Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Pariser Klimaziel: Wie viele kleine Maßnahmen Großes bewirken können

Mag. Claudia Greindl, 22.05.2023 06:00

MÜHLVIERTLER ALM. Durch Stromsparen oder eine fleischarme Ernährung können Einzelne das Klima nicht retten. Wenn jedoch viele Menschen kleine Maßnahmen für den Klimaschutz setzen und ihren ökologischen Fußabdruck verringern, hat das bedeutende Auswirkungen. Bewusstsein dafür hat die Region Mühlviertler Alm mit dem Projekt „Ein guter Tag hat 100 Punkte“ geschaffen.

Mühlviertler Alm-Obmann Johann Holzmann, Elisabeth Schmidt (EBF), Leader-Manager Kurt Prandstetter (v. l.) (Foto: Verband Mühlviertler Alm)

Ausgangsfrage für das regionale Klimaschutzprojekt war die Frage, was zu tun ist, um das Pariser Klimaziel von maximal 1,5 Grad Erderwärmung einhalten zu können. „Wir wollten wissen, wie man seinen Lebensstil klimafreundlicher gestalten kann und was das für Jede und Jeden persönlich bedeutet“, schildert Leader-Manager Kurt Prandstetter. Eingeleitet und begleitet wurde das Projekt von Vorträgen mit bekannten Referenten zu den Themen Klimawandel, Ernährung, klimafreundlichem Wohnbau und klimafitter Mobilität. Rund 200 Personen nahmen daran teil.

Bewährte und preisgekrönte App adaptiert

Als Werkzeug dafür, den persönlichen ökologischen Fußabdruck zu beurteilen, diente die für das Leader-Projekt, das im Rahmen der Regionalen Agenda durchgeführt wurde, die App „Ein guter Tag hat 100 Punkte“. Diese in Vorarlberg bereits bewährte und preisgekrönte Handy-Anwendung wurde extra für die Mühlviertler Alm und ihre speziellen Herausforderungen angepasst. „Mit der App haben wir 139 Personen aus der Region erreicht, die bereit waren, sich ihren ökologischen Fußabdruck anzusehen. Rund die Hälfte davon stellten sich in der Regionsgruppe verschiedenen Challenges (Herausforderungen, Anm. d. Red.) für die Reduzierung ihres persönlichen ökologischen Fußabdrucks“, erklärt Elisabeth Schmidt, zuständig für die Klima- und Energiemodellregion Mühlviertler Alm beim Projektpartner Energiebezirk Freistadt. Die Challenges betrafen Bereiche wie Wohnen, Ernährung, Mobilität, Konsum, öffentlicher Verkehr oder Urlaub.

Ernährung als beliebteste Challenge

„Am beliebtesten waren Challenges aus dem Themenbereich Ernährung“, berichtet Elisabeth Schmidt. Sie unterstützte die Teilnehmenden während des rund einmonatigen Projektzeitraums immer wieder mit Tipps und Informationen zu klimafreundlicher Lebensweise. Dabei ging es etwa um die verstärkte Verwendung von Lebensmitteln aus der Region oder darum, einige Tage auf Fleisch in der Ernährung zu verzichten oder Glühbirnen durch LED-Leuchten zu ersetzen. Diese niederschwelligen Challenges waren relativ einfach umzusetzen, im Gegensatz zu Herausforderungen wie die Umstellung von Heizsystemen oder jene im Bereich Mobilität, wie die Anschaffung eines Elektroautos. „Sie wären sehr wirkungsvoll in Bezug auf den ökologischen Fußabdruck, aber in ländlichen Regionen wir der unseren wenig gefragt und schwer umzusetzen“, räumt Kurt Prandstetter ein.

Eine Tonne Kohlendioxid eingespart

Nichts desto trotz konnten die Teilnehmenden innerhalb des Projektzeitraums drei Prozent ihrer gesamten Emissionen vermeiden und damit rund eine Tonne Kohlendioxid einsparen. Auf ein Jahr hochgerechnet wären es zwölf Tonnen Kohlendioxid, die nicht in die Atmosphäre gelangen. „Damit ist die Mühlviertler Alm auf einem sehr guten Weg“, sagt Mühlviertler Alm-Obmann Johann Holzmann. „Das Projekt hat vielen einen Anstoß zum Umdenken gegeben: Wenn wir auf der Mühlviertler Alm viele kleine Dinge umsetzen, bringt das auch viel, um klimafreundlicher unterwegs zu sein. Je besser wir auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet sind, umso besser werden wir sie bewältigen können.“ In die selbe Kerbe schlagen auch Kurt Prandstetter und Elisabeth Schmidt. „Natürlich hat es auch Kritik am Projekt gegeben, aber wir können uns nicht immer darauf ausreden, dass wir nichts bewirken können“, betont Prandstetter. „Wir können Chinas Wirtschaftsweise nicht beeinflussen, aber unser Konsumverhalten sehr wohl. Kleine Handlungen können in großer Summe viel bewirken. Wir müssen lernen, dass unser Handeln Folgewirkungen hat“, sagt Schmidt. „Und schließlich ist es ein gutes Gefühl, dass man im eigenen Umfeld mit seinem Verhalten etwas erreichen kann.“

Die App „Ein guter Tag hat 100 Punkte“ bildet den individuellen Lebensstil ab, umgerechnet in Punkte. Im klimafreundlichen Optimalfall erreicht man 100 Punkte. Diese Zahl ist jedoch nur durch extrem reduziertes Leben im urbanen Raum, ohne eigenes Auto, zu erreichen. Im Durchschnitt kamen alle User der App auf der Mühlviertler Alm zu Beginn auf 241 Punkte. Am Ende des Versuchszeitraums lag der Durchschnitt bei 233 Punkten. Österreich-Durchschnitt sind 455 Punkte. Damit liegen die User der App auf der Mühlviertler Alm klar unter dem österreichischen Schnitt, bezogen auf das Jahr 2020. Durch die Challenges haben sich die Gesamtemissionen der Teilnehmenden um rund drei Prozent reduziert. Die App „Ein guter Tag hat 100 Punkte“ kann über das Projektende hinaus benutzt werden. Bei regionalen Klima-Stammtischen wurden in den Gemeinden Forderungen ausgearbeitet (z. B. regionale Energiegemeinschaften, Urlaubsverhalten ändern,...), die in den kommenden Monaten weiter aufbereitet und nach Priorität gereiht sowie umgesetzt werden sollen.

Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden