Plötzlich volles Haus: Rainbacher holte seine sieben Stiefenkerl aus der Ukraine zu sich
RAINBACH. Drei Tage nach Kriegsbeginn in der Ukraine setzte sich Christian Brunner ins Auto, um seine beiden Stiefenkerl (8 und 11 Jahre) aus Uschgorod nach Oberösterreich in Sicherheit zu bringen. Eine Woche später war der 49-Jährige schon wieder unterwegs, um die in Bratislava gestrandete zweite Stieftochter samt ihren fünf Kindern zwischen 7 und 16 Jahren abzuholen. Jetzt hat der Zulisser plötzlich eine Großfamilie und alle Hände voll zu tun.
Seit 16 Jahren ist Christian Brunner mit seiner Frau Irayida, einer gebürtigen Ukrainerin, verheiratet. Sie hat fünf erwachsene Kinder. Eine ihrer Töchter, Alla, arbeitet derzeit als Zimmermädchen in einem Hotel in der Ramsau; ihre beiden Kinder, Alan (13) und Anastasia (8), blieben beim Ehemann bzw. Vater in Uschgorod, das im Dreiländereck zwischen Ungarn, der Slowakei und der Ukraine direkt an der slowakischen Grenze liegt.
„Als es mit dem Krieg losgegangen ist, hat uns Alla gebeten, die Kinder möglichst schnell aus der Ukraine nach Österreich zu holen“, erzählt Christian Brunner. Der setzte sich ohne zu zögern mit seiner Frau ins Auto und fuhr 850 Kilometer, um die beiden Enkerl in Sicherheit zu bringen. Der Vater musste in der Ukraine zurückbleiben - Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das Land momentan nicht verlassen.
Holt uns bitte ab!
Alan und Anastasia waren genau eine Woche in Zulissen, als Irayidas Tochter Irina anrief, sie und ihr Mann würden mit ihren fünf Kindern an der ukrainisch-slowakischen Grenze stehen, ob Christian sie nicht abholen könne? Sofort machte sich der Stiefvater und -opa auf den Weg, und sammelte die siebenköpfige Familie, die es in der Zwischenzeit nach Bratislava geschafft hatte, samt dem kleinen Familienhund ein.
„Jetzt ist das Haus voll, wenn Alla nach Saisonende in der Ramsau auch noch zu uns kommt, sind wir zehn Personen mehr im Haus“, sagt Christian Brunner, der alle Hände voll zu tun hat, um alles Erforderliche und Notwendige zu organisieren: angefangen von den Meldezetteln über die Anmeldung der Kinder in den Schulen bis hin zu Versicherungsfragen. Nachbarn brachten schon Kleider für die Familie vorbei, die auf der Flucht nur das mitnahm, was sie tragen konnte.
Schon seit Montag besucht Alan die 3a der Hauptschule Rainbach, seine Schwester Anastasia die 3b der Volksschule Rainbach. Gebrauchte Schultaschen und -rucksäcke für alle sieben Kinder wurden bereits von hilfsbereiten Menschen aus der Gemeinde Rainbach und Umgebung gespendet.
Quartier für siebenköpfige Familie gesucht
„Heute kann ich von den Lebensmittelrettern noch Lebensmittel abholen. Es sind ja plötzlich neun Leute mehr im Haus zu verköstigen. Eine Nachbarin hat uns gestern spontan 20 Eier geschenkt“, freuen sich Christian und Irayida über die große Hilfsbereitschaft, die ihnen zuteil wird.
Alla, Alan und Anastasia können dauerhaft im Haus Zulissen 11 wohnen bleiben, für Irinas siebenköpfige Familie wird aber über kurz oder lang ein Quartier benötigt. Momentan sind sie zu siebt in einem 30 Quadratmeter großen Raum untergebracht, im ganzen Haus gibt es nur ein Badezimmer für alle Personen. „Übergangsmäßig geht das schon, aber ich hoffe, dass die Familie von Irina in Rainbach oder einer Nachbargemeinde unterkommen kann“, so Christian Brunner. Irinas fünf Kinder sollen auch möglichst bald die Schule besuchen und so ein Stück Normalität leben können.
Auch in vielen anderen Gemeinden des Bezirks Freistadt sind bereits ukrainische Kriegsflüchtlinge bei Verwandten oder Freunden untergekommen.
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