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Ladenschluss für das Waldburger Kaufhaus Wiesinger

Mag. Susanne Überegger, 30.01.2024 17:01

WALDBURG BEI FREISTADT. Für Waldburg geht am Mittwoch, 31. Jänner, eine Ära zu Ende. Das kleine, aber feine Kaufhaus Wiesinger schließt seine Ladentüren. Somit hat die Gemeinde keinen Nahversorger mehr im Ort.

Kauffrau Renate Wiesinger war in ihrem Geschäft in Waldburg viele Jahrzehnte lang in ihrem Element. Am 31. Jänner 2024 hat es zum letzten Mal geöffnet. (Foto: Herbert Preslmaier)

Auch in den letzten Tagen vorm Zusperren am 31. Jänner lässt es Kauffrau Renate Wiesinger trotz allem Stress nicht an Elan und guter Laune missen. Sie fand zwischen Ladenschluss um 18 Uhr und dem Vorbereiten einiger vorbestellter kalter Platten für ein Buffet sogar noch Zeit für ein Gespräch mit Tips.

Vorher Volksschule, dann Kaufhaus

Renate Wiesinger hat die nur 50 Quadratmeter große Greißlerei mit ihrem Mann Hubert im Jahr 1988 von den Schwiegereltern übernommen. Das Haus direkt neben der Pfarrkirche Waldburg wurde etwa im Jahr 1860 erbaut und diente erst als Volksschule für die Waldburger Kinder, bevor es im Jahr 1902 von der Kaufmannsfamilie Riepl gekauft wurde. In den 1930er-Jahren übernahm Hubert Wiesingers Großvater den Laden, und übergab ihn wiederum 1954 an seinen Sohn, Huberts Vater.

Sozialer Treffpunkt

In all den Jahrzehnten war das Kaufhaus Wiesinger auch ein zentral gelegener und beliebter Dreh- und Angelpunkt für das gesellschaftliche Leben in Waldburg. Sogar sonntags hatte der Laden bis in die 1980er-Jahre selbstverständlich geöffnet. „Die Leute haben vorm Kirchgang ihre Taschen und Körbe samt Einkaufszettel bei uns ins Vorhaus gestellt, und nach der Messe dann ihre fertig eingepackten Einkäufe abgeholt“, erinnert sich Hubert Wiesinger mit einem Lachen.

Renate Wiesinger führte den Laden in den vergangenen 36 Jahren unter großem persönlichen Einsatz und mit sehr viel Herz. Nebenbei fuhr sie mit ihremMann außerdem jahrzehntelang, bis 2014, die Kindergarten- und Schulkinder mit dem Bus nach Waldburg und wieder nach Hause.

60-Stunden-Woche war die Regel

Bei den Kunden überaus beliebt waren Renate Wiesingers liebevoll angerichtete kalte und warme Platten für Buffets. Immer am Freitag kochte sie außerdem zwei verschiedene Mittagsgerichte, welche die Kunden im Geschäft abholen konnten. Zwei (mittlerweile erwachsene) Kinder hat das Ehepaar Wiesinger auch.

„Eine 60-Stunden-Woche war die Regel. Aber mich hat die Arbeit immer gefreut. Ich bin gerne unter den Leuten“, sagt Renate Wiesinger. Darauf, dass das kleine Geschäft trotz begrenztem Platz ein Vollsortiment anbieten konnte, ist die Kauffrau stolz. Ob Brot, Mehl, Honig oder Fleisch: So viele Produkte wie möglich bezog sie von Betrieben oder Bauern aus Waldburg oder den umliegenden Gemeinden.

„Danke fürs Zuwahoitn!“

Doch die vielen Jahre als selbstständige Kauffrau zehrten auch an den Kräften. „Man kann einfach nie abschalten, und unser letzter richtiger Urlaub ist Jahre her. Wir sind froh, dass wir das Geschäft so lange betreiben konnten. Dafür sagen wir den Waldburgern, vor allem unseren Stammkunden und den Vereinen, die uns mit ihren Bestellungen und Einkäufen immer unterstützt haben, ein großes Dankeschön fürs 'Zuwahoitn'“, bedankt sich das Ehepaar Wiesinger. Bei der Nachnutzung des Geschäfts und Hauses werde man darauf achten, dass „etwas Nachhaltiges für Waldburg entsteht. Das ist uns sehr wichtig für den Ort.“


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