Weil,
do hörns von da Stadt aussa s'Zwölfi-Gläut glei.
Ja s'Zwölfi-Gläut dös, hat an wunderschön Klang,
und wem auf der Welt, dauert d'Arbeit nit zlang.
Und wer gang nit a zum Essen recht gern,
und kimmst dan nu z'spat, kannst nur s'Pfandl ausschern.
Am Nachmittag geht wida d'Arbeit frisch an,
drum lass man halt hänga, mit dem sans davon.
Mit'n Essengehn habn d'Leut eh allweil d'Eil,
drum lassen'sn hänga, daweil ob'm auf dem Seil.
BI in Nchmittag eini, is er allweil drobn ghängt,
was hat si dabei nur der Nepamuk denkt?
Geh i oft vorbei jetzt, und schau man so an,
den steinernen Mukl, den kreuzbraven Mann.
So kimmt's ma oft für, er möcht sagen uns gern,
ös Freistädter Bürger, wos seid's es für Herrn?
In Prag hams mi tränkt und in Fristadt aufghängt,
i moan, i hab gnua, gebt's ma oamoi a Ruah.
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