Johann Pammer entziffert als Experte für Kurrentschrift alte Urkunden und Opas Liebesbriefe
HIRSCHBACH. Johann Pammer ist als Experte für das Entziffern der seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gebräuchlichen Kurrentschrift sehr gefragt. Mehr als 250 entsprechende Kurse hat der 70-jährige Heimatforscher aus Thierberg schon gegeben.
Wenn sich der Heimatforscher, Gründer der Akademie für Volkskultur und pensionierte Mitarbeiter des OÖ. Landesarchivs über alte Pfarrmatriken, Urkunden oder Briefe beugt, braucht er seine ganze Konzentration. Kurrentschrift zu lesen geht selbst ihm, der sich schon seit Jahrzehnten mit dieser seit dem 15. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum gebräuchlichen Schrift beschäftigt, nicht immer mühelos von der Hand.
„Auch früher gab es akkurate und weniger schöne Handschriften und es kam auch vor, dass nicht in Schriftsprache, sondern im Dialekt geschrieben wurde. Die Sprache hat sich immer wieder der Mode und dem Verwendungszweck angepasst“, weiß Konsulent Johann Pammer zu berichten.
Er selbst hatte die Grundbegriffe der Kurrentschrift noch in der Schule gelernt, wiewohl diese als offizielle Schulschrift im Schuljahr 1941/42 abgeschafft worden war.
Lateinische Schrift ersetzte die Kurrentschrift
„Das war eigentlich ganz und gar gegen die Nazi-Ideologie, handelte es sich doch bei Kurrent um die typische deutsche Schrift. Aber im internationalen Schriftverkehr war sie einfach nicht mehr zu gebrauchen und wurde daher durch die lateinische Schrift ersetzt“, sagt der gelernte Installateur, der sich das Lesen der in der Zwischenzeit in Vergessen geratenen Schrift im Eigenstudium erst wieder mühsam aneignen musste.
Diese Fertigkeit benötigte der Heimatforscher, um alte Dokumente, Briefe, Urkunden und andere Schriftstücke entziffern zu können. Mit den Jahren und der Erfahrung aus der geschichtlichen Aufarbeitung von Gemeinden, Hofchroniken und Erbhöfen in den Bezirken Freistadt und Urfahr-Umgebung wuchs Pammers Wissen, und dieses gab er in mehr als 250 Kursen auch gerne weiter.
„Da kam es vor, dass die Kursteilnehmer jüngerer Generation mit den alten Liebesbriefen ihrer Großeltern zu mir gekommen sind und wissen wollten, was darin steht. Auch in Kurrent verfasste Kochrezepte habe ich schon entziffert“, erinnert sich der langjährige Leiter des Volksbildungswerkes zurück.
In der Pension nicht untätig
Bevor er als Referent des OÖ. Landesarchivs in Pension ging, nahm sich Pammer noch um die jungen Historiker aus der Kollegenschaft an und und unterwies sie in der Fertigkeit des Kurrentschriftlesens. Wer aber auf Pammers profundes Wissen vertraut, der findet auch den Weg zu ihm nach Thierberg. Momentan ist der versierte Heimatforscher gerade dabei, das Heimatbuch Reichenthal fertigzustellen.
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