UNTERWEISSENBACH. Auf den Sportplatz fällt am Morgen Franz Kerns erster Blick aus dem Fenster. „Ich freu mich immer richtig, wenn sich dort was tut“, sagt der pensionierte Schulwart. Kein Wunder, schließlich hat er rund 1.300 Arbeitsstunden ehrenamtlich in den Bau des neuen Unterweißenbacher Union-Klubhauses investiert.
Dem Sport, und speziell dem Fußball, war Franz Kern schon von Kindesbeinen an verbunden. „20 Jahre lang hab ich Fußball gespielt, bin in jungen Jahren schon Funktionär bei der Union geworden und hab bei der Organisation von Veranstaltungen mitgeholfen“, blickt der Unterweißenbacher zurück.
„Du bist der richtige Mann!“, hieß es in den 1990-er Jahren, als das erste Union-Gebäude gebaut wurde. Und das war Franz Kern, gelernter Schlosser, später Mitarbeiter der Baufirma Kern und danach langjähriger Schulwart der Mittelschule seines Heimatortes, tatsächlich. Als Bauleiter hielt er damals die Fäden in der Hand. 30 Jahre später war Kern noch immer der richtige Mann, als es galt, das alte Klubgebäude abzureißen und einen zeitgemäßen Neubau hinzustellen. „Ich komme mit meinen Enkerln auf viele Fußballplätze und sehe zeitgemäße Kabinengebäude. Mir war nicht leid um das alte Klubhaus“, sagt er rückblickend. Und es war von Anfang an „sein“ Projekt. „Die Arbeit hat mich interessiert. Ich hab sogar den Rohentwurf gemacht.“ Als die Bauarbeiten begannen, war Franz Kern schon als Schulwart in Pension und stand als „Polier“ jede Woche 50 bis 60 Stunden auf dem Bauplatz, gemeinsam mit etlichen seiner ehemaligen Schüler, die heute erwachsen sind. „Da hab ich gute Rückmeldungen bekommen. Ich hab in der Schule meine Linie gehabt, aber die Schüler haben von mir alles haben können. Wie oft habe ich Schlapfen gepickt und Jause ausgeteilt?“, schmunzelt Franz Kern und denkt gerne an die Zusammenarbeit mit den Direktoren Karl Kiesenhofer und Hildegard Biermeier zurück.
Nach 51 Wochen fertig
Sein Bruder Wilhelm hat fast ebenso viele Stunden in den Bau des Klubgebäudes gesteckt wie Franz Kern selbst. „Wir haben beim ersten Bau schon miteinander gearbeitet, und jetzt eben wieder.“ Nach 51 Wochen Bauzeit, in der Kern akribisch jedes Detail in einem Bautagebuch notierte, war das neue Union-Gebäude schließlich fertig.
„Eröffnung war mein Fest“
Die Eröffnung fand genau vor einem Jahr, am 17. und 18. September 2022, eine Woche nach Schulanfang, statt. „Das war ein gutes Gefühl, das war mein Fest. Und ich freu mich noch immer so, wenn am Sportplatz Betrieb ist, dann weiß ich, ich hab die ganze Arbeit nicht umsonst gemacht“, sagt Franz Kern. „Mir entgeht aber auch nix“, fügt er hinzu, „zum Beispiel, wenn die Fußballer auf nassem Gras trainieren. Dann gibt es halt hie und da ein ernstes Wort, und die Sache passt wieder.“ Um den Rasen kümmert sich der Pensionist nämlich als einer von mehreren Ehrenamtlichen.
Langeweile ist bei Kern auch nach Abschluss des Bauprojekts nicht aufgekommen. „Ich sehe mir immer so viel Arbeit, fad sein gibt es bei mir nicht.“ Und wenn einmal gar nichts zum Arbeiten ist, dann fährt er mit seiner Gattin eine Runde mit dem E-Bike oder macht einen Marktrundgang. „Da findet sich immer wer zum Plaudern.“
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